von jan » 04.07.2012, 00:43
Hallo Iness
Die Situation ist sicherlich nicht ganz einfach, da Du vor der schwierigen Entscheidung stehst, das Risiko fuer Dein eigenes Leben mit dem Risiko fuer das entstehende Kind abzuwaegen.
Wir sind hier Laien und koennen natuerlich keinesfalls Rat geben, sondern nur unsere Gedanken als Laien, die selbst von CML betroffen sind, teilen, die keinesfalls als Rat zu verstehen sind.
Meine persoenlichen Gedanken sind folgende:
Es gibt zwar schon eine ganze Menge Einzelfallbeobachtungen von Schwangerschaften unter CML-Therapie, aber darunter nur sehr wenige mit Dasatinib. Da alle Tyrosinkinasehemmer potentiell das Wachstum des Foetus beeintraechtigen koennen und dies auch in Tierversuchen getan haben, habe ich immer wieder in Fachartikeln gelesen, dass man bei Feststellung einer Schwangerschaft zu einer sofortigen Unterbrechung der TKI-Therapie raet. Es gab ein paar Einzelfallberichte, in denen die Patientinnen entgegen allen Rat Imatinib weiter genommen haben, es gab eine Haeufung von ungeplanten Abgaengen und Fehlbildungen, aber auch einige gesunde Geburten - allerdings unter Imatinib - unter dem staerkeren Dasatinib gibt es praktisch keinerlei diesbezuegliche Erfahrung.
Interferon passiert wohl nicht die Plazenta und sollte daher in der TKI-Therapiepause fuer das werdende Kind weniger kritisch sein, aber es ist eben bei einem Grossteil der CML-Patienten mit hoher CML-Tumorlast in Monotherapie selbst in hoher Dosierung nicht wirksam genug.
Nach bisherigen Erfahrungen scheint es aber so zu sein, dass die CML vor allem bei denjenigen Patientinnen waehrend der Schwangerschaft stabil blieb, die schon vor schwangerschaftsbedingtem Therapieabbruch laenger (ueber Monate/Jahre) bereits in guter molekularer Remission waren - hier koennte die CML evtl wahrend der Schwangerschaft ruhig bleiben oder mit niedrig dosiertem Interferon in Schach gehalten werden. Da bei Dir aber nach Deinen Angaben erst im Februar ein Imatinib-Therapieversagen vorlag, ist Deine CML vermutlich momentan noch sehr aktiv und die CML-Last noch recht hoch, wodurch es durchaus wahrscheinlich sein koennte, dass die unbehandelte CML sich wahrend der Schwangerschaft beschleunigt...
Insofern - bitte verzeihe mir die so direkte Art, die bei einem so schwierigen, emotionalen und auch ethisch empfindlichen Thema leicht als unangemessen gesehen werden kann - stehst Du vor der schwierigen Entscheidung, es mit Therapieunterbrechung und der Hoffnung auf Interferon-Kontrolle der CML zu versuchen, oder Dich gegen das Kind zu entscheiden, um mit sofortiger Therapiewiederaufnahme mit Dasatinib das Risiko einer Akzeleration Deiner CML zu verringern. Du hast wegen der Fristenloesung noch ein paar Wochen Zeit, aber in der Zeit wirst Du noch nicht absehen koennen, ob Interferon bis zur Geburt ausreichend gegen die CML wirkt.
Ich moechte und darf weder Wertung noch Empfehlung aussprechen, da sie sehr stark mit individuellen Faktoren und Einstellungen zu tun hat, und niemand, auch kein Arzt, kann Dir diese Entscheidung abnehmen.
Die bisherigen wissenschaftlichen Veroeffentlichungen zum Thema Schwangerschaft und CML habe ich unter
http://www.leukaemie-online.de/index.ph ... ienplanung
zusammengefasst - siehe dort auch auf der rechten Seite unter "Aehnliche Artikel". Falls Du einen der Artikel im englischen Originaltext brauchst, sag mir bitte Bescheid - ich habe allerdings erst naechste Woche wieder Zugang zu meinen Dateien...
Wir helfen gerne, Deine Gedanken zu sortieren, wenn Du magst.
Daumen gedrueckt, wie auch immer Du Dich entscheidest,
Jan
Hallo Iness
Die Situation ist sicherlich nicht ganz einfach, da Du vor der schwierigen Entscheidung stehst, das Risiko fuer Dein eigenes Leben mit dem Risiko fuer das entstehende Kind abzuwaegen.
Wir sind hier Laien und koennen natuerlich keinesfalls Rat geben, sondern nur unsere Gedanken als Laien, die selbst von CML betroffen sind, teilen, die keinesfalls als Rat zu verstehen sind.
Meine persoenlichen Gedanken sind folgende:
Es gibt zwar schon eine ganze Menge Einzelfallbeobachtungen von Schwangerschaften unter CML-Therapie, aber darunter nur sehr wenige mit Dasatinib. Da alle Tyrosinkinasehemmer potentiell das Wachstum des Foetus beeintraechtigen koennen und dies auch in Tierversuchen getan haben, habe ich immer wieder in Fachartikeln gelesen, dass man bei Feststellung einer Schwangerschaft zu einer sofortigen Unterbrechung der TKI-Therapie raet. Es gab ein paar Einzelfallberichte, in denen die Patientinnen entgegen allen Rat Imatinib weiter genommen haben, es gab eine Haeufung von ungeplanten Abgaengen und Fehlbildungen, aber auch einige gesunde Geburten - allerdings unter Imatinib - unter dem staerkeren Dasatinib gibt es praktisch keinerlei diesbezuegliche Erfahrung.
Interferon passiert wohl nicht die Plazenta und sollte daher in der TKI-Therapiepause fuer das werdende Kind weniger kritisch sein, aber es ist eben bei einem Grossteil der CML-Patienten mit hoher CML-Tumorlast in Monotherapie selbst in hoher Dosierung nicht wirksam genug.
Nach bisherigen Erfahrungen scheint es aber so zu sein, dass die CML vor allem bei denjenigen Patientinnen waehrend der Schwangerschaft stabil blieb, die schon vor schwangerschaftsbedingtem Therapieabbruch laenger (ueber Monate/Jahre) bereits in guter molekularer Remission waren - hier koennte die CML evtl wahrend der Schwangerschaft ruhig bleiben oder mit niedrig dosiertem Interferon in Schach gehalten werden. Da bei Dir aber nach Deinen Angaben erst im Februar ein Imatinib-Therapieversagen vorlag, ist Deine CML vermutlich momentan noch sehr aktiv und die CML-Last noch recht hoch, wodurch es durchaus wahrscheinlich sein koennte, dass die unbehandelte CML sich wahrend der Schwangerschaft beschleunigt...
Insofern - bitte verzeihe mir die so direkte Art, die bei einem so schwierigen, emotionalen und auch ethisch empfindlichen Thema leicht als unangemessen gesehen werden kann - stehst Du vor der schwierigen Entscheidung, es mit Therapieunterbrechung und der Hoffnung auf Interferon-Kontrolle der CML zu versuchen, oder Dich gegen das Kind zu entscheiden, um mit sofortiger Therapiewiederaufnahme mit Dasatinib das Risiko einer Akzeleration Deiner CML zu verringern. Du hast wegen der Fristenloesung noch ein paar Wochen Zeit, aber in der Zeit wirst Du noch nicht absehen koennen, ob Interferon bis zur Geburt ausreichend gegen die CML wirkt.
Ich moechte und darf weder Wertung noch Empfehlung aussprechen, da sie sehr stark mit individuellen Faktoren und Einstellungen zu tun hat, und niemand, auch kein Arzt, kann Dir diese Entscheidung abnehmen.
Die bisherigen wissenschaftlichen Veroeffentlichungen zum Thema Schwangerschaft und CML habe ich unter
http://www.leukaemie-online.de/index.php?option=com_content&view=article&id=905:einzelfallberichte-ueber-23-schwangerschaften-unter-imatinib-dasatinib-und-nilotinib&catid=60:familienplanung
zusammengefasst - siehe dort auch auf der rechten Seite unter "Aehnliche Artikel". Falls Du einen der Artikel im englischen Originaltext brauchst, sag mir bitte Bescheid - ich habe allerdings erst naechste Woche wieder Zugang zu meinen Dateien...
Wir helfen gerne, Deine Gedanken zu sortieren, wenn Du magst.
Daumen gedrueckt, wie auch immer Du Dich entscheidest,
Jan