von Cecil » 29.04.2013, 09:23
Hallo, liebe Ani, liebe Hu75,
bitte erlaubt mir, noch eine Winzigkeit korrigieren zu dürfen.
Ich musste mich ja aus ganz eigennützigen Zwecken mit dem Thema befassen und habe das Ganze daher schon etwas "verinnerlicht". Die folgenden Ausführungen sind recht einfach gehalten, so, wie ich es meine verstanden zu haben. Sie erheben keinen Anspruch auf (Populär-) Wissenschaftlichkeit und Vollständigkeit. Mitlesende Ärzte sind eingeladen mich in dem einen oder anderen Punkt zu korrigieren.
1. Zum Zeitpunkt der Erfindung der (damals noch ausschließlichen) Knochenmarktransplantation konnten aufgrund der hohen Anforderungen des Verfahrens an den Organismus nur Patienten bis ca. 35, max. 40 Jahren transplantiert werden. Es war aber bekannt, dass sehr viele leukämische Erkrankungen erst nach diesem Lebensalter auftraten. Daher wurde nach Möglichkeiten gesucht, auch ältere Patienten zu transplantieren. Nach und nach wurde so die dosisreduzierte Transplantation entwickelt, wobei heute die Zahl der Stammzelltransplantationen die Zahl der Knochenmarktransplantationen überwiegt. (Für den Empfänger ist das übrigens fast das selbe.)
2. Es werden nicht nur Patienten über 55 J. dosisreduziert transplantiert. Ich war wie gesagt Mitte 40 und ohne schlimme Nebenerkrankungen, und Micha67 hier im Forum war auch erst Mitte 40.
3. Vielmehr habe ich es wie folgt verstanden: In den Fällen, in denen es darauf ankommt, die Krebszellen mittels Chemo vollständig platt zu machen, wird auch weiterhin eine Hochdosis-Chemo gemacht. Danach wird dann, damit das KM sich überhaupt wieder erholt, entweder eine Fremdspende (allogen) oder eine Eigenspende (autolog) von Stammzellen gegeben.
In den Fällen, in denen diese Stammzellen selbst im Verdacht stehen, die bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems zu verursachen, macht es eher keinen Sinn eigene Stammzellen zu refundieren. Dann erfolgt (eher) eine Fremdspende.
4. In den (meisten?) anderen Fällen kommt es darauf an, dass die fremden Stammzellen zu einer Anwachsung führen und dass das dann fremde KM seine Arbeit im Sinne von GvL/GvM-Effekt ausführt. Das heißt, auf den "plattmachenden" Effekt der Chemo unmittelbar vor Transplantation (sog. Konditionierung) kommt es hier gar nicht so sehr an; darum erhalten all diese Patienten vor ihrem stationären Aufenthalt eine mehrwöchige, teils mehrmonatliche Behandlung mit Chemo und/oder Antikörpern, um die Tumormasse bereits im Vorfeld möglichst stark zu reduzieren.
Im Rahmen der Konditionierungschemo werden dann natürlich auch noch weitere Krebszellen gekillt; vorrangig wird jedoch das eigene KM gerade soweit zerstört, dass das Transplantat anwachsen kann (sog. engraftment).
Ich entschuldige mich, falls meine Ausführungen Euch genervt haben sollten, aber ich musste mal so eine ausführliche Darstellung bringen. Ich platze manchmal fast, wenn ich viel halbgewalktes Zeug darüber lese. Erst jetzt am WE stand bei yahoo eine Nachricht aus den USA: Ein Leistungssportler würde seine Karriere auf Eis legen um (KM?/SZ?) zu spenden. Viele berechtigte Fragen tauchten in den Kommentaren auf: Eigentlich muss kein Spender seine Arbeit niederlegen, weder bei KMT noch bei SZT. Dann driftete die Diskussion ab von KM/SZ-Spende hin zu Organspende, was zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind .... zum Haare ausraufen, wirklich! Ich hatte aber keine Lust, mich deswegen dort registrieren zu lassen; aber hier fand ich es für die vielen Mitlesenden schon mal wichtig, das - hoffentlich - halbwegs richtig darzustellen.
Viele Grüße!
Hallo, liebe Ani, liebe Hu75,
bitte erlaubt mir, noch eine Winzigkeit korrigieren zu dürfen.
Ich musste mich ja aus ganz eigennützigen Zwecken mit dem Thema befassen und habe das Ganze daher schon etwas "verinnerlicht". Die folgenden Ausführungen sind recht einfach gehalten, so, wie ich es meine verstanden zu haben. Sie erheben keinen Anspruch auf (Populär-) Wissenschaftlichkeit und Vollständigkeit. Mitlesende Ärzte sind eingeladen mich in dem einen oder anderen Punkt zu korrigieren.
1. Zum Zeitpunkt der Erfindung der (damals noch ausschließlichen) Knochenmarktransplantation konnten aufgrund der hohen Anforderungen des Verfahrens an den Organismus nur Patienten bis ca. 35, max. 40 Jahren transplantiert werden. Es war aber bekannt, dass sehr viele leukämische Erkrankungen erst nach diesem Lebensalter auftraten. Daher wurde nach Möglichkeiten gesucht, auch ältere Patienten zu transplantieren. Nach und nach wurde so die dosisreduzierte Transplantation entwickelt, wobei heute die Zahl der Stammzelltransplantationen die Zahl der Knochenmarktransplantationen überwiegt. (Für den Empfänger ist das übrigens fast das selbe.)
2. Es werden nicht nur Patienten über 55 J. dosisreduziert transplantiert. Ich war wie gesagt Mitte 40 und ohne schlimme Nebenerkrankungen, und Micha67 hier im Forum war auch erst Mitte 40.
3. Vielmehr habe ich es wie folgt verstanden: In den Fällen, in denen es darauf ankommt, die Krebszellen mittels Chemo vollständig platt zu machen, wird auch weiterhin eine Hochdosis-Chemo gemacht. Danach wird dann, damit das KM sich überhaupt wieder erholt, entweder eine Fremdspende (allogen) oder eine Eigenspende (autolog) von Stammzellen gegeben.
In den Fällen, in denen diese Stammzellen selbst im Verdacht stehen, die bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems zu verursachen, macht es eher keinen Sinn eigene Stammzellen zu refundieren. Dann erfolgt (eher) eine Fremdspende.
4. In den (meisten?) anderen Fällen kommt es darauf an, dass die fremden Stammzellen zu einer Anwachsung führen und dass das dann fremde KM seine Arbeit im Sinne von GvL/GvM-Effekt ausführt. Das heißt, auf den "plattmachenden" Effekt der Chemo unmittelbar vor Transplantation (sog. Konditionierung) kommt es hier gar nicht so sehr an; darum erhalten all diese Patienten [b]vor[/b] ihrem stationären Aufenthalt eine mehrwöchige, teils mehrmonatliche Behandlung mit Chemo und/oder Antikörpern, um die Tumormasse bereits im Vorfeld möglichst stark zu reduzieren.
Im Rahmen der Konditionierungschemo werden dann natürlich auch noch weitere Krebszellen gekillt; vorrangig wird jedoch das eigene KM gerade soweit zerstört, dass das Transplantat anwachsen kann (sog. engraftment).
Ich entschuldige mich, falls meine Ausführungen Euch genervt haben sollten, aber ich musste mal so eine ausführliche Darstellung bringen. Ich platze manchmal fast, wenn ich viel halbgewalktes Zeug darüber lese. Erst jetzt am WE stand bei yahoo eine Nachricht aus den USA: Ein Leistungssportler würde seine Karriere auf Eis legen um (KM?/SZ?) zu spenden. Viele berechtigte Fragen tauchten in den Kommentaren auf: Eigentlich muss kein Spender seine Arbeit niederlegen, weder bei KMT noch bei SZT. Dann driftete die Diskussion ab von KM/SZ-Spende hin zu Organspende, was zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind .... zum Haare ausraufen, wirklich! Ich hatte aber keine Lust, mich deswegen dort registrieren zu lassen; aber hier fand ich es für die vielen Mitlesenden schon mal wichtig, das - hoffentlich - halbwegs richtig darzustellen.
Viele Grüße!