von unknown » 09.05.2008, 07:19
Lieber Gast,
ich habe meinen Vater im Kampf gegen die AML 1 Jahr lang begleitet und mich intensiv mit dieser Krankheit beschäftigt, mein Vater hat es leider nicht geschafft, er ist gestern verstorben. Jetzt möchte ich anderen Menschen im Umgang mit dieser Krankheit helfen und meine gesammelten Erfahrungen teilen.
Im Prinzip hat dein Vater sehr gute Chancen die Krankheit zu besiegen. Für Ihn spricht sein noch sehr junges Alter. Die Chemotherapie wird deinen Vater sehr sehr schwächen, die Nebenwirkungen sind ziemlich ausgeprägt, da durch die Chemo nicht nur die bösartigen sondern auch die Gutartigen körpereigenen Zellen zerstört werden. Im Prinzip wird versucht das "kranke" Knochemark soweit zu zerstören bis KEINE bösartigen Zellen, sogenannte Blasten, mehr im Knochenmark zu finden sind. Diesen angestrebten Zustand nennt man Remisson, d.h. die Krankheit wird so weit zurückgedrängt bis keine Leukämie mehr feststellbar ist. Dazu sind meistens mehrere sogenannte Chemoblöcke nach einem vorher definierten Protokoll notwendig. Deinem Vater wird es während und vor allem nach der Chemotherapie sehr schlecht gehen, da durch die Chemo die Knochenmarkfunktion für eine Weile aussetzt. In dieser Zeit hat der Mensch so gut wie KEIN Immunsystem mehr, diese Phase nennt man APLASIE. Während der Aplasie sind die Patienten sehr gefährdet da jeder kleine pathogene Erreger ( Bakterie, Pilz oder Virus ) für Menschen in der Aplasiephase potentiell tötlich sein kann. Achte darauf das in dieser Zeit KEIN Mensch mit ansteckender Krankheit deinen Vater besucht. Achtet stets peinlich auf die Desinfektion Eurer Händen und tragt in dieser Zeit alle einen Munschutz auch dein Vater. Dadurch läßt sich eine Infektion vorbeugen. Wenn die Chemo überstanden ist und dein Vater in Remission kommt, werden die Ärzte eine Knochenmarktransplantation vorschlagen, sobald ein geeigneter Spender gefunden ist. Hier kommen Geschwister deines Vaters oder aber auch Fremdspender in betracht. Sollte kein Spender gefunden werden können, gibt es da auch eine Selbstspende eine sogenannte autologe KMT. Ich könnte hierüber noch ein ganzes Buch schreiben, vorerst sind das aber die wichtigsten Informationen zur Chemotherapie.
So nun zum Umgang mit der Krankheit. Dein Vater wird eine große Angst haben, vor dem was auf Ihn zukommt. Die meisten Menschen verstecken diese Angst vor den Angehörigen und wollen niemanden belasten. Er braucht in dieser Zeit aufbauende Worte. Mach Ihm bitte nicht zusätzlich Angst indem du Ihm zeigst wie besorgt du bist. Gib im Kraft indem du aufbauende Worte findest. Sag Ihm das die moderne Medizin in der Lage ist seine Krankheit zu heilen. Vor allem in seinem Alter hat er gute Aussichten ganz gesund zu werden. Sag Ihm NIE das er sterben wird oder sterben könnte, lass dieses Gefühl bei Ihm NIE aufkommen. Sei die Zuversicht in Person, auch wenn du selbst nicht mehr daran glaubst, zeig deinem Vater immer das du an seine Genesung glaubst. Das wird Ihm Kraft geben.
Nun zu den weniger schönen Tatsachen, ich sage es frei heraus, denn auch das gehört zu dieser Krankheit, ich habe es bei meinem Vater gestern Nachmittag erlebt. Dein Vater könnte auch sterben. Es tut mir leid, es klingt sehr hart, aber auch damit solltest du dich auseinandersetzen und dich innerlich darauf vorbereiten. Manchmal geht es sehr schnell, manchmal dauert es Monate, selten auch Jahre. Auf deine Frage woran die AML Kranken sterben kann ich dir keine pauschale Antwort geben, ich muss hier ein wenig ausholen. Im Knochemark werden rote und weiße Blutkörperchen sowie Thrombozyten gebildet. Je nach Art der AML deines Vaters, ist die Blutbildung gestört. Die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen können durch fremdes Blut zugeführt ( substituiert werden ) in dem eine Bluttransfusion eines Fremspenders verabreicht wird. Keine große Sache. Das Problem sind aber meistens die weißen Blutkörperchen die kann man nicht als Fremdspende bekommen, es wird zwar im Notfall manchmal gemacht, bringt im Endeffekt nichts. Hier liegt meist das Problem. Ohne weiße Blutkörperchen die sogennanten leukozythen hat der AML Patient keine und eine nur sehr schwache Immunabwehr, vergleichbar mit einem AIDS kranken. Wie oben schon erwähnt, kann ein Infekt der für andere Menschen völlig harmlos ist, den AML Patienten töten. Dein Vater wird deshalb vorsorglich Antibiotka und anti Pilzmittel bekommen, diese Medikamente schwächen den Körper zusätzlich und die Antibiotika zerstört meist die gesunde Darmflora, ein Teufelskreis. Ich möchte dir hier aber keine Angst machen, meist sind die Fakten aber besser als Schönfärberei. Die weiter Gefahr ist an den Folgen der Chemotherapie zu versterben. Die inneren Organge, vor allem die Leber und die Nieren werden sehr durch die Chemo beansprucht. Wenn die Leber deines Vaters angeschlagen ist, müßt Ihr Euch unbedingt genau mit den Ärzten beraten. Letztendlich besteht auch die Gefahr innerlich zu verbluten. Wenn die Blutplättchen zu niedrig sind, gerinnt das Blut nicht und der Mensch kann überall auch im körperineren bluten. Wenn das nicht sofort bemerkt wird, kann der Mensch innerlich verbluten. In der Regel wird das Blutbild sehr häufig kontrolliert und deshalb ist das eher selten. Meinem Vater wurden am Schluss von den Ärzten jedoch die Blukonserven verweigert, da in Ihren Augen keine Aussicht auf Heilung mehr bestand. Er hat dann noch Tapfer gekämpft und ist dann 6 Tage später unschön verstorben.
Du mußt die auf eine harte Zeit gefasst machen, AML ist keine harmlose Krankheit. Den Mut und die Hoffnung solltest du aber nicht verlieren, viele Menschen schaffen es. Auf die Frage nach dem Mindestalter kann ich nur sagen: Es hängt vom Allgemeinzustand des Patienten ab. Mit 46 ist dein Vater sehr jung und er hat Gute Aussichten. Der Leberschaden sollte auch kein problem sein wenn sich dein vater mittlerweile davon erholt hat. Er sollte jedoch in Zukunft "gesund" Leben, alkohol und Zigaretten sollte er meiden bzw. sofort weglassen. Achtet auf gesunde ausgewogene Ernährung und stärkt sein Immunsystem mit Vitaminen.
Ich hoff dir ein wenige weitergeholfen zu haben, ich könnte ewig weiterschreiben.
Ich drücke dir und deinem Vater ganz fest die Damen, Ihr müßt jetzt stark sein. Gib deinem Vater die Liebe die er jetzt braucht, zeig Ihm das du für in da bist und verbringe so viel schöne Zeit mit Ihm wie es nur geht. Hilf Ihm positiv zu denken das ist bei jeder Krankheit sehr wichtig. Der Mensch ist dann stärker und verkraftet die Krankheit besser. Ich bin gerade dabei eine Webseite mit vielen Informationen für Angehörige zu erstellen, ich werde den Link dann in diesem Formun posten.
Liebe Grüße,
Euer Josef
Lieber Gast,
ich habe meinen Vater im Kampf gegen die AML 1 Jahr lang begleitet und mich intensiv mit dieser Krankheit beschäftigt, mein Vater hat es leider nicht geschafft, er ist gestern verstorben. Jetzt möchte ich anderen Menschen im Umgang mit dieser Krankheit helfen und meine gesammelten Erfahrungen teilen.
Im Prinzip hat dein Vater sehr gute Chancen die Krankheit zu besiegen. Für Ihn spricht sein noch sehr junges Alter. Die Chemotherapie wird deinen Vater sehr sehr schwächen, die Nebenwirkungen sind ziemlich ausgeprägt, da durch die Chemo nicht nur die bösartigen sondern auch die Gutartigen körpereigenen Zellen zerstört werden. Im Prinzip wird versucht das "kranke" Knochemark soweit zu zerstören bis KEINE bösartigen Zellen, sogenannte Blasten, mehr im Knochenmark zu finden sind. Diesen angestrebten Zustand nennt man Remisson, d.h. die Krankheit wird so weit zurückgedrängt bis keine Leukämie mehr feststellbar ist. Dazu sind meistens mehrere sogenannte Chemoblöcke nach einem vorher definierten Protokoll notwendig. Deinem Vater wird es während und vor allem nach der Chemotherapie sehr schlecht gehen, da durch die Chemo die Knochenmarkfunktion für eine Weile aussetzt. In dieser Zeit hat der Mensch so gut wie KEIN Immunsystem mehr, diese Phase nennt man APLASIE. Während der Aplasie sind die Patienten sehr gefährdet da jeder kleine pathogene Erreger ( Bakterie, Pilz oder Virus ) für Menschen in der Aplasiephase potentiell tötlich sein kann. Achte darauf das in dieser Zeit KEIN Mensch mit ansteckender Krankheit deinen Vater besucht. Achtet stets peinlich auf die Desinfektion Eurer Händen und tragt in dieser Zeit alle einen Munschutz auch dein Vater. Dadurch läßt sich eine Infektion vorbeugen. Wenn die Chemo überstanden ist und dein Vater in Remission kommt, werden die Ärzte eine Knochenmarktransplantation vorschlagen, sobald ein geeigneter Spender gefunden ist. Hier kommen Geschwister deines Vaters oder aber auch Fremdspender in betracht. Sollte kein Spender gefunden werden können, gibt es da auch eine Selbstspende eine sogenannte autologe KMT. Ich könnte hierüber noch ein ganzes Buch schreiben, vorerst sind das aber die wichtigsten Informationen zur Chemotherapie.
So nun zum Umgang mit der Krankheit. Dein Vater wird eine große Angst haben, vor dem was auf Ihn zukommt. Die meisten Menschen verstecken diese Angst vor den Angehörigen und wollen niemanden belasten. Er braucht in dieser Zeit aufbauende Worte. Mach Ihm bitte nicht zusätzlich Angst indem du Ihm zeigst wie besorgt du bist. Gib im Kraft indem du aufbauende Worte findest. Sag Ihm das die moderne Medizin in der Lage ist seine Krankheit zu heilen. Vor allem in seinem Alter hat er gute Aussichten ganz gesund zu werden. Sag Ihm NIE das er sterben wird oder sterben könnte, lass dieses Gefühl bei Ihm NIE aufkommen. Sei die Zuversicht in Person, auch wenn du selbst nicht mehr daran glaubst, zeig deinem Vater immer das du an seine Genesung glaubst. Das wird Ihm Kraft geben.
Nun zu den weniger schönen Tatsachen, ich sage es frei heraus, denn auch das gehört zu dieser Krankheit, ich habe es bei meinem Vater gestern Nachmittag erlebt. Dein Vater könnte auch sterben. Es tut mir leid, es klingt sehr hart, aber auch damit solltest du dich auseinandersetzen und dich innerlich darauf vorbereiten. Manchmal geht es sehr schnell, manchmal dauert es Monate, selten auch Jahre. Auf deine Frage woran die AML Kranken sterben kann ich dir keine pauschale Antwort geben, ich muss hier ein wenig ausholen. Im Knochemark werden rote und weiße Blutkörperchen sowie Thrombozyten gebildet. Je nach Art der AML deines Vaters, ist die Blutbildung gestört. Die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen können durch fremdes Blut zugeführt ( substituiert werden ) in dem eine Bluttransfusion eines Fremspenders verabreicht wird. Keine große Sache. Das Problem sind aber meistens die weißen Blutkörperchen die kann man nicht als Fremdspende bekommen, es wird zwar im Notfall manchmal gemacht, bringt im Endeffekt nichts. Hier liegt meist das Problem. Ohne weiße Blutkörperchen die sogennanten leukozythen hat der AML Patient keine und eine nur sehr schwache Immunabwehr, vergleichbar mit einem AIDS kranken. Wie oben schon erwähnt, kann ein Infekt der für andere Menschen völlig harmlos ist, den AML Patienten töten. Dein Vater wird deshalb vorsorglich Antibiotka und anti Pilzmittel bekommen, diese Medikamente schwächen den Körper zusätzlich und die Antibiotika zerstört meist die gesunde Darmflora, ein Teufelskreis. Ich möchte dir hier aber keine Angst machen, meist sind die Fakten aber besser als Schönfärberei. Die weiter Gefahr ist an den Folgen der Chemotherapie zu versterben. Die inneren Organge, vor allem die Leber und die Nieren werden sehr durch die Chemo beansprucht. Wenn die Leber deines Vaters angeschlagen ist, müßt Ihr Euch unbedingt genau mit den Ärzten beraten. Letztendlich besteht auch die Gefahr innerlich zu verbluten. Wenn die Blutplättchen zu niedrig sind, gerinnt das Blut nicht und der Mensch kann überall auch im körperineren bluten. Wenn das nicht sofort bemerkt wird, kann der Mensch innerlich verbluten. In der Regel wird das Blutbild sehr häufig kontrolliert und deshalb ist das eher selten. Meinem Vater wurden am Schluss von den Ärzten jedoch die Blukonserven verweigert, da in Ihren Augen keine Aussicht auf Heilung mehr bestand. Er hat dann noch Tapfer gekämpft und ist dann 6 Tage später unschön verstorben.
Du mußt die auf eine harte Zeit gefasst machen, AML ist keine harmlose Krankheit. Den Mut und die Hoffnung solltest du aber nicht verlieren, viele Menschen schaffen es. Auf die Frage nach dem Mindestalter kann ich nur sagen: Es hängt vom Allgemeinzustand des Patienten ab. Mit 46 ist dein Vater sehr jung und er hat Gute Aussichten. Der Leberschaden sollte auch kein problem sein wenn sich dein vater mittlerweile davon erholt hat. Er sollte jedoch in Zukunft "gesund" Leben, alkohol und Zigaretten sollte er meiden bzw. sofort weglassen. Achtet auf gesunde ausgewogene Ernährung und stärkt sein Immunsystem mit Vitaminen.
Ich hoff dir ein wenige weitergeholfen zu haben, ich könnte ewig weiterschreiben.
Ich drücke dir und deinem Vater ganz fest die Damen, Ihr müßt jetzt stark sein. Gib deinem Vater die Liebe die er jetzt braucht, zeig Ihm das du für in da bist und verbringe so viel schöne Zeit mit Ihm wie es nur geht. Hilf Ihm positiv zu denken das ist bei jeder Krankheit sehr wichtig. Der Mensch ist dann stärker und verkraftet die Krankheit besser. Ich bin gerade dabei eine Webseite mit vielen Informationen für Angehörige zu erstellen, ich werde den Link dann in diesem Formun posten.
Liebe Grüße,
Euer Josef