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von jan » 07.01.2005, 19:54
Hallo Mark,
die Resistenz sollte man, wie Du vermutet hast, grundsätzlich von der Akzeleration trennen, da die Resistenz gegen Glivec lediglich besagt, dass speziell dieses Medikament nicht mehr auf BCR-ABL-positive Zellen wirkt, während die "Phasen" der CML den klinischen Gesamtzustand der CML-Krankheit definieren. Oder anders gesagt, auch wenn ich nach einer Komplettremission eine Resistenz gegen Glivec erleide, bin ich bei sonst nicht drastisch veränderten Faktoren (Anteil Blasten, Milzgröße, Anteil Basophile, etc) noch in der chronischen Phase , muss diese aber schnell mit einer Therapie stabilisieren, die die Glivec-Resistenz umgeht (Du lagst also mit Punkt 1 und 2 richtig).
Bei bestimmten Resistenzen wird ja diese auch einfach durch phasenweises Absetzen von Glivec überwunden, da in dieser Zeit die zusätzlich mutierten Zellen ihren Überlebensvorteil gegenüber den "normalen" CML-Zellen verlieren und dann verdrängt werden. Andere Resistenzen sind durch Glivec-Dosiserhöhung überwindbar, manche nur durch andere Medikamente (wie hoffentlich BMS-354825 oder AMN107). Bei einer Resistenzart hilft bisher vermutlich nur die Transplantation. Daher ist es ja auch so wichtig zu wissen, welche Art Resistenz genau vorliegt, damit man angemessen gegensteuern kann - das können bisher eben nur wenige CML-Experten beurteilen, die in der Resistenzforschung aktiv sind.
Insofern: Es gibt kein Patentrezept - zum Glück treten Resistenzen aber nur bei einem sehr geringen Teil von Patienten auf, die in der chronischen Phase gleich mit Glivec behandelt werden und anfangs gut darauf ansprechen. Gerüchteweise stehen die Phase-II-Studien mit den beschrieben Wirkstoffen auch bei CML kurz bevor...
Zur Info noch, wie sich in der Theorie die akzelerierte Phase definiert: die chronische und akzelerierte Phase lassen sich nicht völlig trennschaft abgrenzen, aber grundsätzlich deuten folgende Merkmale (nicht einzeln, sondern in Kombination) auf eine beginnende Akzeleration hin:
<!-- BBCode ulist Start --><UL><LI>deutlich steigende Leukozytenzahlen trotz adäquater zytostatischer Therapie
<LI>Anteil Blasten im peripheren Blut oder Knochenmark zwischen 10% und 30% trotz Therapie
<LI>Anteil Blasten und Promyelozyten im peripheren Blut über 20%
<LI>Anstieg der Basophilen im peripheren Blut auf über 20%
<LI>Nicht therapieinduzierter Thrombozytenabfall unter 100.000/ul
<LI>Anämie
<LI>progrediente Thrombozytose
<LI>Verschlechterung des subjektiven Befindens
<LI>progrediente Splenomegalie (Milzvergrößerung) bei laufender Therapie
<LI>zusätzliche zytogenetische Aberrationen (Isochromosom 17, zweites Ph-Chromsom, Trisomie 8 oder 19)
</UL><!-- BBCode ulist End -->(Quelle: CML - Empfehlung zu Diagnostik und Therapie, 2. Auflage 2004, Prof. Hochhaus, S. 16)
Ich hoffe, ich konnte mit den Infos schon ein wenig helfen...
Herzliche Grüße
Jan