von ph_bgm » 25.04.2005, 12:24
Lieber Gast,
Glückwunsch zur Remission bei Deinem Vater! Das ist die beste Nachricht, die er und Ihr in den letzten Monaten gehört habt und ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Heilung. Je schneller eine volle Remission erreicht wird, desto besser in der Regel die Chancen auf eine dauerhafte Heilung.
Für die KMT drücke ich alle Daumen, der Kelch ging an mir zum Glück vorüber, da ich in einer Niedrigrisikogruppe bin, also die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls niedriger liegt als bei Normal- und Hochrisiko und daher bei der Ersterkrankung auf die Transplantation verzichtet wird. Ich wünsche und hoffe, dass Deine Tante als Spenderin passt und wenn nicht, in den Dateien schnell ein Spender gefunden wird.
Ich schau mal daheim (bin gerade im Büro) nach, ob ich noch Infos zum Subtyp M4 finde, die ggf. interessant sind.
Ich habe die Diagnose letztes Jahr im Juni eine Woche nach meinem 37. Geburtstag erhalten, bin also noch recht jung, was eine höhere Belastbarkeit und eine schnellere Regenerationsfähigkeit bedeutet. Ich nehme mal an, Dein Vater ist älter.
Dass Deine Mutter hilflos reagiert ist wohl die normale Reaktion, auch wenn sich jeder in dieser Situation vom anderen Stärke und Halt wünscht. Nur, warum soll es dem anderen anders ergehen als einem selbst, der um Fassung ringt und nach Wegen sucht, diese Belastung auszuhalten. Mit meinen Eltern habe ich ziemlich am Anfang fast gestritten, weil ich ihre Reaktionen so komisch fand. Ich habe das dann angesprochen und es hat sich, obwohl meine Eltern beide ihre Psyche ausblenden, ein gutes, klärendes Gespräch ergeben. Ich musste auch erst einmal lernen, an meinen Besuch Erwartungen zu formulieren, was sie tun sollen, wie sie sich verhalten sollen, wenn es mir dreckig geht usw., da die wenigsten wirklich damit umgehen konnten.
Wichtig ist vor allem die seelische Gesundheit Deines Vaters. Ich hoffe, es gibt in seiner Klinik psychotherapeutische/ pschologische Begleitung, die auch Dir als Angehöriger offen steht. Mir und meiner Frau hat das sehr geholfen, mit der Psychologin über unsere Ängste zu sprechen. Die Psychologin ist geschult, selbst nicht involviert und kann daher viel leichter Alternativen und dead locks aufzeigen.
Ich selbst habe im Krankenhaus zum Glück nicht gegrübelt, warum denn nun genau ich so eine Scheiße durchmachen muss. Diese Frage ist ohne Antwort, sie raubt daher nur Kraft. Nur leider kann man nicht einfach seine Psyche ausschalten und ihr befehlen, über diese Frage nicht nachzudenken. Ich weiß aber aus Gesprächen mit dem Personal, dass viele Patienten in dieser Endlosschleife hängen bleiben und sie deswegen nicht auf das Ziel, die Gesundung schauen können. Da kann ein Psychologe auch bei helfen. Eine weitere Strategie war es, den Tag zu genießen, so wie es mir gerade ging und nicht darüber nachzudenken, dass es mir morgen vielleicht schlechter gehen würde. Allerdings hat diese Fähigkeit bei den späteren Chemos (insgesamt 5) nachgelassen, da ich immer genauer wusste, was mit mir passiert und was noch kommen wird. Was mir auch geholfen hat, war das Schicksal von Mitpatienten, denen es schlechter ging. Schlimmer geht immer und wenn man nur schlapp und mit geringeren Infektionen jemanden erlebt, der gerade im Abwehrtief eine Lungenentzündung hat, dann geht es einem, also mir, schon wieder etwas besser. Klingt brutal, hat mir aber wirklich geholfen.
So, ich muss mal wieder etwas arbeiten, die weitere Kommunikation können wir gerne auch über meine Mailadresse <!-- BBcode auto-mailto start --><a href="mailto:
">
</a><!-- BBCode auto-mailto end --> machen.
Alles Gute, Philipp
[addsig]
Lieber Gast,
Glückwunsch zur Remission bei Deinem Vater! Das ist die beste Nachricht, die er und Ihr in den letzten Monaten gehört habt und ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Heilung. Je schneller eine volle Remission erreicht wird, desto besser in der Regel die Chancen auf eine dauerhafte Heilung.
Für die KMT drücke ich alle Daumen, der Kelch ging an mir zum Glück vorüber, da ich in einer Niedrigrisikogruppe bin, also die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls niedriger liegt als bei Normal- und Hochrisiko und daher bei der Ersterkrankung auf die Transplantation verzichtet wird. Ich wünsche und hoffe, dass Deine Tante als Spenderin passt und wenn nicht, in den Dateien schnell ein Spender gefunden wird.
Ich schau mal daheim (bin gerade im Büro) nach, ob ich noch Infos zum Subtyp M4 finde, die ggf. interessant sind.
Ich habe die Diagnose letztes Jahr im Juni eine Woche nach meinem 37. Geburtstag erhalten, bin also noch recht jung, was eine höhere Belastbarkeit und eine schnellere Regenerationsfähigkeit bedeutet. Ich nehme mal an, Dein Vater ist älter.
Dass Deine Mutter hilflos reagiert ist wohl die normale Reaktion, auch wenn sich jeder in dieser Situation vom anderen Stärke und Halt wünscht. Nur, warum soll es dem anderen anders ergehen als einem selbst, der um Fassung ringt und nach Wegen sucht, diese Belastung auszuhalten. Mit meinen Eltern habe ich ziemlich am Anfang fast gestritten, weil ich ihre Reaktionen so komisch fand. Ich habe das dann angesprochen und es hat sich, obwohl meine Eltern beide ihre Psyche ausblenden, ein gutes, klärendes Gespräch ergeben. Ich musste auch erst einmal lernen, an meinen Besuch Erwartungen zu formulieren, was sie tun sollen, wie sie sich verhalten sollen, wenn es mir dreckig geht usw., da die wenigsten wirklich damit umgehen konnten.
Wichtig ist vor allem die seelische Gesundheit Deines Vaters. Ich hoffe, es gibt in seiner Klinik psychotherapeutische/ pschologische Begleitung, die auch Dir als Angehöriger offen steht. Mir und meiner Frau hat das sehr geholfen, mit der Psychologin über unsere Ängste zu sprechen. Die Psychologin ist geschult, selbst nicht involviert und kann daher viel leichter Alternativen und dead locks aufzeigen.
Ich selbst habe im Krankenhaus zum Glück nicht gegrübelt, warum denn nun genau ich so eine Scheiße durchmachen muss. Diese Frage ist ohne Antwort, sie raubt daher nur Kraft. Nur leider kann man nicht einfach seine Psyche ausschalten und ihr befehlen, über diese Frage nicht nachzudenken. Ich weiß aber aus Gesprächen mit dem Personal, dass viele Patienten in dieser Endlosschleife hängen bleiben und sie deswegen nicht auf das Ziel, die Gesundung schauen können. Da kann ein Psychologe auch bei helfen. Eine weitere Strategie war es, den Tag zu genießen, so wie es mir gerade ging und nicht darüber nachzudenken, dass es mir morgen vielleicht schlechter gehen würde. Allerdings hat diese Fähigkeit bei den späteren Chemos (insgesamt 5) nachgelassen, da ich immer genauer wusste, was mit mir passiert und was noch kommen wird. Was mir auch geholfen hat, war das Schicksal von Mitpatienten, denen es schlechter ging. Schlimmer geht immer und wenn man nur schlapp und mit geringeren Infektionen jemanden erlebt, der gerade im Abwehrtief eine Lungenentzündung hat, dann geht es einem, also mir, schon wieder etwas besser. Klingt brutal, hat mir aber wirklich geholfen.
So, ich muss mal wieder etwas arbeiten, die weitere Kommunikation können wir gerne auch über meine Mailadresse <!-- BBcode auto-mailto start --><a href="mailto:"></a><!-- BBCode auto-mailto end --> machen.
Alles Gute, Philipp
[addsig]