Venetoclax

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cicici
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Re: Venetoclax

Beitrag von cicici » 13.12.2018, 08:52

Hallo zusammen,
das Thema interessiert mich nach wie vor und ich lese regelmäßig hier im Forum eure Beiträge.
Knackpunkt/ Schwachpunkt ist eben die wahnsinnige Infektanfälligkeit, die die CLL naturgemäß mit sich bringt. Wie beherrscht man dann Infektionen, die durch Therapien noch forciert werden, da als Nebenwirkung Neutropenien oder andere „Defekte“auftreten?

Meine Mutter hatte unter Zydelig nie eine Neutropenie, aber hat jeden viralen Infekt mitgenommen, der im Umlauf war. Auch, nachdem das Medikament längst abgesetzt war. Für die Abwehr von viralen Erregern sind vorrangig die T- Lymphozyten zuständig. Rückblickend gesehen, muss sie auch im Bereich der T- Zellen einen Defekt gehabt haben, möglicherweise als Folge der langjährigen CLL? Einfach so, als eine natürliche Entwicklung im Rahmen der Krankheit?
Keine Ahnung. Jedenfalls hat sie als Hochrisikopatientin 1,5 Jahre (mit den neuen Therapien) überlebt. Ohne Einsatz der neuen Substanzen, so heißt es, lebt man im Median 1-2 Jahre. Letztlich, in ihrem individuellen Fall, kein verlängertes Gesamtüberleben.

Allerdings denke ich nicht, dass sie es ohne Behandlung länger geschafft hätte oder besser gelebt hätte. Zu rapide sanken die wichtigen Blutwerte, ihr Gewicht. Aber Vielleicht wäre das zum Stillstand gekommen, irgendwann. Keine Ahnung. Denke eher nicht. Ihre Lebenszeit war einfach rum, das denke ich.
Es klappt nicht bei allen.

Viele Grüße,
Christina

Thomas55
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Re: Venetoclax

Beitrag von Thomas55 » 13.12.2018, 08:14

Alan hat geschrieben:
11.12.2018, 16:26
Die häufigste Nebenwirkung war wie gehabt Neutropenie.
Hallo Alan,

....mein ganz subjektiver Eindruck ist, dass zur Zeit immer mehr "behandelt" wird ohne zu schauen ob es auch nicht ohne Behandlung geht bezw. mit einer "palliativen" Behandlung sogar mehr und bessere Lebensrestzeit erreicht wird als mit diesen vielen neuen und teueren Therapieversuchen.
Erst gestern war ich bei der Trauerfeier eines SHG-Mitgliedes, gestorben an Folge von Infekten die das Immunsystem nicht mehr unter Kontrolle halten konnte (Sepsis). Im vergangenen Jahr war es bei drei Mitgliedern so....

Was mir fehlt sind Aussagen ob die (neuen) Therapien tatsächlich ein verlängertes gutes Leben bringen....Da fehlen, möglicherweise auch aus ethischen Gründen (?), entsprechende Studienaussagen. Oder gibt es die und ich kenne sie nur nicht ?

Gruß
Thomas

Alan
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Re: Venetoclax

Beitrag von Alan » 11.12.2018, 16:26

An alle,
Michael Choi MD vom Moor Canser an der Uni San Diego erklärt Venetoclax-Monotherapie nach mehreren Chemoimmuntherapien und Fehlschlagen von 2 B -Zell Inhibitoren.
Ibrutinib und Idelalisib zeigten sich sehr wirksam in CLL, aber was passiert wenn wir nicht mehr reagieren ( feuerfest ) und Rückfall oder intolerant werden. ?
Es ist bekannt aus früheren Studien dass wen man mit Ibrutinib scheitert , dass Idelalisib arbeiten kann und umgekehrt.
Was können wir tun, wenn beide BCR-Inhibitoren versagen oder Intotolerant?
Michael Choi diskutiert die erste Studie multizent mit Venetoclax-Mono zu rezidivierender CLL nach Chemo Immuntherapien und versagen zweier BCR -Inhibitoren.
Die Ansprechrate mit Ventoclax -Mono war insgesamt in der Studie 39 % ORR.
Es gab in der Reaktion der Pat. keinen Unterschied ob Pat. intolerant oder progressive Krankheit hatten.
Das mediane progressionsfreie Überleben betrug 16,4 Mon. und die mediane
Gesamtüberlebenszeit 26,6 Mon.
10 Pat. mussten die Therapie einstellen auf Grund von Progression , 2 Pat. auf Grund von Nebenwirkungen und 2 Pat. wegen Richter Transformation.
Die häufigste Nebenwirkung war wie gehabt Neutropenie.
Diese Daten legen nahe , eine ganz düstere Prognose für Pat. die mehrmals vorbehandelt mit Chemo Immuntherapie und Ibrutinib sowie Idelalisib .
Es gab zur Studie eine Analyse mit Dr. William Wierda MD. Andersen Uni Texas und Abbvie sowie mit Michael Choi.
Es gibt für diese CLL-Pat. unerfüllte Bedürfnisse . Wir sollten uns dessen bewußt sein, dass Pat. mit mehreren Therapielinien wenn Fortschritte gemacht werden die CLL ein bisschen aggressiver wird und wir müssen in dieser Situation die optimalen Behandlungen finden.
Die Antwort Rate ist alles andere als gut , wir müssen Optionen finden die sicherer sind, trotz allem war Venetclax- Mono in diesem Szenario noch aktiv, ( Basisreaktionsrate) aber es gibt Arbeit die getan werden muss.
Für die CLL-Pat. In dieser Studie fliegen die CLL-Zellen nicht aus dem Körper wenn man die Verpackung nur anschaut.
Gruß Alan

Alan
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Re: Venetoclax

Beitrag von Alan » 01.07.2018, 17:08

Hallo Rosemarie,

dein Hämatologe gab dir die Info, dass bei Venetoclax Therapie eine Chemo erforderlich ist.
Grundsätzlich ist das falsch.
Venetoclax wird über 5 Wochen langsam hochgefahren wie auf einer Rampe und nach 5 Wochen wird die Zieldosierung von 400 mg erreicht.
Dadurch wird das Tumorlyse Risiko Syndrom auf ein minimum reduziert.
Nur in ganz wenigen Ausnahmefällen, bei sehr hoher Tumorlast ,könnte ein Zyklus Chemo erforderlich sein.
Hämatologen haben mit FCR die meiste Erfahrung.
Ob bei FCR Therapie Empfehlung die Therapie maßgeschneidert ist, wie ein angefertigtes Kleid beim Schneider, dass nicht zu lang, zu kurz oder zu weit oder zu eng ist muss jeder selbst entscheiden.
Gruß Alan

r1o2s3e4
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Re: Venetoclax

Beitrag von r1o2s3e4 » 01.07.2018, 10:08

Hallo Mitglieder,
mein Hämatologe ist ganz angetan von diesem Medikament, nur eine Chemo zusätzlich wäre nötig.
Ich bin noch nicht therapiert, 116 ooo Leukos, andere Werte sind in Ordnung. Ich würde mir gar keine Gedanken über eine Therapie machen, wenn ich nicht diese scheußliche Fatique hätte. Lt. Hämatologe verschwindet diese bei dieser Therapie.
Nun denke ich darüber nach, was ich machen soll. Die Nebenwirkungen sind ja ordentlich. Gibt es hier noch weitere Erfahrungen mit dieser Therapie?
Vielen Dank für die Antwort.
Gruß
Rosemarie

Thomas55
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Venetoclax

Beitrag von Thomas55 » 30.06.2018, 10:35

Ich mache mal einen extra Thread für diesen neuen Wirkstoff aus. Es gibt ja hier schon Berichte im Forum im Rahmen einer Studienteilnahme mit Venetoclax. Und die Zulassung liegt inzwischen auch außerhalb Studien vor.

Wir hatten gestern Abend einen Vortrag über die neuesten Ergebnisse vom europäischen Hämatologenkongress in Stockholm, der diesen Monat stattfand. Für Hämatologen spannend waren natürlich vor allem die neuen Versuche mit der CAR-T-Zelltherapie, für uns Cller aber noch lange kein Thema. Was ich am interessantesten fand sind die bisherigen Ergebnisse mit Venetoclax und zwar deshalb, da man hiermit zu rund 50% eine MRD (minimale -nicht mehr feststellbare- Resterkrankung) erreicht, das lässt hoffen, ähnlich wie bei der CML schon teilweise möglich, nach einer gewissen Zeit ganz auf Medikamente verzichten zu können. Mit Ibrutinib oder Idealisib erreicht man dieses MRD nur bei einem sehr kleinen Prozentsatz, deshalb bleiben diese vorerst Medikamente die man dauerhaft nehmen muss. Venetoclax ist allerdings so stark wirksam dass am Anfang die Gefahr einer TML (Tumolysesyndrom, d.h. der Körper wird mit einer großen Menge abgestorbenen Zellen belastet) vorhanden ist. Deshalb werden bei uns die Anfangsdosen (Tabletten) stationär gegeben um schnell reagieren zu können.
Was man aber unbedingt berücksichtigen muss, ist, dass insgesamt eine richtige Beurteilung noch nicht möglich ist, da die Erfahrungen damit noch zu kurz sind.

Gruß
Thomas

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