von jan » 23.02.2014, 12:33
Hallo Benny
nein, das stimmt so nicht. Es gibt in Frankreich verschiedene Stopp-Studien mit allerdings noch einer recht kleinen Anzahl der Patienten, die nach Erreichen einer dauerhaften tiefen molekularen Remission ihre Medikation unter eng kontrollierten Bedingungen abgesetzt haben. Davon hat ein Teil der Patienten recht schnell wieder steigende Werte erlebt, und ein Teil blieb dauerhaft stabil. Nun ist es so, dass nur ein Teil der Patienten überhaupt in tiefe molekulare Remission (unter MR4, d.h. BCR-ABL <0,01%, oder unter MR4.5 d.h. BCR-ABL <0,0032% in der PCR) erreichen, und davon bleibt nur ein Teil der Patienten in Remission, wenn das Medikament abgesetzt werden.
Da die Voraussetzung für einen Stopp zu sein scheint, dass man eine tiefe molekulare Remission erreicht (MR4 bzw MR4.5), und die Wahrscheinlichkeit unter den stärkeren Medikamenten Nilotinib und Dasatinib laut Studien höher ist, ist der Anteil derer, die danach erfolgreich absetzen können, vermutlich auch leicht höher. Aber insgesamt sind das viel weniger als 70%:
Beispiel: Unter Imatinib erreichen etwa 40% aller Patienten eine MR4.5. Solche Patienten konnten in der französischen Stopp-Studie STIM teilnehmen. In der STIM-Studie haben etwa 40% derer, die in dieser Remission einen Stopp versucht habe, diesen auch beibehalten. Aus diesem ergäbe sich, dass 40% x 40% = 16% aller Imatinib-Patienten irgendwann als "geheilt" unter dieser Therapie rausgehen könnten, wenn man dem Schema "Imatinib in Erstlinie bis zur MR4-5-Remission und dann Absetzen" folgt. Wenn nun unter den Zweitgenerationsmedikamenten Nilotinib und Dasatinib der Anteil der Patienten mit MR4.5-Remission mit etwa 65% höher ist, die grundlegenden Mechanismen für einen erfolgreichen Stopp in tiefer Remission aber gleich sind, wäre man bei 65% x 40% = 26%, d.h. es wäre also ein Viertel der Nilotinib-/Dasatinib-Erstlinienpatienten nach langjähriger Remission und dann eng kontrolliertem Stopp "geheilt".
Genaueres wird man aber in den Stopp-Studien wie EUROSKI rausfinden, weil dort alle TKIs als Zugangsvoraussetzung erlaubt sind - ob die 60% Rückfallrate dann realistisch bleibt oder man vorhersehen kann, bei welchen Patienten der Rückfall nach Absetzen nicht eintritt und warum (ggf. bestimmte Merkmale des Immunsystems o.ä.), und ob die "Stopper" wirklich über lange Frist ohne Therapie bleiben können - dafür braucht es die Studien...
In Zusammenfassung aber - die 70% sind meiner Ansicht nach nicht mit solider Grundlage, weil die "STIM2-Studie" aus Frankreich mit sehr kleinen Patientenzahlen gearbeitet hat, und die an dieser Studie teilnehmenden Patienten waren ja alle eine selektierte Gruppe von Patienten, die in tiefe Remission gekommen waren...
Wen die Stopp-Studien interessieren, siehe mein ASH-Bericht und das entsprechende Kapitel der Stopp-Studien:
http://www.leukaemie-online.de/index.ph ... le&id=1108
Liebe Grüße
Jan
Hallo Benny
nein, das stimmt so nicht. Es gibt in Frankreich verschiedene Stopp-Studien mit allerdings noch einer recht kleinen Anzahl der Patienten, die nach Erreichen einer dauerhaften tiefen molekularen Remission ihre Medikation unter eng kontrollierten Bedingungen abgesetzt haben. Davon hat ein Teil der Patienten recht schnell wieder steigende Werte erlebt, und ein Teil blieb dauerhaft stabil. Nun ist es so, dass nur ein Teil der Patienten überhaupt in tiefe molekulare Remission (unter MR4, d.h. BCR-ABL <0,01%, oder unter MR4.5 d.h. BCR-ABL <0,0032% in der PCR) erreichen, und davon bleibt nur ein Teil der Patienten in Remission, wenn das Medikament abgesetzt werden.
Da die Voraussetzung für einen Stopp zu sein scheint, dass man eine tiefe molekulare Remission erreicht (MR4 bzw MR4.5), und die Wahrscheinlichkeit unter den stärkeren Medikamenten Nilotinib und Dasatinib laut Studien höher ist, ist der Anteil derer, die danach erfolgreich absetzen können, vermutlich auch leicht höher. Aber insgesamt sind das viel weniger als 70%:
Beispiel: Unter Imatinib erreichen etwa 40% aller Patienten eine MR4.5. Solche Patienten konnten in der französischen Stopp-Studie STIM teilnehmen. In der STIM-Studie haben etwa 40% derer, die in dieser Remission einen Stopp versucht habe, diesen auch beibehalten. Aus diesem ergäbe sich, dass 40% x 40% = 16% aller Imatinib-Patienten irgendwann als "geheilt" unter dieser Therapie rausgehen könnten, wenn man dem Schema "Imatinib in Erstlinie bis zur MR4-5-Remission und dann Absetzen" folgt. Wenn nun unter den Zweitgenerationsmedikamenten Nilotinib und Dasatinib der Anteil der Patienten mit MR4.5-Remission mit etwa 65% höher ist, die grundlegenden Mechanismen für einen erfolgreichen Stopp in tiefer Remission aber gleich sind, wäre man bei 65% x 40% = 26%, d.h. es wäre also ein Viertel der Nilotinib-/Dasatinib-Erstlinienpatienten nach langjähriger Remission und dann eng kontrolliertem Stopp "geheilt".
Genaueres wird man aber in den Stopp-Studien wie EUROSKI rausfinden, weil dort alle TKIs als Zugangsvoraussetzung erlaubt sind - ob die 60% Rückfallrate dann realistisch bleibt oder man vorhersehen kann, bei welchen Patienten der Rückfall nach Absetzen nicht eintritt und warum (ggf. bestimmte Merkmale des Immunsystems o.ä.), und ob die "Stopper" wirklich über lange Frist ohne Therapie bleiben können - dafür braucht es die Studien...
In Zusammenfassung aber - die 70% sind meiner Ansicht nach nicht mit solider Grundlage, weil die "STIM2-Studie" aus Frankreich mit sehr kleinen Patientenzahlen gearbeitet hat, und die an dieser Studie teilnehmenden Patienten waren ja alle eine selektierte Gruppe von Patienten, die in tiefe Remission gekommen waren...
Wen die Stopp-Studien interessieren, siehe mein ASH-Bericht und das entsprechende Kapitel der Stopp-Studien:
http://www.leukaemie-online.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1108
Liebe Grüße
Jan