von Gladys » 11.05.2006, 09:54
Hallo Manolo,
mein herzliches Beileid zu deinem Verlust.
Du hast nach Erfahrungen gefragt. Ich hatte sehr viel Glück und habe es einen Arzt zu verdanken, das die Diagnose AML per Knochenmarkuntersuchung überhaupt gestellt wurde.
Ich hatte eine 4 monatige Tortour hinter mir, aber keiner kam auf die Idee Leukämie. Meine Symptome waren Thrombosen. Mit einer Lungenemboly kam ich dann in das Krankenhaus wo ich 14 Tage untersucht wurde und dann als "geheilt" entlassen wurde. Nehmen Sie noch ein paar Monate die Tabletten dann geht es wieder weg. Der Arzt, dem ich mein Leben verdanke, war nicht auf "meiner" Station, er rief Montags meinen Hausarzt an und über Ihn orderte er mich zurück in das Krankenhaus. Ich war ihm bis dahin nur einmal kurz begegnet.
Dort wurde die Erstdiagnose gestellt und der Arzt bemühte sich sofort, mich in eine Fachklinik einweisen zu lassen. Am Tag darauf wurde ich "überstellt"!
Ich denke, dein Bruder war schon zu geschwächt. Wie du sicher schon gelesen hast, hat ein "gesunder" Mensch zwischen 4 und 10/nl (4000-10000)Leukozyten im Blut. Ich nenne es mal ein stabiles Immunsystem.
Bei mir war das Immunsystem schon außer Gefecht gesetzt. Ich hatte viele Infektionen wehrend der ersten Chemotherapie und viele davon würden einen „gesunden“ Menschen
nichts ausmachen. Diese Infektionen waren aber schon vor der Behandlung da, brachen aber erst während der Behandlung aus. Viele holt man sich in Krankenhäuser, oder Arztpraxen, da sie dort vermehrt auftreten als zu Hause.
Daher kann ich mir sehr gut aus eigener Erfahrung vorstellen, das dein Bruder eventuell so viele unterschiedliche Infekte hatte, dass sein Körper keine Kraft mehr hatte und die Medikamente keine Zeit um zu wirken.
Wenn ein Patient z.B. eine Chemotherapie bekommt, geht dieser nach einiger Zeit in die
„Umkehrisolation“. Er darf kein Besuch bekommen, der auch nur eine tropfende Nase hat,
oder eine Fleischwunde. Da die Infektionsgefahr super stark ist.
Jetzt stell dir vor, bei deinem Bruder waren die Leukozytenwerte mehr als im Keller und er hat seinen ganz normalen Alltag gelebt. Stell dir jetzt vor, wie viele Ursachen er da in seiner Umgebung begegnet, die Infekte auslösen können. Dir als nicht Kranker würden sie nicht auffallen. Mir waren sie bis dahin auch unbekannt. Kontakt mit Menschen ohne Körperberührung, Tiere, Lebensmittel, Alltagsgegenstände usw.
Dies was ich geschrieben habe, bringt dir deinen Bruder nicht zurück, doch ich hoffe,
dass es dir hilft zu erkennen, wie viel „Glück“ mit dieser Krankheit zusammenhängt um erkannt zu werden. Ich denke viele in diesem Foren, kennen ähnlich Vorgeschichten.
Hausärzte kennen zwar Leukämie aber sicherlich nicht die Spezifikation der Diagnose.
Es kommt in Ihrem Alltag nicht vor. Es ist wie ein sechser im Lotto.
Sie haben während des Studiums ein Fachgebiet gewählt auf dem sie ihre Forschung/ Arbeit machen. Ein Arzt, der sich während des Studiums mit Krebsbeschäftigt, wird kein Hausarzt (denke ich).
Ich habe Ärzte die mit mir offen reden und ich weiß von meinen Hausarzt, das es für ihn „Neuland“ ist wen es um die Behandlung geht. Leukämie ist nicht gleich Leukämie, er kennt wohl die Grundunterschiede aber die Spezifikationen als Hausarzt eben nicht.
Ich bin die Fachfrau, weil ich an der Front bin. Er ist darauf angewiesen, dass ich alles erzähle. Aber auch der Kontakt der Ärzte unter einander ist inzwischen sehr gut.
Viele können das nicht von ihren Ärzten behaupten. Ich weiß nicht wie zufrieden dein Bruder mit seinem Arzt war. Viele vertrauen den Ärzten zu gut und haben ein schlechtes Gewissen, mal einen anderen aufzusuchen.
Es sollte kein Loblied auf die Ärzte werden, doch ich musste das erzählen um den Zusammenhang verständlicher zu machen.
Ich verstehe sehr gut, dass du „Wissen“ möchtest um abschließen zu können.
Leukämie ist hinterhältig, man hat keine Schmerzen und du kannst dich nicht schützen.
Nach meiner Diagnose habe ich immer gesagt, „ es war ein negativer sechser im Lotto!“
Ich wünsche dir Kraft über die Trauer hinweg zu kommen und dich an deinen Bruder im positiven zu erinnern, wie er war bevor er so litt.
Viele Grüße
Gladys
Hallo Manolo,
mein herzliches Beileid zu deinem Verlust.
Du hast nach Erfahrungen gefragt. Ich hatte sehr viel Glück und habe es einen Arzt zu verdanken, das die Diagnose AML per Knochenmarkuntersuchung überhaupt gestellt wurde.
Ich hatte eine 4 monatige Tortour hinter mir, aber keiner kam auf die Idee Leukämie. Meine Symptome waren Thrombosen. Mit einer Lungenemboly kam ich dann in das Krankenhaus wo ich 14 Tage untersucht wurde und dann als "geheilt" entlassen wurde. Nehmen Sie noch ein paar Monate die Tabletten dann geht es wieder weg. Der Arzt, dem ich mein Leben verdanke, war nicht auf "meiner" Station, er rief Montags meinen Hausarzt an und über Ihn orderte er mich zurück in das Krankenhaus. Ich war ihm bis dahin nur einmal kurz begegnet.
Dort wurde die Erstdiagnose gestellt und der Arzt bemühte sich sofort, mich in eine Fachklinik einweisen zu lassen. Am Tag darauf wurde ich "überstellt"!
Ich denke, dein Bruder war schon zu geschwächt. Wie du sicher schon gelesen hast, hat ein "gesunder" Mensch zwischen 4 und 10/nl (4000-10000)Leukozyten im Blut. Ich nenne es mal ein stabiles Immunsystem.
Bei mir war das Immunsystem schon außer Gefecht gesetzt. Ich hatte viele Infektionen wehrend der ersten Chemotherapie und viele davon würden einen „gesunden“ Menschen
nichts ausmachen. Diese Infektionen waren aber schon vor der Behandlung da, brachen aber erst während der Behandlung aus. Viele holt man sich in Krankenhäuser, oder Arztpraxen, da sie dort vermehrt auftreten als zu Hause.
Daher kann ich mir sehr gut aus eigener Erfahrung vorstellen, das dein Bruder eventuell so viele unterschiedliche Infekte hatte, dass sein Körper keine Kraft mehr hatte und die Medikamente keine Zeit um zu wirken.
Wenn ein Patient z.B. eine Chemotherapie bekommt, geht dieser nach einiger Zeit in die
„Umkehrisolation“. Er darf kein Besuch bekommen, der auch nur eine tropfende Nase hat,
oder eine Fleischwunde. Da die Infektionsgefahr super stark ist.
Jetzt stell dir vor, bei deinem Bruder waren die Leukozytenwerte mehr als im Keller und er hat seinen ganz normalen Alltag gelebt. Stell dir jetzt vor, wie viele Ursachen er da in seiner Umgebung begegnet, die Infekte auslösen können. Dir als nicht Kranker würden sie nicht auffallen. Mir waren sie bis dahin auch unbekannt. Kontakt mit Menschen ohne Körperberührung, Tiere, Lebensmittel, Alltagsgegenstände usw.
Dies was ich geschrieben habe, bringt dir deinen Bruder nicht zurück, doch ich hoffe,
dass es dir hilft zu erkennen, wie viel „Glück“ mit dieser Krankheit zusammenhängt um erkannt zu werden. Ich denke viele in diesem Foren, kennen ähnlich Vorgeschichten.
Hausärzte kennen zwar Leukämie aber sicherlich nicht die Spezifikation der Diagnose.
Es kommt in Ihrem Alltag nicht vor. Es ist wie ein sechser im Lotto.
Sie haben während des Studiums ein Fachgebiet gewählt auf dem sie ihre Forschung/ Arbeit machen. Ein Arzt, der sich während des Studiums mit Krebsbeschäftigt, wird kein Hausarzt (denke ich).
Ich habe Ärzte die mit mir offen reden und ich weiß von meinen Hausarzt, das es für ihn „Neuland“ ist wen es um die Behandlung geht. Leukämie ist nicht gleich Leukämie, er kennt wohl die Grundunterschiede aber die Spezifikationen als Hausarzt eben nicht.
Ich bin die Fachfrau, weil ich an der Front bin. Er ist darauf angewiesen, dass ich alles erzähle. Aber auch der Kontakt der Ärzte unter einander ist inzwischen sehr gut.
Viele können das nicht von ihren Ärzten behaupten. Ich weiß nicht wie zufrieden dein Bruder mit seinem Arzt war. Viele vertrauen den Ärzten zu gut und haben ein schlechtes Gewissen, mal einen anderen aufzusuchen.
Es sollte kein Loblied auf die Ärzte werden, doch ich musste das erzählen um den Zusammenhang verständlicher zu machen.
Ich verstehe sehr gut, dass du „Wissen“ möchtest um abschließen zu können.
Leukämie ist hinterhältig, man hat keine Schmerzen und du kannst dich nicht schützen.
Nach meiner Diagnose habe ich immer gesagt, „ es war ein negativer sechser im Lotto!“
Ich wünsche dir Kraft über die Trauer hinweg zu kommen und dich an deinen Bruder im positiven zu erinnern, wie er war bevor er so litt.
Viele Grüße
Gladys