von jan » 13.05.2011, 00:20
Hallo Gast,
die Situation ist wirklich schwierig, aber leider auch sehr häufig nach einer Krebsdiagnose, in der der betroffene Partner sich "ein-igelt" und versucht, sein Leid nicht auch auf andere zu übertragen. Leider gibt es hierfür kein Allgemeinrezept, das bei allen funktioniert - aber wichtig ist sicherlich, dass Du Deine Zuneigung zeigst, und dass er sich bewußt ist, dass Du mit ihm auch durch schwierige Zeiten gehen möchtest. Ablenkung von der Leukämie ist im Moment sicher schwierig und wird vielleicht eher als unpassend gesehen, weil sich alle seine Gedanken eh auf die Leukämie beziehen, bei dem sonst nur wenig Platz findet, aber trotzdem kannst Du vielleicht durch "einfach nur da sein", durch Ablenken, durch inhaltlichen Umgang mit der Leukämie, durch vertraute Dinge des bisherigen gemeinsamen Lebens helfen.
Ich möchte dazu noch eines sagen: Ich habe in meinen 9 Jahren Selbsthilfe viele Patienten kennengelernt, die nach Prognose schon lange nicht mehr am Leben sein sollten. Statistik ist ein Wechselbalg - es basiert auf Erfahrungswerten, die im Einzelfall völlig anders laufen. Selbst wenn die Prognosen nicht gut wären, bedeutet das nicht, den Kampf vorab aufzugeben. Zudem gibt es medizinisch betrachtet nicht "DIE" akute Leukämie, sondern es gibt viele verschiedene Unterformen, die unterschiedlich therapiert werden können - und mir ist keine akute Leukämie bekannt, die gar nicht behandelt werden kann. Manche haben bessere Prognosen, manche schlechtere, aber keine ist "Mission impossible".
Alle akuten Leukämien haben aber gemeinsam: möglichst schnell wirksam behandeln. Es ist unwahrscheinlich, dass eine akute Leukämie bis Juli unbehandelt bleiben kann. Je länger er wartet, desto hoffnungsloser. Du könntest ihm beispielsweise anbieten, dass Du mal die Arzt- und Laborberichte einsehen und kopieren kannst und dass Du Dich dann erkundigst, wo er eine in der Schweiz eine Zweitmeinung einholen könnte. Hier können sicherlich einige helfen, bei Kenntnis der genaueren Diagnose einen Spezialisten zu empfehlen. Er braucht einen Spezialisten und eine gute Therapie, keine Lebensabwicklungsgesellschaft. Vielleicht wurde ihm die Therapie auch angeboten und er hat sie aus Verzweiflung abgelehnt?
Es gibt kein "zu viel Zeit verloren". Das ist eine fatale Rückwärtsbetrachtung, kein Plan. Im Fußball kann man ein Match mit 3:0 Rückstand noch gewinnen - im Krebs ist das ähnlich. Ihr seid doch ein gutes Team!
Liebe Grüße, viel Glück
Jan
Hallo Gast,
die Situation ist wirklich schwierig, aber leider auch sehr häufig nach einer Krebsdiagnose, in der der betroffene Partner sich "ein-igelt" und versucht, sein Leid nicht auch auf andere zu übertragen. Leider gibt es hierfür kein Allgemeinrezept, das bei allen funktioniert - aber wichtig ist sicherlich, dass Du Deine Zuneigung zeigst, und dass er sich bewußt ist, dass Du mit ihm auch durch schwierige Zeiten gehen möchtest. Ablenkung von der Leukämie ist im Moment sicher schwierig und wird vielleicht eher als unpassend gesehen, weil sich alle seine Gedanken eh auf die Leukämie beziehen, bei dem sonst nur wenig Platz findet, aber trotzdem kannst Du vielleicht durch "einfach nur da sein", durch Ablenken, durch inhaltlichen Umgang mit der Leukämie, durch vertraute Dinge des bisherigen gemeinsamen Lebens helfen.
Ich möchte dazu noch eines sagen: Ich habe in meinen 9 Jahren Selbsthilfe viele Patienten kennengelernt, die nach Prognose schon lange nicht mehr am Leben sein sollten. Statistik ist ein Wechselbalg - es basiert auf Erfahrungswerten, die im Einzelfall völlig anders laufen. Selbst wenn die Prognosen nicht gut wären, bedeutet das nicht, den Kampf vorab aufzugeben. Zudem gibt es medizinisch betrachtet nicht "DIE" akute Leukämie, sondern es gibt viele verschiedene Unterformen, die unterschiedlich therapiert werden können - und mir ist keine akute Leukämie bekannt, die gar nicht behandelt werden kann. Manche haben bessere Prognosen, manche schlechtere, aber keine ist "Mission impossible".
Alle akuten Leukämien haben aber gemeinsam: möglichst schnell wirksam behandeln. Es ist unwahrscheinlich, dass eine akute Leukämie bis Juli unbehandelt bleiben kann. Je länger er wartet, desto hoffnungsloser. Du könntest ihm beispielsweise anbieten, dass Du mal die Arzt- und Laborberichte einsehen und kopieren kannst und dass Du Dich dann erkundigst, wo er eine in der Schweiz eine Zweitmeinung einholen könnte. Hier können sicherlich einige helfen, bei Kenntnis der genaueren Diagnose einen Spezialisten zu empfehlen. Er braucht einen Spezialisten und eine gute Therapie, keine Lebensabwicklungsgesellschaft. Vielleicht wurde ihm die Therapie auch angeboten und er hat sie aus Verzweiflung abgelehnt?
Es gibt kein "zu viel Zeit verloren". Das ist eine fatale Rückwärtsbetrachtung, kein Plan. Im Fußball kann man ein Match mit 3:0 Rückstand noch gewinnen - im Krebs ist das ähnlich. Ihr seid doch ein gutes Team!
Liebe Grüße, viel Glück
Jan