von ph_bgm » 20.07.2005, 12:32
Liebe Babsi,
die Infektionen sind ein Risiko, das man nicht unterschätzen darf. Wenn das behandelnde Krankenhaus Erfahrung mit AML hat und Dein Freund in einer nach intensivmedizinischen Grundsätzen arbeitenden Station liegt (wo seid Ihr denn?), dann haben die Ärzte und das Personal dort die notwendige Erfahrung, um entsprechend prophylaktisch Antibiotika etc. zu geben, so dass das Infektionsrisiko zwar vorhanden, aber beherrschbar ist. Ich hatte zwar auch alles Mögliche, aber es ging alles irgendwie vorbei.
Am Meisten leidet in der Tat das Sozialgefüge: Ich habe zu einigen sogenannten alten Freunden keinen Kontakt mehr und will ihn auch nicht mehr, da sie mich während der Krankheit kaum oder gar nicht unterstützt haben. Meine Frau ist auf einige Leute wegen mangelnder Unterstützung ebenfalls sauer. Das ist sehr unschön und traurig. Aber ich habe einige Freunde dazugewonnen, die sich sehr herzlich gekümmert haben und gehoöfen haben. Ich bin mir sicher, das wird bei Dir ähnlich ablaufen, wobei ich natürlich hoffe, dass es bei Dir nicht so negativ läuft, wie ich das manchmal empfinde.
Deiner esoterischen Freundin solltest Du hart aber herzlich sagen, dass Dein Freund ohne Chemo 100%ig sterben würde. Wenn sie das immer noch nicht davon abhält, na ja, dann weiß ich auch nicht mehr weiter, ich würde sie dann eine dumme Person nennen. Ich hatte übrigens auch einen Klugscheisser im Bekanntenkreis, zum Glück nicht so nahestehend, der kam mit allen möglichen Artikel über die Unnatürlichkeit der Chemo an usw., um mich davon zu überzeugen, ich sollte das nicht machen.
Kannst Du mit Deiner "Schwiegermutter" reden darüber? Schließlich geht es Euch beiden um ihn, den ihr liebt. Vielleicht sieht sich seine Mutter aber auch im Wettbewerb mit Dir, was natürlich Quatsch ist, aber so reagieren manchmal die Leute, dass sie der Chefhelfer sein wollen. Mutter und Söhne, das habe ich während meiner Krankheit auch wieder einmal erlebt, haben ein überaus komplexes Beziehungsgeflecht und schon Freud hat die Muttereifersucht auf die Frau geschildert. Vielleicht liegt da ja der Hund begraben.
Und: Der Diagnosehammer voll in die Fresse ist gerade mal einen Tag alt und jeder ist noch vollauf damit beschäftigt, sich und seine Reaktionen darauf zu sortieren und zu bewerten. Manche Menschen sind am Anfang länger in einer Art Schockstarre, andere erst einmal gar nicht, dafür dann später, halbwegs überraschend doch noch. Von daher verletzen Äußerungen und Verhalten natürlich, nur solltest Du, wenn es Dir möglich ist, im Hinterkopf behalten.
Alles Gute!
Philipp
[addsig]
Liebe Babsi,
die Infektionen sind ein Risiko, das man nicht unterschätzen darf. Wenn das behandelnde Krankenhaus Erfahrung mit AML hat und Dein Freund in einer nach intensivmedizinischen Grundsätzen arbeitenden Station liegt (wo seid Ihr denn?), dann haben die Ärzte und das Personal dort die notwendige Erfahrung, um entsprechend prophylaktisch Antibiotika etc. zu geben, so dass das Infektionsrisiko zwar vorhanden, aber beherrschbar ist. Ich hatte zwar auch alles Mögliche, aber es ging alles irgendwie vorbei.
Am Meisten leidet in der Tat das Sozialgefüge: Ich habe zu einigen sogenannten alten Freunden keinen Kontakt mehr und will ihn auch nicht mehr, da sie mich während der Krankheit kaum oder gar nicht unterstützt haben. Meine Frau ist auf einige Leute wegen mangelnder Unterstützung ebenfalls sauer. Das ist sehr unschön und traurig. Aber ich habe einige Freunde dazugewonnen, die sich sehr herzlich gekümmert haben und gehoöfen haben. Ich bin mir sicher, das wird bei Dir ähnlich ablaufen, wobei ich natürlich hoffe, dass es bei Dir nicht so negativ läuft, wie ich das manchmal empfinde.
Deiner esoterischen Freundin solltest Du hart aber herzlich sagen, dass Dein Freund ohne Chemo 100%ig sterben würde. Wenn sie das immer noch nicht davon abhält, na ja, dann weiß ich auch nicht mehr weiter, ich würde sie dann eine dumme Person nennen. Ich hatte übrigens auch einen Klugscheisser im Bekanntenkreis, zum Glück nicht so nahestehend, der kam mit allen möglichen Artikel über die Unnatürlichkeit der Chemo an usw., um mich davon zu überzeugen, ich sollte das nicht machen.
Kannst Du mit Deiner "Schwiegermutter" reden darüber? Schließlich geht es Euch beiden um ihn, den ihr liebt. Vielleicht sieht sich seine Mutter aber auch im Wettbewerb mit Dir, was natürlich Quatsch ist, aber so reagieren manchmal die Leute, dass sie der Chefhelfer sein wollen. Mutter und Söhne, das habe ich während meiner Krankheit auch wieder einmal erlebt, haben ein überaus komplexes Beziehungsgeflecht und schon Freud hat die Muttereifersucht auf die Frau geschildert. Vielleicht liegt da ja der Hund begraben.
Und: Der Diagnosehammer voll in die Fresse ist gerade mal einen Tag alt und jeder ist noch vollauf damit beschäftigt, sich und seine Reaktionen darauf zu sortieren und zu bewerten. Manche Menschen sind am Anfang länger in einer Art Schockstarre, andere erst einmal gar nicht, dafür dann später, halbwegs überraschend doch noch. Von daher verletzen Äußerungen und Verhalten natürlich, nur solltest Du, wenn es Dir möglich ist, im Hinterkopf behalten.
Alles Gute!
Philipp
[addsig]