CLL und SZT

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Thomas55
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Re: CLL und SZT

Beitrag von Thomas55 » 12.10.2013, 10:58

seoul1 hat geschrieben:Hallo Cecil,

Was neue meds angeht, bin ich nicht sicher, wie diese wirken werden.
Wunder gibt es selten.
.
Hallo Soul,

schau einfach mal das Kapitel oberhalb Cll an und Jan, der dieses Forum gegründet hat, da gab es dieses "Wunder". Bis vor sieben oder acht Jahren gabs bei der CML eigentlich nur die SZT, und dann gabs den Kinasehemmer Glivec. Seitdem muss nur noch ein ganz kleiner Teil transplantiert werden und man geht mit den Kinasehemmer von einer fast normalen Lebenserwartung aus...

Gruß
Thomas

Übrigens die neuen Cll-Mittel gehören auch zu diesen Kinasehemmern.

seoul1
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Re: CLL und SZT

Beitrag von seoul1 » 11.10.2013, 22:12

Hallo Cecil,
Du machst mir wieder Mut. Es ist fuer mich noch so, als wäre alles nicht wahr. Gerade mal 4 Wochen ist es her, und ich muss mich mit FCR anfreunden. Dazu mit den Dingen, was wird wenn...
Was neue meds angeht, bin ich nicht sicher, wie diese wirken werden.
Wunder gibt es selten.
Hoffe sehr, dass mich die chemo nicht flachlegt..
Da meine anderen Organe zumindest im Ultraschall und bei den Werten ok zu sein scheinen und es fuer mich die erste Krankheit überhaupt ist, trotz 64! Und ich nie Allergien hatte, hoffe ich mal, ich stehe die ganzen Nebenwirkungen durch.
Immer mit niedrigem HB wert kann ich es nicht aushalten, da ich abhängig bin..

Cecil
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Re: CLL und SZT

Beitrag von Cecil » 11.10.2013, 19:59

Thomas55 hat geschrieben: Seoul,
....diese Frage ist eigentlich erst interessant wenn das wirklich ansteht, und so wie es aussieht ist das zukünftig ohnehin bei einer Cll nur noch seltenst nötig. ...
Hallo, Seoul,

in diesem Punkt hat Thomas sowas von Recht .....
Verständlicherweise bist Du sehr aufgeregt, was absolut nachvollziehbar ist, wenn man erfährt, dass man nicht nur eine maligne Erkrankung hat, sondern im Gegensatz zur Mehrzahl der Patienten auch sofort behandelt werden muss (nunmehr ja nicht nur wegen des Hb-Wertes).

Nach meinem Gefühl machst Du einen sehr beunruhigten Eindruck und fragst Dinge, die wahrscheinlich nicht eintreten werden, mindestens aber in der Zukunft liegen. Meiner Meinung und auch persönlichen Erfahrung nach wäre es aber gerade gut, wenn Du vor Beginn der FCR-Therapie ein wenig zur Ruhe kommen könntest; dann verkraftest Du sie vermutlich leichter.

Daher wollte ich Dir auf diese Frage gar nicht antworten; nun aber doch.

Mit der Zulassung von Ibrutinib wird noch in 2013 gerechnet. Solltest Du in Zukunft dennoch mit der Frage einer Stammzelltransplantation konfrontiert werden, wirst Du Dir natürlich eine Klinik mit einem (anhaltend) guten Ruf suchen. Genauso (überlebens-)wichtig wäre dann aber, dass diese Klinik innerhalb von rund 4 Fahrstunden für den Patienten erreichbar ist. Beim Lesen älterer threads hatte ich mitunter den Eindruck, dass manche Transplantierte bei Problemen die nächstgrößere Klinik ansteuern. Ich will jetzt nicht behaupten, dass diese mit einer GvHD oder der abgestimmten Medikation bei Infektionen überfordert wären; aber selbst die Innere Notaufnahme meiner (Transplantations-) Uniklinik hat mich jeweils nur mit spitzen Fingern angefasst und sofort den OA der Hämatologie-Onkologie mit Rufbereitschaft kontaktiert. Soviel dazu.
Thomas55 hat geschrieben: ...Die Transplantation ist ja heutzutage meist kein großes Problem mehr, die Heilungschancen sind ja wohl auch da, aber kein Arzt kann Dir sagen ob Du hinterher trotz "Heilung" durch die GvHD nicht ein schwerkranker Mensch bist.

Dr. Dräger aus Heidelberg ist ja bekannt durch seine Arbeit mit SZT bei älteren Patienten, auf einem Kongress berichtete er von der dramatisch gesunken Mortalitätsrate bei dieser Behandlung, das ist toll, aber erst auf meine Nachfrage wieviel Prozent hinterher unter GvhD leiden, (ich glaube es waren über 60%) ging er auf diese Probleme ein, d.h. es ist dann auch wichtig hinterher eine einigermaßen erreichbare Nachsorge zu haben.
Zu den 60 Prozent: Wie Du hier:
http://www.leukaemie-online.de/index.ph ... plantation
lesen kannst, können immer noch etwa 50 Prozent aller Patienten Schäden durch GvHD davontragen. Jedoch - im Durchschnitt war der See 1,20 m tief .... Die einen trifft es sehr schwer; andere haben moderate Einschränkungen. Außerdem versucht man, wie im obigen Artikel, stetig dieser Probleme Herr zu werden. Deutliche Erfolge werden beispielsweise bereits mit der hier beschriebenen Methode erzielt:
http://www.leukaemie-online.de/index.ph ... 480#p27480

Betreffend Alemtuzumab, das im Gegensatz zu Rituximab, Obinutuzumab und Ofatumumab tatsächlich auch an T-Lymphozyten bindet, fand ich den Wikipedia-Artikel (http://de.wikipedia.org/wiki/Alemtuzumab) ganz lesenswert. Demnach wird in der Erstlinientherapie die "medizinische Indikation für die Gabe von Alemtuzumab ... heute bei einer kleinen Untergruppe von CLL-Patienten gesehen, und zwar solche, die Alterationen des TP53-Tumorsuppressor-Gens auf Chromosom 17 (17p13) aufweisen."

Einen allgemeinen Wunsch hätte ich noch: Falls z. B. Ibutrinib noch in diesem Jahr eine Zulassung erhält, bedeutet das ja auch, dass so und so viele Menschen sich dazu hergegeben haben, das Medikament über mehrere Phasen von klinischen Studien am Menschen erforschen zu können.
Analphabetische arme Inder, wie in Reportagen öffentlich-rechtlicher Fernsehsender schon gesehen, die nicht wissen, was sie da an Studienunterlagen unterzeichnen, werden das in diesem Fall eher nicht gewesen sein. Die CLL ist eher eine Erkrankung der westlichen Hemisphäre, wie es in den Leitlinien heißt; farbige CLL-Patienten werden gegenüber den sog. Kaukasiern als minority bezeichnet:
http://www.news-medical.net/news/201307 ... sians.aspx

Aber gleich, ob Inder oder weiße amerikanische und deutsche Patienten: Ich finde, wir sollten wenigstens denen gegenüber, die in Studien mit solchen "Durchbruch-"Medikamenten zu tun haben, irgendwie .... ein bisschen dankbar und möglichst nicht herablassend sein.

Gast

Re: CLL und SZT

Beitrag von Gast » 11.10.2013, 15:50

Thomas55 hat geschrieben: ...
Nach meinen sicher unvollkommenen Information wird dieser Antikörper bei der Cll hauptsächlich vor Transplantationen genutzt, da soll ja das eigene Immunsystem ohnehin ausgeschaltet werden.

Gruß
Thomas
----> siehe DGHO-Leitlinien

Gerade, als der mediale Zorn hierüber auf dem Höhepunkt war, lief ein Panorama- oder Monitor-Beitrag mit einem noch nicht soooooo alten Patienten, der dauerhaft darauf angewiesen war.

Thomas55
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Re: CLL und SZT

Beitrag von Thomas55 » 11.10.2013, 14:41

Hallo Gast,

....das wäre ein Mißverständnis wenn ich generell gegen Alemtuzumab schreiben würde, wollte nur Aufzeigen dass es Hämatologen gibt die das kritisch sahen bezw. erlebt haben wie Patienten dabei gestorben sind. Leider ist es ja nicht so wie Du schreibst, dass selektiv die Krebszellen vernichtet werden, sondern mit diesem Fall auch die gesunden T-Zellen mitgetroffen werden, dadurch die Immunproblematik. Nach meinen sicher unvollkommenen Information wird dieser Antikörper bei der Cll hauptsächlich vor Transplantationen genutzt, da soll ja das eigene Immunsystem ohnehin ausgeschaltet werden.

Gruß
Thomas

Gast

Re: CLL und SZT

Beitrag von Gast » 11.10.2013, 11:26

Thomas55 hat geschrieben: Neben Köln ist für Leukämie ganz vorne auch Ulm zu nennen. Wobei ich auch in Köln, als führendes Cll-Institut nicht alles unproblematisch sehe. So hat Hallek einige Zeit für Campath (Alemtuzumab) "geworben", damals sagten viele Praktiker, wie z.B. mein Arzt, dass sie davon lieber die Finger lassen (weil es das Immunsystem extrem belastete).
.... das haben monoklonale Antikörper so an sich bzw. dafür sind sie gerade entwickelt worden: Im Rahmen der passiven Immunisierung bei einer Krebstherapie sollen sie selektiv an Tumorzellen binden und so zu deren Untergang führen. Deswegen heißt es Chemo-Immun-Therapie.

Im Übrigen muss, denke ich, für Alemtuzumab nicht geworben werden. Vielleicht, als noch keiner es kannte. Inzwischen ist es als Erstlinientherapie für Hochrisiko-Patienten, für die eine allo Tx nicht in Frage kommt, ebenso etabliert wie bei einem Frührezidiv oder Progress als Zweitlinienttherapie.

Wenn es grundsätzlich so umstritten wäre, wäre der Aufschrei wohl nicht so groß gewesen, als es vorübergehend vom Markt genommen wurde, um es AUCH für MS neu zulassen zu lassen.

Und ja, auch Antikörper haben NW. Je nach individueller Disposition sind sie für manche Patienten sogar gänzlich ungeeignet.

Thomas55
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Re: CLL und SZT

Beitrag von Thomas55 » 11.10.2013, 10:57

seoul hat geschrieben:Welche Risikoeinschätzungen gibt es, als CLLer bei auftretendem Rezitiv ein SZT zu machen?
Ist Heidelberg die erste Adresse oder Köln und Essen ähnlich gut?
Seoul,
....diese Frage ist eigentlich erst interessant wenn das wirklich ansteht, und so wie es aussieht ist das zukünftig ohnehin bei einer Cll nur noch seltenst nötig. Die Transplantation ist ja heutzutage meist kein großes Problem mehr, die Heilungschancen sind ja wohl auch da, aber kein Arzt kann Dir sagen ob Du hinterher trotz "Heilung" durch die GvHD nicht ein schwerkranker Mensch bist.

Dr. Dräger aus Heidelberg ist ja bekannt durch seine Arbeit mit SZT bei älteren Patienten, auf einem Kongress berichtete er von der dramatisch gesunken Mortalitätsrate bei dieser Behandlung, das ist toll, aber erst auf meine Nachfrage wieviel Prozent hinterher unter GvhD leiden, (ich glaube es waren über 60%) ging er auf diese Probleme ein, d.h. es ist dann auch wichtig hinterher eine einigermaßen erreichbare Nachsorge zu haben. Ich glaube nicht dass ich z.B. in Freiburg generell schlechter oder besser versorgt werde, als anderswo, es kommt ja dann sehr auch auf das Umfeld, die Ober- und Stationsärzte, Pflege usw. an.
Neben Köln ist für Leukämie ganz vorne auch Ulm zu nennen. Wobei ich auch in Köln, als führendes Cll-Institut nicht alles unproblematisch sehe. So hat Hallek einige Zeit für Campath (Alemtuzumab) "geworben", damals sagten viele Praktiker, wie z.B. mein Arzt, dass sie davon lieber die Finger lassen (weil es das Immunsystem extrem belastete).

Ich würde, falls Du noch an einer Zweitmeinung am überlegen bist, ohnehin neben einem Uniklinikspezialisten wie Köln, einen niedergelassenen Hämatologen fragen, der hat, da die Cll die häufigste Leukämie ist meist auch viel Erfahrung - abseits von Studienzwängen...

Ich war damals stationär in der anthroposophischen Filderklinik bei Stuttgart, da diese zusätzlich eine andere Sicht auf die Krankheit haben. Die haben alle Werte und Blutproben in die Uniklinik Ulm geschickt, die daraufhin als erste Option eine SZT empfohlen, das konnte ich dann mit dem Filderklinikchef besprechen und diskutieren. Ich hab mir dann noch eine Meinung bei einem alten sehr erfahrenen Hämatologiechef in der Freiburger Uniklinik geholt (alles war auf Krankenschein möglich) und mich dann entschieden.

Gruß
Thomas

seoul

CLL und SZT

Beitrag von seoul » 10.10.2013, 19:46

Welche Risikoeinschätzungen gibt es, als CLLer bei auftretendem Rezitiv ein SZT zu machen?
Ist Heidelberg die erste Adresse oder Köln und Essen ähnlich gut?

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