von jan » 08.01.2010, 15:41
Hallo Stefan
meine Diagnose war im Jahr 2001 mit 28 Jahren - also eine ähnliche Situation, nur dass damals die Therapiesituation noch unsicherer war. Wie vermutlich jeder andere CML-Patient kann ich das Loch bestätigen, in das man mit der Diagnose fällt, und das einen plötzlich alles im Leben in Frage stellen läßt: Das eigene Ich, die Partnerschaft, die Zukunft. Ich habe oft auch bei anderen Patienten gesehen, dass man sich dann die Frage stellt: Bin ich, als nun "zukunftsloser Krebspatient", anderen noch zumutbar? Kann ich meinem Partner die Zukunft nehmen, indem er mit mir zusammenbleibt?
Solche Fragen, wenn auch aus medizinischer Sicht vor allem heute bei CML ziemlich irrational und unsinnig, gehen einem durch den Kopf, und ich glaube, sie führen immer wieder zur Abschottung des Patienten, und zu dem problematischen wie depressiven Wunsch, doch im Loch bitte alleine gelassen zu werden.
Ich persönlich finde es wichtig, dass die Angehörigen die Balance finden, dieses zu durchbrechen. Nicht aufdringlich sein, ehrlich, aber eben da sein. Nicht drängen, weil das eine Gegenreaktion erzeugen kann, aber auch nicht die Isolation akzeptieren. Informationen besorgen, Gedanken sortieren helfen. Ist sehr sehr schwierig, und einen Rat im Forum zu geben noch schwieriger, weil man weder den Patient, noch sein Umfeld noch den Partner kennt. Da tickt jeder anders. Wichtig ist: In der Situation allein zu bleiben ist meiner Ansicht nach ein depressiver Wunsch, der nirgendwohin führt.
Und mich alarmiert die Aussage, dass Deine Partnerin meint, ihre CML sei nicht behandlungsbedürftig. Es gibt - im Gegensatz zu manchen Stadien der CLL - keine behandlungs-unbedürftige CML. Eine CML fühlt sich an wie ein Stubentiger, ist aber in Wahrheit eine ausgewachsene Raubkatze, die außerhalb eines guten Käfigs zum Killer wird - und ist nach längerem Freigang kaum mehr einzufangen, und die Katze ist auch nach einem halben Jahr Käfighaltung weiter gefährlich, wenn man die Tür öffnet (= keine Tabletten mehr nimmt). Seit der Diagnose ist es schon ein Jahr! Als Krankenschwester in der Onkologie müßte sie das aber wissen - vielleicht verdrängt sie es. Oder sie sagt Dir nicht die Wahrheit über Krankheit und/oder Therapie, um Deine Nachfragen abzukürzen.
Mein Rat an Dich wäre: trau Dich und fahre hin, lass Dich nicht mit "ich-möchte-mich-eingraben" abwimmeln. Lade sie zu einem Abendessen in einer relaxten, nicht zu romantischen/tränenrührigen, aber private Gespräche erlaubenden, Atmosphäre ein und versuche rauszufinden, was sie denkt. Denk drüber nach, ob ihr ein paar Tage zusammen wegfahren könnt, vielleicht mit sportlicher Aktivität, bei dem man den Gedankenrotor eines Krebspatienten auch mal ausschalten kann. Ich habe keine Ahnung ob das funktioniert - nur als Gedanken. Sicher haben die Frauen hier im Forum bessere Tipps als ich.
Viele Grüße
Jan
Hallo Stefan
meine Diagnose war im Jahr 2001 mit 28 Jahren - also eine ähnliche Situation, nur dass damals die Therapiesituation noch unsicherer war. Wie vermutlich jeder andere CML-Patient kann ich das Loch bestätigen, in das man mit der Diagnose fällt, und das einen plötzlich alles im Leben in Frage stellen läßt: Das eigene Ich, die Partnerschaft, die Zukunft. Ich habe oft auch bei anderen Patienten gesehen, dass man sich dann die Frage stellt: Bin ich, als nun "zukunftsloser Krebspatient", anderen noch zumutbar? Kann ich meinem Partner die Zukunft nehmen, indem er mit mir zusammenbleibt?
Solche Fragen, wenn auch aus medizinischer Sicht vor allem heute bei CML ziemlich irrational und unsinnig, gehen einem durch den Kopf, und ich glaube, sie führen immer wieder zur Abschottung des Patienten, und zu dem problematischen wie depressiven Wunsch, doch im Loch bitte alleine gelassen zu werden.
Ich persönlich finde es wichtig, dass die Angehörigen die Balance finden, dieses zu durchbrechen. Nicht aufdringlich sein, ehrlich, aber eben da sein. Nicht drängen, weil das eine Gegenreaktion erzeugen kann, aber auch nicht die Isolation akzeptieren. Informationen besorgen, Gedanken sortieren helfen. Ist sehr sehr schwierig, und einen Rat im Forum zu geben noch schwieriger, weil man weder den Patient, noch sein Umfeld noch den Partner kennt. Da tickt jeder anders. Wichtig ist: In der Situation allein zu bleiben ist meiner Ansicht nach ein depressiver Wunsch, der nirgendwohin führt.
Und mich alarmiert die Aussage, dass Deine Partnerin meint, ihre CML sei nicht behandlungsbedürftig. Es gibt - im Gegensatz zu manchen Stadien der CLL - keine behandlungs-unbedürftige CML. Eine CML fühlt sich an wie ein Stubentiger, ist aber in Wahrheit eine ausgewachsene Raubkatze, die außerhalb eines guten Käfigs zum Killer wird - und ist nach längerem Freigang kaum mehr einzufangen, und die Katze ist auch nach einem halben Jahr Käfighaltung weiter gefährlich, wenn man die Tür öffnet (= keine Tabletten mehr nimmt). Seit der Diagnose ist es schon ein Jahr! Als Krankenschwester in der Onkologie müßte sie das aber wissen - vielleicht verdrängt sie es. Oder sie sagt Dir nicht die Wahrheit über Krankheit und/oder Therapie, um Deine Nachfragen abzukürzen.
Mein Rat an Dich wäre: trau Dich und fahre hin, lass Dich nicht mit "ich-möchte-mich-eingraben" abwimmeln. Lade sie zu einem Abendessen in einer relaxten, nicht zu romantischen/tränenrührigen, aber private Gespräche erlaubenden, Atmosphäre ein und versuche rauszufinden, was sie denkt. Denk drüber nach, ob ihr ein paar Tage zusammen wegfahren könnt, vielleicht mit sportlicher Aktivität, bei dem man den Gedankenrotor eines Krebspatienten auch mal ausschalten kann. Ich habe keine Ahnung ob das funktioniert - nur als Gedanken. Sicher haben die Frauen hier im Forum bessere Tipps als ich.
Viele Grüße
Jan