Lieber Harald,
das ist ja insgesamt nicht ganz einfach zu beantworten bzw. hat mehrere Dimensionen:
Zu den Dasatinib-Studien: Die Dasatinib-Studien sind tatsächlich Mitte März ausgelaufen und die Nachfolgestudien befinden sich momentan in Vorbereitung. Bis die Studienprotokolle abgestimmt und von den Ethikkommittees genehmigt sind, kann es wohl etwas dauern, da es versäumt wurde, die Nachfolgestudien rechtzeitig einzureichen. Leider habe ich von dieser Tatsache erst drei Tage vor Einschlussende der laufenden Studien erfahren und mich gleich offiziell bei BMS beschwert, dass eine solche formale "Behandlungslücke" für Patienten mit Glivec-Resistenz bedrohlich und untragbar wäre. BMS hat mir geantwortet, dass man sich bemühe, mit den Studienärzten sicherzustellen, dass es für Patienten mit "unmittelbarem Bedarf" an Dasatinib indiduelle Lösungen für den Zugang zu dem Medikament gebe, bis das neue Studienprotokoll genehmigt sei. Wie dies in der Praxis funktioniert, ist mir unklar, aber vielleicht können die Studienärzte z.B. in der CML-Studienzentrale in Mannheim helfen?
Die Nilotinib/AMN107-Nachfolgestudien sollten allerdings recht nahtlos anschließen, wie Du es ja auch andeutest.
Bzgl. SKI-606: Bisher sind nur wenige Informationen vorhanden. Ich habe über die letzten Wochen einige Nachrichten von Patienten in US-Foren gesehen, die wohl in Houston und New York an den SKI-606-Studien teilnehmen. Es gibt aber noch keine Erfahrungsberichte oder Infos zu Nebenwirkungen - ist ja erst Phase I/II. SKI-606 scheint aber in den Labortests sehr potent gewesen zu sein, insbesondere auch bei Deiner Mutation F359V, da sie explizit mehrfach in den Berichten von ASH erwähnt wird. Das Medikament ist ein Tyrosinkinase-Inhibitor, der wie Dasatinib auch die Kinasen BCR-ABL und SRC hemmt. Wenn Du Interesse hast, kann ich Dir per EMail die englischsprachigen Artikel zusenden (bitte registrieren oder mir EMail zusenden).
Woher kommen Deine Zweifel denn, an dieser Studie teilzunehmen? Wenn ich es richtig verstehe, ist es in erster Linie die frühe Phase der Erprobung und die Distanz nach Mainz, oder?
Wegen Deiner Anmerkung bzgl. der Zulassung - darauf würde ich keine große Hoffnung setzen. Die FDA entscheidet bis Ende Juni über die beschleunigte Zulassung von Dasatinib (Handelsname Sprycel) - bis das Medikament in Europa zugelassen wird, kann dies aber noch Monate länger dauern, denn erstens ist hier meines Wissens noch keine Fast-Track-Zulassung im Gespräch, und zweitens ist die EU-Zulassung leider grundsätzlich deutlich langsamer. Jüngste Beispiele aus den Zulassungszeiten für Krebs-Inhibitoren der letzten Jahre:
- Glivec: USA 72 Tage, EU 253 Tage (+ 5 Monate),
- Avastin: USA 151 Tage, EU 403 Tage (+10 Monate),
- Velcade: USA 111 Tage, EU 446 Tage (+11 Monate),
- Tarceva: USA 108 Tage, EU 389 Tage (+10 Monate),
dazu kommt noch die Zeit, bis die Krankenkassen in den EU-Staaten das dann auch wirklich in ihren Prozessen haben. Insgesamt ziemlich bedrückend.
Mit einer Resistenz würde ich das jedenfalls nicht "aussitzen wollen"... Insofern bleibt Dir im Resistenzfall vermutlich nur der Zugang über eine Studie. Allerdings solltest Du in Kürze Zugang zu Nilotinib/AMN107 erhalten, was vielleicht schon besser getestet und näher zu Deinem Wohnort verfügbar ist.
Ich würde aber vor allem auf den Rat der Spezialisten hören. Auch eine wochenlange Medikamentenpause würde ich nicht unbedingt in Kauf nehmen, weil meines Wissens das Blut immer einige Zeit hinter dem Knochenmark hinterherhinkt und ich nicht daher zu sehr alleine auf die Leukos schauen würde - sondern auch, wie sich die Werte in PCR und die Zytogenetik entwickeln...? Aber das ist alles nur meine laienhafte Interpretation - sprich auf jeden Fall eng mit den Ärzten über die Möglichkeiten...
Schick mir doch mal Deine EMail-Adresse bitte...
Herzliche Grüße
Jan
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