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von jan » 28.08.2009, 16:35
Hallo Claudi
mich überrascht das in Eurem Fall ehrlichgesagt auch. Es gibt ja offensichtlich (chronische Phase, gutes Ansprechen) keinen medizinischen Grund, weshalb im Moment ein Spender gesucht werden sollte -- und ein "präventives" Suchen macht ja keinen Sinn, denn was würde es helfen, wenn man jetzt eine Person als passenden Spender mit viel Aufwand findet und typisiert, und man dann Jahre später nicht mehr auf ihn zurückkommen könnte, weil er dann unbekannt vorzogen ist oder nicht mehr will. Eine detaillierte Suche macht nur Sinn, wenn man wirklich kurzfristig transplantieren möchte.
Daher würde ich mir das gut begründen lassen. Da auch Privatpatienten die Aufwände am Ende über die Beiträge zahlen, wäre eine solche Ausgabe ohne gute Begründung Irrsinn.
Noch zum Verständnis: Es gibt zwei verschiedene "Ebenen", nach Spendern zu suchen. Eine simple Suche in der Datenbank ist billig und einfach - dabei kann man erstmal in den elektronischen Akten suchen, wie viele potentielle Spender mit den erfassten Merkmalen passen würden. Bei mir wurde das nach Diagnose auch "kostenlos" gemacht und man hat gesagt, dass theoretisch weltweit etwa ein Dutzend Spender passen könnten - aber ohne die detaillierte, teure Suche wäre das nur eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu finden. Meine Schwester hat man auch getestet (paßte nicht), die Rechnung war aber nicht teuer. Die Kostengründe sind woanders.
Das Problem: Bei den meisten Spendern werden aus Kostengründen in der Erstregistrierung nur ein Teil der Merkmale bestimmt und in der Datenbank gespeichert. Es gibt HLA-A-, HLA-B-, HLA-DR-, HLA-C, HLA-DQ- und HLA-DP-Merkmale, anhand derer man bestimmen kann, ob ein Spender als Stammzellspender für einen Patienten in Frage kommen könnte. Wenn eine Übereinstimmung zwischen den ersten vier von mindestens sechs HLA-Merkmalen eines Patienten und von Spendern festgestellt wurde, wird bei diesen Spendern eine weitere Gewebetypisierung veranlasst, d.h. eine HLA-DR-Typisierung vorgenommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass nach dieser Typisierung der Spender weiterhin für einen bestimmten Patienten als Stammzellspender in Frage kommt, beträgt hierbei etwa 5%. Die hochauflösende Typisierung mit allen Merkmalen kostet mehr Geld und wird daher nicht gleich mit der Neuaufnahme gemacht. In den Datenbanken sind wohl oft nur die wichtigsten Merkmale (HLA-A, -B, -DR, -C) erfasst. Will man also nun wissen, ob die mit den wichtigsten Merkmalen potentiell passenden Spender auch vollkompatibel sind, muss man die Personen suchen, evtl über Melderegister nach Umzügen ausfindig machen, kontaktieren, persönlich einbestellen, mit allen Merkmalen in einer Bestätigungstypisierung testen, Ergebnisse austauschen - oft weltweit, und bei Dutzenden von Leuten für einen Fall. Das kostet viel Zeit und Geld.
Daher der Unterschied der kostenlosen, vorläufigen Suche und der teuren, konkreten Spendersuche... sollte man nicht durcheinanderwerfen.
Grüße
Jan