Nierentransplantation und CML

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Cecil
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Re: Nierentransplantation und CML

Beitrag von Cecil » 26.03.2015, 14:14

Einen Versuch war es wert; möglicherweise hat man die Frage nicht richtig verstanden.

Interessant wäre wohl, wenn ich Dich richtig verstanden habe, eher der entgegengesetzte Wirkungsweg, nämlich ob und wie sich die Immunsuppressiva auf die Wirkung der TKI auswirken.

Hier habe ich mal eine interessante Webseite für Dich (Beispiel: Cellsept), auf der Du Dich umtun kannst: http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php ... latmofetil

und hier einen nicht mehr ganz neuen, sehr ausführlichen Artikel eines Pharmakologen mit dessen Mailadresse: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=29801 Wenn der in dieselbe Richtung "kann" wie das BfArM, kann er vielleicht auch die umgekehrte Wirkung beurteilen.

Utz
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Re: Nierentransplantation und CML

Beitrag von Utz » 26.03.2015, 13:12

Ich bin Cecil's Rat gefolgt und habe beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nachgefragt. Die Antwort poste ich hier:

"Sehr geehrter Herr Huppertz,

vielen Dank für Ihre Anfrage.
Systemisch verfügbares Tacrolimus wird durch das Enzym CYP3A4 in der Leber verstoffwechselt.

Für Glivec (Wirkstoff Imitinib) gibt es Hinweise, dass die Substanz CYP3A4 hemmt. Die Anwendung von Glivec zusammen mit Substanzen, die über CYP3A4 verstoffwechselt werden und eine enge therapeutischen Breite aufweisen (z. B. Tacrolimus) muss daher mit Vorsicht erfolgen (Quelle: Fachinformation Glivec Filmtabletten, Stand: 12/2014).

In der Fachinformation zu Bosulif (Wirkstoff Bosutinib, Stand 12/2014) wird darauf hingewiesen, dass auf Grundlage einer In-vitro -Studie davon ausgegangen wird, dass Bosutinib möglicherweise eine Erhöhung der Plasmakonzentrationen verschiedener Arzneimittel u.a. auch Tacrolimus bewirken kann.

Zu Wechselwirkungen von Mycophenol und Imitinib bzw. Bosutinib liegen uns keine Erkenntnisse vor."

Vielleicht ist es Jemandem irgendwann von Nutzen.

LG Utz

Utz
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Re: Nierentransplantation und CML

Beitrag von Utz » 19.03.2015, 10:18

Guten Tag Cecil,

danke für Deinen Hinweis! Ich habe eine entsprechende Anfrage abgeschickt.

LG Utz

CMLBerlin

Re: Nierentransplantation und CML

Beitrag von CMLBerlin » 18.03.2015, 16:28

Das erhöhte Risiko von organtransplantierten Patienten ist tatsächlich bekannt und wiederholt publiziert worden.

Die wichtigste Erkenntnis ist hierbei, daß Chirurgen, die organtransplantierte Patienten betreuen, auf die Möglichkeit einer CML bei entsprechenden Befunden achten müssen.

Umgekehrt sollten Patienten mit CML nach einer Organtransplantation genauso behandelt werden, wie "gewöhnliche" CML Patienten.

Gruss,
CMLBerlin

Cecil
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Re: Nierentransplantation und CML

Beitrag von Cecil » 17.03.2015, 15:27

Hallo, Utz,

bisher hat Dir noch niemand geantwortet, und das tut mir leid.

Daher hier zumindest ein vager Versuch meinerseits; wir Organ-und Gewebstransplantierten sollten uns ein bisschen gegenseitig helfen..

Wenn man Deine Fragestellung ein wenig verallgemeinert, fänden sich evtl. doch ein paar Ansprechpartner. So könnte man statt von organtransplantiert + CML ebenso von "unter Immunsuppressiva stehend und parallel einen Kinasehemmer einnehmen müssend" sprechen. Nur eine Idee.
Das BfArM - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - erfasst auch solche Neben- und Wechselwirkungen von Arzneimitteln, die außerhalb bzw. nach Abschluss klinischer Studien bekannt werden. Vielleicht lohnt sich dort eine Anfrage?
http://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pha ... _node.html
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Ich selbst hatte übrigens nacheinander Ciclosporin A, dann auch Advagraf und zuletzt wurde ich auf Certican/Everolimus eingestellt, falls ich Dir da mit Erfahrungen weiterhelfen kann.

Utz
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Nierentransplantation und CML

Beitrag von Utz » 15.03.2015, 18:11

Ich bin seit März 2008 nierentransplantiert (Lebendspende). Meine Immunsuppression ist mit Advagraf (Tacrolimus) und Cellcept (Mycophenolatmofetil) eingestellt.

Im November 2012 wurde im Rahmen meiner 1/4-jährlichen Kontrolluntersuchungen eine CML diagnostiziert.
Die Erstbehandlung erfolgte mit Sprycel bei gleichzeitiger Absenkung der Dosierung für die Immunsuppression mit einem geradezu durchschlagendem Erfolg, leider mit 4-maligem Pleuraerguss, so dass meine Ärzte diese Behandlung nach 2 1/2 Monaten als zu risikoreich einstuften (Infektionen).

Die Weiterbehandlung der CML erfolgte dann mit Glivec 400 mg und vollständiger Zyto- und molekulargenetischer Remission.

Seit August 2014 stieg die Zahl der BCR-ABL Kopien aber wieder kontinuierlich an und führte zuletzt zum MMR-Verlust. Probeweise haben wir nun die Dosierung auf 600 mg Glivec erhöht, ein PCR findet dann Mitte April statt. Als Zweitlinienmedikament haben wir ggf. Bosulif ausgesucht wg. der Minimierung oder Vermeidung möglicher Interaktionen mit der Immunsuppression.

Ich bin nun auf der Suche nach Patienten in einer ähnlichen Situation, dh. Organtransplantation und CML.

Anmerkung noch dazu: Transplantationsärzte und Hämatologen arbeiten in diesem Fall mustergültig zusammen! Alle Besprechungen mit mir finden in offenem Dialog statt.. Sie finden zur Zeit aber keinen gleichgelagerten Fall.

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