Hallo Renate,
beim Durchlesen der vielen Beiträge ist es schwierig den Überblick zu behalten, aber da mir scheint, dass noch ein paar Fragen offen geblieben sind, versuche ich mich auch noch mit einer Antwort.
Ich kann gut verstehen, dass du das Absetzen noch einmal versuchen willst. Du bist damit ganz sicher nicht allein, das zeigen die anderen Antworten, aber auch die Tatsache, dass es Studien gibt, die genau das untersuchen.
Du fragst danach, welche Faktoren die Absetzchancen bestimmen kann. Ein Ergebnis von EuroSKI und anderen Studien könnte sein, dass diese Faktoren genauer bekannt werden und man damit eine Art Absetz-Score berechnen kann. So weit ist es aber leider noch nicht. Soweit ich weiß, sind die Dauer der TKI-Behandlung, die Tiefe der Remission sowie die Dauer der tiefen Remission Kandidaten für diese Faktoren, aber auch wie von dir vermutet die NK-Zellen.
Ich würde nicht pauschal sagen, dass die Chancen bei einem zweiten Absetzversuch genauso schlecht sind. Immerhin hast du ja nun wieder etwas länger Therapie gehabt und praktisch auch wieder die gesamte Zeit mit tiefer Remission. Möglicherweise könnte ein Medikamentenwechsel oder Interferon-Unterstützung die Absetzchancen erhöhen. Aber das sind tatsächlich genau die Fragen, die ja in den aktuellen Studien, die auch für dich in Frage kommen könnten (ENDURE bzw. NAUT), untersucht werden.
Du scheinst Angst vor den Nebenwirkugen der Zweitgenerations-TKI zu haben. Meine Wahrnehmung dabei ist eigentlich, dass die im Alltag erträglicher zu sein scheinen als Imatinib (Glivec), nur langfristig evtl. mehr Probleme machen. Wenn du wechseln solltest und anschließend einen zweiten Absetzversuch startest - und der Plan aufgeht, dass das neue Medikament den Körper besser vorbereitet -, hast du mit langfristigen Nebenwirkungen nichts zu schaffen. Anderenfalls wird man wieder neu schauen müssen - aber das ist hoffentlich gar nicht nötig.
Zur Dosis von Peginterferon: In der TIGER-Studie sind bis zu 50 µg Peginterferon α-2b (Pegintron) 1x wöchentlich vorgesehen. Bei Studien mit Peginterferon α-2a (Pegasys) waren es laut
diesem Artikel median 135 µg alle 4 Wochen. Für Ropeginterferon (ENDURE-Studie) kenne ich die geplante Dosis nicht.
Diese Dosen sind im Vergleich zur Vor-TKI-Ära (Interferon-Monotherapie) wohl sehr niedrig. Ansonsten gilt wohl, dass die Dosen der verschiedenen Interferon-Typen nicht direkt vergleichbar sind.
Einen Absetzversuch mit Interferon-Unterstützung außerhalb von Studien stelle ich mir allerdings schwierig vor. Die Medikamente sind bislang sämtlich nicht für die Behandlung der CML zugelassen. Da dies eine experimentelle Therapie wäre, für die es ja auch aktuell Studien gibt, würde es wohl schwer, die Krankenkasse von der Kostenübernahme bei einer Off-Label-Verschreibung zu überzeugen. Ausschließen will ich aber nichts.
Alles in allem würde ich auch den Vorschlag unterstützen, dir eine Zweitmeinung bei einem erfahrenen CML-Arzt zu holen. Gerade mit Hinblick auf die Nebenwirkungen kann der dich ganz gezielt beraten.
Hier noch Links zu den beiden Studien (hier sind auch die Studienzentren gelistet):
- NAUT:
LO
- ENDURE:
Uniklink Marburg,
clinicaltrials.gov
Viele Grüße und eine gute Entscheidungsfindung,
Jonathan