Hallo Marco,
vieles hat Andrea schon völlig richtig geschrieben, und sicherlich hast Du die <!-- BBCode Start --><A HREF="
http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=473" TARGET="_blank">Artikel</A><!-- BBCode End --> hier auf der Homepage schon gelesen.
Es ist äußerst schwierig, hier eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben. Grundsätzlich sehe ich es persönlich wie folgt:
1. Glivec bei der Frau während einer Schwangerschaft weiter anzuwenden ist nach allen Laborstudien gefährlich. Es gibt zwar wenige Einzelfallberichte von Frauen, die Glivec auch während der Schwangerschaft eingenommen haben, aber es gibt insgesamt viele Fehlgeburten und Abbrüche, und einige Behinderungen. Ich würde das Risiko nicht eingehen, und ich glaube auch nicht, dass wir in 2-3 Jahren diesbezüglich sehr viel mehr wissen. Alternativen sind demnach Glivec komplett absetzen oder auf Interferon umschwenken. Interferon geht wohl nicht in die Plazenta und kann wohl anscheinend während der Schwangerschaft eingesetzt werden - müßtet Ihr den Arzt nochmal fragen.
2. Jede Therapieänderung, ob nun Stopp von Glivec ohne Ersatz, oder Absetzen mit Umstieg auf Interferon (IFN), hat Risiken und Kompromisse, solange die aktuelle Therapie sehr gut funktioniert. Ersatzloses Weglassen der Therapie ist sehr riskant, da man hier viele Rückfälle und z.T. auch Unwirksamkeiten beim Neustart beobachtet hat. Ein Umstellen auf Interferon kann funktionieren, muß aber nicht, entweder wegen Wirkung oder Nebenwirkung - allerdings kann man dies testen und ggf wieder mit Glivec beginnen.
3. Das mit den "9 Monaten Glivec absetzen" ist ein sehr idealtypisches Konstrukt. Erstens muss man die "Auswaschzeit" beachten, bis Glivec samt Abbauprodukten den Körper verlassen hat (rund 2-3 Wochen). Zusätzlich würde ich erst in Glivec-freier Zeit mit der Zeugung starten, und dann wird man ja oft nicht sofort schwanger - das kann sich, je älter man wird, auch über Monate hinziehen. Auch kann die Schwangerschaft länger dauern als 42 Wochen. Insofern ist m.E. die Absetzperiode deutlich länger als 9 Monate und eher nahe an einem Jahr.
Insofern muss man persönlich sehr gut abwägen, ob das Risiko des Therapiestopps für die potentielle Mutter die mögliche Chance auf Nachwuchs aufwiegt. Schließlich möchte Deine Frau das Kind ja nicht nur zur Welt bringen, sondern auch aufziehen dürfen. Sie darf sich nicht in Gefahr brignen. Es ist mit 31 ja noch kein Anlass für Torschlußpanik (unsere Tochter kam mit 32/33 Jahren gesund zur Welt, trotz meiner Glivec-Therapie), insofern würde ich das Thema entspannt angehen. Wenn ich in Eurer Lage wäre, würde ich wie folgt vorgehen - wie gesagt, alles Laiengedanken, ohne hier einen Rat zu geben oder dieses medizinisch begründen zu können:
1. Start mit Interferon-Glivec-Kombination. Testen, wie gut Deine Frau IFN verträgt. Wenn sie es gut verträgt, damit ein paar Monate weitermachen. Ggf. Pille absetzen und weiter verhüten.
2. Wenn die molekulare Remission mit PCR deutlich unter 0,1% dauerhaft stabil ist, absetzen von Glivec und weiter mit IFN. Mindestens ein halbes Jahr engmaschig beobachten, ob die PCR stabil niedrig bleibt. Wenn die PCR kontinuierlich ansteigt, wieder mit Glivec beginnen und Kinderwunsch abschreiben.
3. Wenn die PCR auch nur mit IFN dauerhaft stabil bleibt, Verhütung beenden

und weiter unter IFN-Therapie engmaschig beobachten. Wenn sich die Schwangerschaft einstellt, Augen zu und mit IFN weiter durch - selbst wenn die Werte steigen. Es gibt zwar Berichte, dass im zweiten Trimester die Gefahr durch Glivec geringer ist, aber ich würde das selbst ungern ausprobieren wollen.
4. Wenn die PCR bis zum Ende der Schwangerschaft gestiegen sein sollte, möglichst schnell abstillen und wieder mit Glivec starten oder wieder Glivec-IFN-Kombo.
Dies alles nur meine persönlichen Gedanken! Vor allem aber braucht Ihr Einverständnis des Arzts, der diesen Weg gut heißt und Euch dabei gerne betreut. Alles andere wäre gefährlich.
Ich hoffe, das hilft etwas beim "Gedanken machen".
Haltet uns auf dem Laufenden, wie Ihr weiter verfahrt, wenn Ihr mögt.
Viele Grüße
Jan
P.S: Wenn Du Artikel (auf englisch) zu dem Thema lesen möchtest, schicke mir bitte eine EMail. Die wichstigsten Artikel sind aber hier auf der Seite übersetzt.
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