von Watson » 25.09.2017, 00:05
Hallo Kladei,
das ist doch auf jeden Fall eine gute Nachricht und ein Beleg dafür, dass eine CLL nicht immer nur schlechter werden muss. In der Überzahl der Literatur (sowohl fach- als auch populärwissenschaftlicher Art) liest man Beschreibungen in der Art: "Eine CLL manifestiert sich durch eine Blutlymphozytose, die im späteren Verlauf zunehmende Lymphozytenzahlen, Lymphknotenpakete, Organomegalien, Gammaglobulinämie u.v.m. zeigt". Viele (Fachbuch-)Autoren legen noch eines drauf und resümieren: "Schließlich tritt ein so gravierender Antikörpermangel auf, so dass nicht mehr beherrschbare Infektionen das Schicksal des Patienten besiegeln". Das impliziert, dass es nach einer einmal diagnostizierten CLL immer nur noch kontinuierlich bergab geht. Wie wir ja hier leider von anderen Betroffenen sehen, kann das durchaus passieren. Aber eine CLL folgt offenbar keinen starren Regeln. Vieles, was Laien und Experten hierzu postulieren, ist, bei allen Fortschritten der Leukämieforschung, wohl auch ein Stochern im Nebel.
Da ich über die Uni kostenfreien Zugriff auf einiges an Fachliteratur habe, habe ich -nicht zuletzt in eigener Sache (CLL seit 2015)- viel recherchiert. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch mal auf deine Probleme mit dem herausgenommenen Lymphknoten, dem Prostatakarzinom und den Basaliomen eingehen. Ältere Literatur (ca. 80er Jahre) beschreibt nämlich einige Fälle, in denen fälschlicherweise eine CLL bei Karzinomen an anderer Stelle diagnostiziert wurde. Das Karzinom veranlasste den Organismus, eine diagnostisch "perfekte" CLL vorzutäuschen. Nach Entfernung der Karzinome bildeten sich die CLL-Merkmale jeweils vollständig zurück. Ob solche falschen Fährten mit den heutigen Diagnosetechniken noch möglich sind, weiß ich nicht. Aber es könnte immerhin eine mögliche Erklärung sein.
Wenn der Hämatologe vom "möglichen Vorhandensein von Rest-Leukämiezellen im Körper" sprach, rekurriert er wahrscheinlich auf die weit über die in Serum zirkulierenden B-Lymphozyten hinausgehenden Kriterien, die heute zytologisch/zytogenetisch bestimmt werden können. Ich denke da z.B. an den Nachweis der Leichtkettenrestriktion (klonale Herkunft der B-Lymphozyten), für CLL typische Chromosomenveränderungen in diesen B-Lymphozyten, oder ein sehr typisches Expressionsmuster in der Immunphänotypisierung. Auch wenn die klassischen Diagnosekriterien nicht (mehr) vorliegen, kann das Vorhandensein einer dieser Merkmale zumindest für ein latentes Restrisiko sprechen. Wenn natürlich keine CLL-typischen B-Zellen mehr nachweisbar sind, kann man diese auch nicht näher untersuchen, und folglich müsste man in der Tat wohl von Heilung sprechen. Das wünsche ich dir natürlich von ganzem Herzen. Mich würde lediglich interessieren, wie sich bei dir die Ergebnisse des Klonalitätsnachweises, der Immunphänotypisierung und der Zytogenetik, wenn vorhanden, im Verlauf darstellten. Sind heute tatsächlich keine leukämischen B-Lymphozyten mehr nachweisbar, oder wird dein Ergebnis an der Gesamtlymphozytenzahl im Serum festgemacht?
LG,
Watson
Hallo Kladei,
das ist doch auf jeden Fall eine gute Nachricht und ein Beleg dafür, dass eine CLL nicht immer nur schlechter werden muss. In der Überzahl der Literatur (sowohl fach- als auch populärwissenschaftlicher Art) liest man Beschreibungen in der Art: "Eine CLL manifestiert sich durch eine Blutlymphozytose, die im späteren Verlauf zunehmende Lymphozytenzahlen, Lymphknotenpakete, Organomegalien, Gammaglobulinämie u.v.m. zeigt". Viele (Fachbuch-)Autoren legen noch eines drauf und resümieren: "Schließlich tritt ein so gravierender Antikörpermangel auf, so dass nicht mehr beherrschbare Infektionen das Schicksal des Patienten besiegeln". Das impliziert, dass es nach einer einmal diagnostizierten CLL immer nur noch kontinuierlich bergab geht. Wie wir ja hier leider von anderen Betroffenen sehen, kann das durchaus passieren. Aber eine CLL folgt offenbar keinen starren Regeln. Vieles, was Laien und Experten hierzu postulieren, ist, bei allen Fortschritten der Leukämieforschung, wohl auch ein Stochern im Nebel.
Da ich über die Uni kostenfreien Zugriff auf einiges an Fachliteratur habe, habe ich -nicht zuletzt in eigener Sache (CLL seit 2015)- viel recherchiert. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch mal auf deine Probleme mit dem herausgenommenen Lymphknoten, dem Prostatakarzinom und den Basaliomen eingehen. Ältere Literatur (ca. 80er Jahre) beschreibt nämlich einige Fälle, in denen fälschlicherweise eine CLL bei Karzinomen an anderer Stelle diagnostiziert wurde. Das Karzinom veranlasste den Organismus, eine diagnostisch "perfekte" CLL vorzutäuschen. Nach Entfernung der Karzinome bildeten sich die CLL-Merkmale jeweils vollständig zurück. Ob solche falschen Fährten mit den heutigen Diagnosetechniken noch möglich sind, weiß ich nicht. Aber es könnte immerhin eine mögliche Erklärung sein.
Wenn der Hämatologe vom "möglichen Vorhandensein von Rest-Leukämiezellen im Körper" sprach, rekurriert er wahrscheinlich auf die weit über die in Serum zirkulierenden B-Lymphozyten hinausgehenden Kriterien, die heute zytologisch/zytogenetisch bestimmt werden können. Ich denke da z.B. an den Nachweis der Leichtkettenrestriktion (klonale Herkunft der B-Lymphozyten), für CLL typische Chromosomenveränderungen in diesen B-Lymphozyten, oder ein sehr typisches Expressionsmuster in der Immunphänotypisierung. Auch wenn die klassischen Diagnosekriterien nicht (mehr) vorliegen, kann das Vorhandensein einer dieser Merkmale zumindest für ein latentes Restrisiko sprechen. Wenn natürlich keine CLL-typischen B-Zellen mehr nachweisbar sind, kann man diese auch nicht näher untersuchen, und folglich müsste man in der Tat wohl von Heilung sprechen. Das wünsche ich dir natürlich von ganzem Herzen. Mich würde lediglich interessieren, wie sich bei dir die Ergebnisse des Klonalitätsnachweises, der Immunphänotypisierung und der Zytogenetik, wenn vorhanden, im Verlauf darstellten. Sind heute tatsächlich keine leukämischen B-Lymphozyten mehr nachweisbar, oder wird dein Ergebnis an der Gesamtlymphozytenzahl im Serum festgemacht?
LG,
Watson