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Familienplanung bei Leukämie

Berichte zu Leukämie und Familienplanung - Berichte zu Schwangerschaften, Erhaltung der Zeugungsfähigkeit etc.

Aktuelle CML-Therapien haben das Überleben und die Lebensqualität bei der Mehrheit der CML-Patienten stark verbessert. Aus diesem Grund ist Schwangerschaft und Familienplanung für einige ein wichtiges Thema geworden. Eine russische Expertengruppe hat nun die Daten von 32 CML-Patienten unter Imatinib, Dasatinib und Nilotinib veröffentlicht, die im russischen CML-Register registriert und im Hämatologischen Forschungszentrum in Moskau behandelt wurden. Die Daten werden nächste Woche auf der Hämatologentagung EHA vorgestellt.

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Die entsprechende Klage eines jungen Mannes hat das Sozialgericht Aachen abgewiesen. Der Kläger hatte sich auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) zu Leistungsansprüchen eines Beamten gegenüber seinem Dienstherren im Rahmen der Beihilfe gestützt. Demnach handele es sich bei den Kosten der sogenannten Kryokonservierung um Ausgaben, die in unmittelbarem Zusammenhang mit einem Krankheitsfall, dem Hodenkrebs, stünden. Sie dienten der Vermeidung und Minimierung der mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Behandlungsrisiken, wie etwa der Zeugungsunfähigkeit.

Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts lasse sich aber nicht auf das Recht der gesetzlichen Krankenkassen übertragen, so die Richter. Zwar gelte auch hier, dass zur Krankenbehandlung auch Leistungen zur Herstellung der Zeugungsfähigkeit gehören, wenn diese durch Krankheit oder wegen einer durch Krankheit erforderlichen Sterilisation verloren gegangen ist. Welche Maßnahmen hierfür in Betracht kommen, bestimme aber der Gemeinsame Bundesausschuss. In den Richtlinien des Ausschusses sei die Kryokonservierung ausgeschlossen, weswegen eine Übernahme der Kosten durch die Kassen nicht in Frage komme. Die vom Kläger benannte Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts sei ausschließlich auf Grundlage des beamtenrechtlichen Beihilferechts in Rheinland-Pfalz ergangen.

Urteil des Sozialgerichts Aachen; Az: S 13 KR 115/09

Quelle: Ärzte Zeitung vom 25.01.2010
Ein in Magazin "Bone Marrow Transplant" erschienener Artikel fasst die Ergebnisse einer retrospektiven Studie mit 619 Frauen und Partnerinnen von Männern, die eine autologe oder allogene Stammzelltransplantation durchgeführt hatten, zusammen. Ziel der Studie war, inwieweit Empfängnis oder Schwangerschaften nach der Transplantation in Mitleidenschaft gezogen wurden. Bei den betrachteten Patienten war die Transplantation mindestens zwei Jahre her. Bei 34 Patientinnen wurde von Schwangerschaften berichtet, 26 davon bei Partnerinnen von Patienten und 8 Patientinnen. Die Fallzahl von Totgeburten oder Missbildungen war dabei nicht höher als in der normalen Bevölkerung. Allerdings war die Empfängnisrate nach Transplatation deutlich reduziert.

Die von verschiedenen US-Centern unter der Leitung von Dr. A. Carter veröffentliche retrospektive Studie untersuchte Patientinnen oder die Partner von Patienten nach autologer (n=241) oder allogener (n=378) hämatopoetischer Stammzelltransplantation (SZT). Die untersuchten Personen waren zwischen 21 und 45 Jahre alt (Durchschnitt 33). Die Mindestfrist seit der Transplantation war 2 Jahre, mit Durchschnitt bei 7.7 Jahren. Die Befragung wurde per Fragebogen durchgeführt. 34 der Befragten berichteten von 54 Schwangerschaften - 26 männliche Patienten zeugten 40 Schwangerschaften, 8 weibliche Patienten mit 14 Schwangerschaften. 46 dieser Schwangerschaften führten zu erfolgreichen Geburten. Um die Empfängnis- und Schwangerschaftsrate vergleichen zu können, wurden die Angaben der SZT-Überlebenden mit denen der 301 nächstältesten Geschwister verglichen. Auch wenn die Empfängnisrate der Patienten deutlich niedriger war als bei deren Geschwistern, gab es bei Patienten und deren Geschwistern keine signifikante Erhöhung von Missbildungen oder Totgeburten. Die Forscher schlossen daraus, dass falls es zu einer Schwangerschaft käme, ihr positive Ausgang auch wahrscheinlich sei. Patienten sollten jedoch zusätzlichen ärztlichen Rat vor Durchführung einer Transplantation einholen, um Vorsichtsmassnahmen zum Erhalt der Schwangerschaft zu ergreifen.

Quelle: Bone Marrow Transplantation (2006) 37, 1023-1029. doi:10.1038/sj.bmt.1705364; online veröffentlicht am 10. April 2006. ÜBersetzung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.
Eine Dänin, deren Eierstock wegen einer Krebstherapie vorübergehend entfernt worden war, ist schwanger geworden. Wie das Skejby-Krankenhaus in Århus am Freitag mitteilte, war bei der 29-jährigen Frau ein Eierstock zwei Jahre lang eingefroren. Die Schwangerschaft sei erst der dritte derartige Erfolg weltweit.

Nach ihrer Heilung vom Krebs operierten Ärzte Teile des völlig entfernten einen Eierstocks in den zweiten, durch die Chemotherapie nicht mehr funktionsfähigen Eierstock. Dieser begann nach zwei Monaten durch das gesunde Gewebe wieder mit der Produktion von Hormonen und dem Reifen von Eierzellen. Die Schwangerschaft sei dann durch eine gewöhnliche Reagenzglasbefruchtung entstanden, hieß es weiter. Nach Auskunft des Skejby-Krankenhauses erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Kopenhagener Reichshospital diesmal weltweit zum ersten Mal die Entnahme und Wiedereinpflanzung des Gewebes an verschiedenen Orten.

Bei der international als "Tissue Banking" bekannten Methode wird jungen Krebs-Patientinnen vor dem Beginn einer Chemotherapie Eierstockgewebe entnommen und bei minus 197 Grad tiefgefroren. Den dänischen Angaben zufolge gab es Schwangerschaften durch "Tissue Banking" von Eierstockgewebe krebskranker Frauen bisher lediglich jeweils einmal in Brüssel und Tel Aviv.

In Deutschland ist die Zahl der Betroffener nach Angaben des Reproduktionsmediziners Frank Nawroth aus Hamburg sehr hoch, weil jedes Jahr allein an Brustkrebs etwa 20.000 Frauen im gebärfähigen Alter erkranken. Einige spezialisierte "Kinderwunschzentren" bieten die Behandlung per Gewebeentnahme an. Bislang ist aus Deutschland jedoch kein derartiger Erfolg bekannt.

Quelle: Yahoo-Mitteilung vom 11.08.2006
Die glückliche Entbindung einer 31-jährigen Patientin in der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum der Universität München-Großhadern stellt eine Sensation dar. Vor knapp fünf Jahren war die Patientin an einer lebensbedrohlichen akuten myeloischen Leukämie (AML) erkrankt. Nach erfolgreicher Chemo- und Strahlentherapie sowie einer Knochenmarkstransplantation wurde die Patientin mit Hormonen behandelt. Die Eierstockfunktion konnte so über Monate hinweg wieder stabilisiert werden und die Frau wurde schließlich schwanger. Das Kind, ein 3020 Gramm schwerer Junge, kam am 11. August 2006 gesund zur Welt.

Die damals 26-jährige Frau erhielt aufgrund ihrer Leukämieerkrankung mehrere Zyklen einer hochdosierten Chemotherapie. Die große Gefahr eines Rückfalls jedoch blieb. Nach einer weiteren Chemotherapie und Ganzkörperbestrahlung entschloss sich das Ärzteteam um Professor Dr. Hans-Jochem Kolb, Leiter der Jose Carreras Transplantationseinheit in Großhadern, zu einer Stammzelltransplantation. Dabei bekam die Patientin nach Zerstörung von Knochenmark und Immunsystem die Stammzellen ihres jüngeren Bruders transplantiert. In den folgenden Wochen begann das Knochenmark des Bruders langsam rote und weiße Blutkörperchen zu bilden, das Blut- und Immunsystem des Mannes etablierte sich zunehmend im Körper der jungen Frau. Kontrolluntersuchungen zeigten, dass keine Reste der Leukämiezellen, sondern nur gesunde Blutzellen mit dem männlichen Chromosomensatz - also den Blutzellen des Bruders - zu finden waren.

"Diese Schwangerschaft ist eine der ersten nach Leukämie und Ganzkörperbestrahlung", betont Professor Dr. Christian J. Thaler, Leiter der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin in Großhadern. "Offensichtlich toleriert das Immunsystem eines Mannes, in diesem Fall das des Stammzellspenders, ohne weiteres ein heranwachsendes Kind und die dazugehörige Plazenta." Selbst bei gesunden Frauen zählt eine inadäquate Immunreaktion gegen den Fötus immer wieder zu den möglichen Ursachen von Fehlgeburten oder sogar Kinderlosigkeit. Der erfolgreiche Verlauf der Schwangerschaft ist auch deshalb ausgesprochen glücklich, weil die Mediziner die heute bei Krebspatientinnen möglichen Vorsorgemaßnahmen damals noch nicht durchführen konnten. "Wir können dem Funktionsausfall der Eierstöcke durch Krebs-Therapien inzwischen wirksam mit einer hormonellen Schutzbehandlung vorbeugen, gegebenenfalls hilft auch das Einfrieren von Eizellen", erklärt Professor Thaler. Vor fünf Jahren war diese Behandlung zum Schutz der weiblichen Fruchtbarkeit noch nicht so weit fortgeschritten.

Es schien, als ob die Eierstöcke der Patientin durch die Leukämiebehandlung, insbesondere durch die Bestrahlung, funktionslos geworden waren. Daher erhielt sie am Klinikum der Universität München in Großhadern nach der Transplantation eine Hormonbehandlung, mit der die Eierstöcke wieder angeregt werden sollten. Im Laufe der folgenden Monate trat schließlich eine weitgehend regelmäßige Eierstocksfunktion ein. Als Anfang des Jahres 2006 die Periode erneut ausblieb, dachten die Ärzte zunächst an Eierstockversagen, doch die Untersuchungen bei Professor Thaler ergaben schnell ein anderes Ergebnis. Die ehemalige Krebspatientin war schwanger. Das Risiko für die Mutter selbst war kaum erhöht, etwas anders stellte sich die Situation aber für das ungeborene Leben dar: vor allem durch die Ganzkörperbestrahlung der Mutter war das Risiko für Chromosomenstörungen erhöht, und zwar auf etwa 6 Prozent. Sowohl die Ergebnisse einer Fruchtwasserpunktion wie auch sämtliche Ultraschalluntersuchungen ergaben jedoch völlig unauffällige Befunde. Die Schwangere wurde intensiv an der Frauenklinik in Großhadern unter Leitung von Professor Dr. Klaus Friese betreut, die Schwangerschaft verlief ohne Komplikationen.

Am 11. August 2006 wurde die junge Frau durch Professor Dr. Ernst-Rainer Weissenbacher in der Frauenklinik in Großhadern von einem kerngesunden, 3020 Gramm schweren Jungen entbunden. Mutter und Kind sind wohlauf. Professor Thaler sieht darin auch eine Bestätigung für ein bundesweites Netzwerk: "Dieser glückliche Verlauf ist ein großer Aufschwung für unser Netzwerk FertiProtekt - dem deutschlandweiten Zusammenschluss von Reproduktionsmedizinern deutscher Universitätsfrauenkliniken. Unser Ziel ist es, jungen Frauen auch nach einer Krebsbehandlung zu einer Schwangerschaft zu verhelfen. Besonders wichtig dabei ist, dass schon vor Chemo- und Strahlentherapie an Maßnahmen zu Erhaltung der Fruchtbarkeit gedacht wird." 

Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Christian J. Thaler
Leiter der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU
München - Großhadern
81377 München
Tel: +49-89-7095-4588; 
Fax: +49-89-7095-7588; 
Mobil: 0170-4940540

Über das Klinikum der Universität München
Im Klinikum der Universität München werden an den Standorten Großhadern und Innenstadt jährlich rund 85.000 Patienten stationär und 371.000 Patienten ambulant behandelt. Die 44 Fachkliniken, Institute und Abteilungen verfügen über etwa 2.400 Betten. Von insgesamt 9000 Beschäftigten sind rund 1800 Mediziner. Jährlich finden zahlreiche medizinische und wissenschaftliche Kongresse und Tagungen, sowie Kurse und Informationsveranstaltungen für Patienten statt. Das Klinikum der Universität München zählt zu den größten Gesundheitseinrichtungen in Deutschland und hat im Jahr 2004 mehr als 52 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben. Seit 1. Juni 2006 ist das Klinikum der Universität München eine Anstalt des öffentlichen Rechts.

Weitere Informationen:
Quelle: IDW-Mitteilung der Universitätsklinik München-Grosshadern vom 25.08.2006

Siehe auch

Das erste bundesweite Netzwerk aus Reproduktionsmedizinern, Gynäkologen und Onkologen will jungen Frauen nach einer erfolgreichen Krebsbehandlung helfen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Die Koordination des im Juni in Heidelberg gegründeten Netzwerks, an dem sich bis jetzt 33 Universitätskliniken beteiligen, übernahmen die Universitätsklinika Heidelberg und Bonn. Vom 10. bis 11. November lädt die Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Bonner Universitätsfrauenklinik zum 2. Arbeitstreffen in Bonn ein.

Dank der modernen Medizin werden heutzutage immer mehr junge Menschen von ihrem Krebsleiden geheilt. Doch häufig kann eine Chemo- und Strahlentherapie Eierstöcke oder Hoden unrettbar schädigen und somit zu einer Unfruchtbarkeit führen. Ohne Problem können die Spermien von Männern vor einer Krebsbehandlung für eine spätere Befruchtung eingefroren werden. Auch bei jungen Frauen gibt es fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen, die aber teilweise noch im Erprobungsstadium sind. "Doch werden diese Möglichkeiten derzeit nicht flächendeckend angeboten", sagt Professor Dr. Hans van der Ven, Direktor der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Bonner Universitätsfrauenklinik.

So können nach einer 14-tägigen Hormonstimulation befruchtete oder unbefruchtete Eizellen bei minus 196 °C unbegrenzt konserviert werden - heutzutage die Methode der Wahl. Hier kann ein Schockgefrierverfahren, die so genannte Vitrifikation, die Erfolgschancen noch erhöhen. Denn dabei bilden sich keine Eiskristalle, die eine Eizelle schädigen können. "Bei traditionellen Verfahren überlebt nur etwa jede zweite Eizelle das spätere Auftauen", sagt Professor van der Ven. Derzeit wird dieses neue Verfahren nur in Bonn und Lübeck angeboten.

Doch eine Hormonbehandlung verzögert die Krebstherapie. Alternativ lassen sich daher auch Eierstockgewebe oder unreife Eizellen einfrieren. Zudem kann ein Eierstock bei einer lokalen Strahlentherapie kurzfristig chirurgisch verlegt werden. Eine weitere Option ist der Schutz der Eierstöcke bei einer Chemotherapie durch Medikamente.

"Auch wenn wir nicht allen betroffenen jungen Frauen eine spätere Schwangerschaft garantieren können, sollten wir alle möglichen Maßnahmen ergeifen", sagt Professor van der Ven. So will das Deutsche Netzwerk für fertilitätsprotektive Maßnahmen bei Chemo- und Strahlentherapie "FertiProtekt" neue therapeutische Optionen entwickeln, bereits in die klinische Praxis eingeführte Therapien optimieren und flächendeckend in Deutschland anbieten.

 

Quelle: idw-Mitteilung vom 6.11.2006

Siehe auch

Schwanger, und plötzlich wird ein Tumor diagnostiziert - dies passiert in Deutschland jedes Jahr bei etwa 700 Frauen. Viele Ärzte sind dann verunsichert, was zu tun ist. Doch eine Schwangerschaft spricht nicht grundsätzlich gegen eine optimale Chemotherapie.

Ein Dreivierteljahr ist es jetzt her, als an der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Charité Berlin das Deutsche Zentrum für Neoplasie und Schwangerschaft eröffnet wurde. Die Leiterin des Zentrums, Privatdozentin Ines Schönborn, ist überzeugt, dass das die richtige Entscheidung war: "Wir erhalten Anrufe aus dem ganzen Bundesgebiet. Viele der betroffenen Frauen sind völlig verunsichert. Auch viele niedergelassene Kollegen wissen nicht, wie sie sich in dieser Situation verhalten sollen."

Das wundert nicht, denn schwangere Frauen mit Krebs sind selten. Als Faustregel gilt, dass bei mindestens einer von 1000 Schwangeren während der Schwangerschaft eine maligne Erkrankung diagnostiziert wird. Bei 700 000 Schwangerschaften im Jahr bedeutet dass bundesweit mindestens 700 Krebspatientinnen. Doch dabei bleibt es nicht: "Schon jetzt ist jede fünfte Schwangere älter als 35 Jahre. Wir können beobachten, dass die Zahl der Schwangeren mit Krebs aus diesem Grund steigt", so Schönborn. Entsprechend den Altersgipfeln der unterschiedlichen Tumorentitäten haben es Ärzte bei Schwangeren in aller Regel mit Lymphomen oder Leukämien, mit Brustkrebs oder - seltener - mit Zervixkarzinomen zu tun.

Plötzlich haben es Ärzte mit zwei Patienten zu tun


Das Schwierige an der Konstellation besteht darin, dass Ärzte es plötzlich mit zwei Patienten zu tun haben, der Mutter und dem ungeborenen Kind. Im Interesse der Mutter muss eine möglichst optimale Therapie erfolgen, und das heißt in diesem Alter in aller Regel eine Chemotherapie. Das Kind freilich kriegt diese Therapien zu spüren: "Es ist damit zu rechnen, dass alle Chemotherapiewirkungen, die bei der Mutter auftreten, auch beim Kind auftreten", so Schönborn.

Was also tun? Schön strukturierte Entscheidungsalgorithmen gibt es nicht, Studien auch nicht. Am Ende ist das Vorgehen immer ganz individuell. Wichtig ist vor allem die enge Abstimmung aller beteiligten Ärzte. Allgemeinzustand der Mutter, Stadium und Aggressivität der Krebserkrankung und natürlich das Stadium der Schwangerschaft sind Faktoren, die in die Entscheidung einfließen. "Wenn ein Kind bei der Krebsdiagnose der Mutter 28 oder mehr Wochen alt ist, dann kann man schon überlegen, es vorzeitig zu entbinden", so Schönborn. Die vollen 40 Wochen einer normalen Schwangerschaft durchlaufen die Kinder ohnehin eher selten: "Die meisten Frauen mit Krebs entbinden zwischen der 32. und 34. Woche", so Schönborn.

Auf Radiotherapien sollte verzichtet werden


"Generell gilt, dass eine Schwangerschaft kein Grund sein darf, nicht die optimale Therapie einzusetzen", betonte Professor Emiel Rutgers vom niederländischen Cancer Institute bei der 6. Europäischen Brustkrebskonferenz in Berlin. Nicht alles geht: Auf Radiotherapien sollte verzichtet werden. Auch Hormontherapien inklusive Trastuzumab sind in der Schwangerschaft keine Option. "Diese Behandlungen können aber problemlos sofort nach der Entbindung begonnen werden. Die meisten anderen Therapien sind auch schon vorher möglich", so Rutgers.

Schönborn sieht das ähnlich: "DNA-wirksame Substanzen gehen nicht, aber sonst können wir die meisten Therapien, die wir brauchen, auch einsetzen." Gerade mit den Anthrazyklinen gibt es mittlerweile reichlich Erfahrung in der Schwangerschaft. Sie sind vergleichsweise unproblematisch. "Bei den Taxanen gibt es noch nicht genug Daten, aber es sieht so aus, als ob das in Zukunft auch möglich sein wird", sagt Privatdozentin Sibylle Loibl von der Universität Frankfurt am Main, die sich wissenschaftlich mit dem Thema Schwangerschaft und Brustkrebs auseinandersetzt.

Der Entbindungszeitpunkt ist entscheidend


Wichtig ist in jedem Fall, ein Auge auf das Kind zu haben. Der richtige Entbindungszeitpunkt etwa ist entscheidend für das Komplikationsrisiko. Entwickeln Mutter und Kind eine Leukopenie unter Chemotherapie, dann bedeutet eine Entbindung ein erhöhtes Infektionsrisiko. Deshalb empfehlen Experten, das Kind nicht innerhalb der ersten zehn Tage nach Ende eines Chemo-Zyklus auf die Welt zu bringen. "Während der Schwangerschaft müssen die Kinder zudem engmaschig überwacht werden", betont Schönborn. Vor allem die Doppler-Untersuchung ist aufschlussreich: Eine erhöhte Flussgeschwindigkeit in der Arteria cerebri media des Ungeborenen sind ein Hinweis auf eine schwere Anämie. Die Arteria uterina der Mutter und die Umbilikal-Gefäße lassen Rückschlüsse auf die allgemeine Durchblutungssituation zu.

Die entscheidende Botschaft, die die Gynäkologen vermitteln wollen, lautet, dass das Kind in aller Regel durchkommt, und dass es den bisherigen Daten zufolge auch keine Schäden davon trägt, wenn die Mutter adäquat behandelt wird. Das sagt Schönborn auch jenen Frauen und Kollegen, die die Hotline des Berliner Zentrums anrufen. Knapp 90 Anrufer haben sich bisher gemeldet.

Die Kryokonservierung ist inzwischen ausgereift


Häufig drehen sich die Fragen auch um künftige Schwangerschaften: Kinderwunsch nach einer Krebstherapie - auch das gewinnt an Bedeutung, je höher das Alter der Mütter ist. "Entscheidend ist hier, dass die behandelnden Ärzte das Thema rechtzeitig ansprechen", betont Privatdozent Ralf Dittrich von der Frauenklinik der Uni Erlangen. Rechtzeitig heißt: vor der Therapie. Dann sind noch mehrere Optionen verfügbar.

Eine davon ist die Kryokonservierung von Ovarialgewebe und die Retransplantation. Sie ist mittlerweile technisch ausgereift und hat weltweit zu drei dokumentierten Geburten geführt. Die Alternative: ein IVF-Zyklus zur Gewinnung von Eizellen. Diese werden befruchtet oder unbefruchtet eingefroren. Der Nachteil ist die sehr begrenzte Zahl an Eizellen: Mehr als zehn lassen sich in einem IVF-Zyklus kaum gewinnen, mehrere Zyklen dauern zu lange. Schließlich gibt es die Möglichkeit einer medikamentösen Ruhigstellung des Ovars durch GnRH-Analoga während der Krebstherapie: "Das ist jedoch etwas umstritten und gibt in jedem Fall keine 100-prozentige Garantie auf spätere Fertilität", so Dittrich.

Kryokonservierung: Der Natur auf die Finger geschaut


Andere Länder haben es vorgemacht. Und seit vergangenem Sommer gibt es auch in Deutschland erstmals eine Frau, bei der vor einer Krebstherapie entnommenes Ovarialgewebe nach der Kryokonservierung wieder orthotop reimplantiert wurde. Ziel dieser Maßnahme ist, eine Schwangerschaft nach der Krebsbehandlung zu ermöglichen. "International gibt es bisher drei dokumentierte Geburten nach einer solchen Retransplantation. Zumindest eine davon geschah spontan", sagt Privatdozent Ralf Dittrich von der Uni Erlangen.

Das Problem war lange Zeit der Gefrierprozess: "Das haben wir mittlerweile im Griff", so Dittrich. Das mit Gefrierschutzmittel versetzte Gewebe wird schonend auf minus 196 Grad Celsius abgekühlt. Dadurch wird den Zellen Wasser entzogen: Sie frieren streng genommen nicht ein, sondern sie trocknen, ohne dabei intrazellulär Kristalle zu bilden. "So ähnlich machen das auch viele Pflanzen im Winter", so Dittrich.

Besteht nach einer Krebserkrankung ein Kinderwunsch, dann kann das Gewebe im Bereich der Beckenwand retransplantiert werden. Im Idealfall nehmen die Eizellen dann den natürlichen Weg über die Tuba uterina. Der große Vorteil der Methode: Die Zahl der Eizellen ist nahezu unbegrenzt.

Um die Kryokonservierung in Deutschland bekannter zu machen, haben die Unikliniken "FertiProtekt" gegründet. Es hat beratende Funktion und arbeitet an Empfehlungen, bei welchen Therapien die Kryokonservierung besonders sinnvoll ist. Ausschlusskriterien sind akute Leukämien und ein schlechter Allgemeinzustand der Frau.

Quelle: Ärzte Zeitung vom 15.08.2008

Weiterführende Informationen:
Seit einem Jahrhundert spekulieren Krebsforscher darüber, ob eine Übertragung von Krebserkrankungen über die Plazenta möglich ist. Denkbar ist dies, da die Plazenta nicht absolut undurchlässig für Zellen ist. Eine einzige Tumorzelle würde ausreichen, um ein metastasierendes Karzinom transplazentar auf das Kind zu übertragen. In Japan hat nun einem Bericht zufolge eine Mutter eine Leukämie auf ihr Ungeborenes übertragen. Dies belegen sorgfältige genetische Untersuchungen in den Proceedings of the National Academy of Sciences.

Die unterschiedlichen HLA-Eigenschaften von Mutter und Kind sollten aber in diesem Fall das Immunsystem des Kindes auf die körperfremden Zellen aufmerksam machen, was normalerweise zur Zerstörung der "Eindringlinge" führt.

Den etwa 30 Berichten in der Weltliteratur wurde deshalb mit Skepsis begegnet, und in keinem Fall konnte der maternale Ursprung des kindlichen Tumors, meistens eine Leukämie oder ein Melanom, zweifelsfrei belegt werden.

Dies ist jetzt erstmals der Gruppe um Mel Greaves vom Institute of Cancer Research in Sutton bei London gelungen. Sie konnten die Leukämiezellen von Mutter und Kind genetisch untersuchen. Beide Malignome wiesen die gleiche Mutation in der Sequenz des Tumorgens BCR-ABL1 auf.

Da die somatischen Zellen des Kindes frei von diesem Genfehler waren und die Wahrscheinlichkeit, dass zufällig die gleiche Mutation zur gleichen Zeit bei Mutter und Kind auftraten, verschwindend gering ist, belegt dies die Herkunft des Tumors.

Die Forscher fanden außerdem heraus, warum die Leukämiezellen der Mutter vom Immunsystem des Kindes nicht abgestoßen wurden. Ihnen fehlten aufgrund von weiteren Mutationen wichtige HLA-Eigenschaften, welche für das Immunsystem das Erkennungssignal für eine fremde Zelle ist.

Die Leukämiezellen, waren gewissermaßen unsichtbar für das Abwehrsystem des Kindes. Da diese Mutationen selten sind, dürfte die Übertragung einer Leukämie in der Natur ein sehr seltenes Ereignis sein, vermuten die britischen Krebsforscher.

Dass so wenige Übertragungen auftreten, zeige zudem, dass das menschliche Immunsystem eine sehr effektives Instrument in der Abwehr von Tumorerkrankungen ist.

Quelle: Dt. Ärzteblatt vom 13.10.2009
Proceedings of the National Academy of Sciences (2009; doi:10.1073/pnas.0904658106)
Junge Betroffene von Leukämie unter Glivec-Therapie (Wirkstoff Imatinib) stehen oft vor dem Dilemma der Familienplanung, da die Therapie ein nahezu normales und uneingeschränktes Leben ermöglicht, die langfristigen Auswirkungen der Therapie auf die Zeugungsfähigkeit beim Mann und den Fötus bei der Frau jedoch nicht bekannt sind. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel wurden nun die im Rahmen der bisherigen Glivec-Studien bekannt gewordenen Schwangerschaften ausgewertet und erstmals veröffentlicht. Für Männer unter Imatinib gibt es dem Bericht zufolge bisher keine objektiven Beweise gestörter Spermareifung. Mit Imatinib behandelte Frauen sollten wegen der potentiellen Fruchtschädigung jedoch während der gesamten Therapie auf Empfängnisverhütung achten, so der Artikel.

Im Folgenden nun ein Auszug aus dem am Ende des Artikels genannten Bericht (Übersetzung aus dem Englischen):

Männliche Fertilität und Schwangerschaften bei Partnerinnen von Imatinib-Patienten

Es gab keine Beweise, dass Imatinib klastogen (zerstörend) oder mutagen (erbgutverändernd) ist, und es wird daher erwartet, dass Spermien unter Imatinib-Therapie qualitativ normal sind. 

Jedoch war die Spermatogenese (die Reifung der Samenzellen) gestört in Ratten, Hunden und Affen. Diese Beobachtung gab Anlass zur Sorge, dass mit Imatinib behandelte Menschen eine reduzierte Menge an Samen haben können. Klinische Erfahrungen haben dies jedoch bisher nicht bestätigt. Auch wenn die Samenmenge kein in Hinsicht auf Toxizität (Giftigkeit) zu untersuchendes Kriterium in der IRIS-Studie (Studie 106) war, wurden inadäquate Samenmengen nicht berichtet. 

Bei einem Patienten wurde eine reduzierte Samenmenge bei einer Untersuchung wegen Unfruchtbarkeit festgestellt. Mit fortgesetzter Imatinib-Behandlung verbesserte sich die Anzahl der Spermien ein wenig und die Empfängnis trat dann ohne weitere medizinische Intervention ein. Ein zweiter Patient hatte normale Samenzahlen während der Einnahme von Imatinib, bevor er eine Kryokonservierung von Spermien als Zeugungsreserve durchführte.

Unter den Männern, die in klinischen Studien mit Imatinib behandelt wurden, gibt es Berichte über 13 Schwangerschaften bei deren Partnerinnen. Dies unterstützt die Annahme, dass die Spermatogenese nicht gestört ist. Zusätzlich wurde von fünf Schwangerschaften bei Partnerinnen von Männern unter Imatinib-Therapie, die ausserhalb von klinischen Studien behandelt wurden, berichtet. 

Ergebnisse von Schwangerschaften bei Partnern von mit Imatinib behandelten Männern:

Klinische Studien
13 Schwangerschaften bei Partnerinnen von männlichen Imatinib-Patienten
8 CML in chronischer Phase (400 mg); 4 akzelerierte CML (600 mg); 1 GIST (800 mg)
  • 4 normale Kleinkinder
  • 2 noch andauernde Schwangerschaften
  • 2 indizierter Schwangerschaftsabbruch aus sozialen Gründen (normaler Schwangerschaftsabbruch)
  • 1 spontaner Schwangerschaftsabbruch
  • 1 Tod in utero in der 13. Woche
  • 3 keine Information

Berichte ausserhalb klinischer Studien
  • 5 Schwangerschaften mit beschränkter Aufklärung (4 noch andauernd)


Schwangerschaftsausgänge bei mit Imatinib behandelten Frauen

Präklinische Untersuchungen zeigten, dass Imatinib in Ratten, aber nicht Kaninchen teratogenetisch war (teratogen = die Entstehung von Fehlbildungen bei Embryonen fördernd). Diese Beobachtungen führten zur Empfehlung, dass Frauen während der Imatinib-Therapie angemessene Methoden für Empfängnisverhütung verwenden sollten. 

Trotz der Empfehlung, eine Empfängnis während der Imatinib-Behandlung zu vermeiden, gibt es Berichte über 26 unter Imatinib-Therapie ausgetretene Schwangerschaften (15 in klinischen Versuchen, 11 ausserhalb klinischer Versuche). Die Erkenntnisse sind in untenstehender Tabelle zusammengefasst. 

Nur eine Patientin nahm die Imatinib-Therapie während einer laufenden Schwangerschaft wieder auf. Bei dieser Patientin, die gegen CML in der Blastenkrise behandelt wurde, wurde die Imatinib-Therapie zum Zeitpunkt der Feststellung der Schwangerschaft uoterbrochen (etwa 22 Schwangerschaftswochen), aber nach einem Rückfall der Krankheit wieder aufgenommen. Die Patientin setzte Imatinib mit adäquater Kontrolle der Blastenkrise fort und brachte letztlich ein normales Kleinkind zur Welt. 

Die Daten zum Ausgang von Schwangerschaften müssen mit äußerster Vorsicht interpretiert werden, da die Berichte auf anekdotisch berichteten Einzelfällen basieren und die Fakten aufgrund abweichender Berichterstattung nicht vergleichbar sein können. Obwohl zwei gesunde Kinder geboren wurden, genügt diese Information nicht, existierende Empfehlungen zu ändern, dass mit Imatinib behandelte Frauen effektive Empfängnisverhütung während der gesamten Therapie betreiben sollten. Im Fall unbeabsichtigter Empfängnis während Imatinib-Behandlung müssen die Entscheidungen hoch individualisiert gefällt werden. Frauen müssen über präklinische Erfahrungen, die eine Teratogenität (d.h. mögliche Fruchtschädigung durch die Therapie) gezeigt haben, informiert werden. Ausserdem müssen sie sich über die Gefahr eines Fortschreitens der Krankheit bewusst sein, wenn sich die Patientin dafür entscheidet, die Schwangerschaft fortzusetzen und hierfür die Imatinib-Therapie zu unterbrechen. Es gibt keine Daten, die zeigen, dass fortgesetzte Imatinib-Behandlung während einer Schwangerschaft empfohlen werden kann.

Klinische Studien
15 Schwangerschaften in weiblichen Patienten unter Imatinib für 5-65 Wochen, Schwangerschaften festgestellt in der 5.-22. Schwangerschaftswoche: 14 CML-Patientinnen in chronischer Phase (400 mg); 1 CML-Patientin in Blastenkrise (600 mg)
  • 9 gewählte, therapeutische Schwangerschaftsabbrüche
  • 1 spontaner Schwangerschaftsabbruch
  • 2 noch andauernde Schwangerschaften
  • 3 Geburten:
    • 2 normale Kleinkinder (1 in einer Blastenkrise-Patientin unter Imatinib-Therapie für 30 Wochen; Patienten stoppte Imatinib in Woche 22, hatte dann Relapse und setzte Imatinibtherapie fort; Kind kam gesund zur Welt)
    • 1 Hypospadie

Berichte ausserhalb klinischer Studien
11 Schwangerschaften in weiblichen Patientinnen unter Imatinib für 5-80 Wochen, Schwangerschaften festgestellt in der 5.-23. Schwangerschaftswoche: 5 CML-Patientinnen in chronischer Phase (400 mg); 3 CML in akzelerierter Phase (600 mg); 1 GIST-Patientin (200 mg); 2 nicht genauer bezeichnet
  • 2 indizierte Schwangerschaftsabbrüche (eine wegen Hydrocephalus (Wasserkopf), kongenitaler Herzfehler, 2 Gefäßchorda)
  • 4 spontane Schwangerschaftsabbrüche
  • 2 noch andauernde Schwangerschaften
  • 3 keine Information

Quelle: Auszug und Übersetzung von Jan aus dem Englischen: 'Imatinib Treatment: Specific Issues Related to Safety, Fertility, and Pregnancy', Martee L. Hensley and John M. Ford, Seminars in Hematology, Vol 40, No 2, Suppl 2 (April), 2003: pp 21-25. Diese Übersetzung ist ohne Gewähr auf sachliche oder formale Richtigkeit und keinesfalls als medizinischer Ratschlag zu verstehen. Beachtet bitte unser Impressum.
Imatinib (Handelsname Glivec) hat sich zu einer bedeutenden Therapie in der Behandlung von CML entwickelt. Das Medikament hat ein gutes Sicherheitsprofil, aber Tierstudien haben gezeigt, dass es potentiell teratogen wirkt. Die Einnahme des Medikaments wird während der Schwangerschaft oder bei beabsichtigter Empfängnis nicht empfohlen. Es gibt bisher sehr wenige Berichte über Ergebnisse von Schwangerschaften, die während der Imatinib-Therapie gezeugt wurden. Ein aktueller Artikel von indischen Autoren berichtet von zwei Schwangerschaften, die während Imatinib-Therapie gezeugt wurden und bei der die Patientinnen bis zur Entbindung mit der Imatinib-Einnahme fortfuhren. 

Schwangerschaft und Krebs führt zu einer sehr komplexen Situation. Oft kann Behandlung nicht verschoben werden. Wenn Chemotherapie dringend erforderlich ist, erfordert dies normalerweise den Abbruch der Schwangerschaft. Es wurde früher bereits von vielen erfolgreichen Schwangerschaften bei CML-Patienten berichtet. Jedoch gibt es einen Mangel an Daten bezüglich CML-Patienten, die unter Imatinib-Therapie schwanger wurden und bei denen es zu einer Geburt kam. Von 24 Schwangerschaften bei CML-Patientinnen ist unter Imatinib-Therapie berichtet worden. Nur vier von ihnen entbanden; die meisten anderen Patientinnen entschieden sich für therapiebedingte Schwangerschaftsabbrüche. Von diesen vier Patientinnen gebaren drei normale Säuglinge, während ein Säugling eine Hypospadie aufzeigte. Bei drei Patientinnen wurde die Imatinib-Einnahme gestoppt, nachdem die Schwangerschaft festgestellt wurde. Eine Patientin, bei der es daraufhin zu einem Rückfall mit Blastenkrise kam, musste die Imatinib-Therapie fortsetzen und gebar darunter einen gesunden Säugling. 

In Tierversuchen wurde festgestellt, dass Imatinib antiangiogen wirkt. Außerdem wurde festgestellt, dass Imatinib bei Versuchen mit Ratten bei Dosen über 100 mg pro kg Körpergewicht, aber nicht bei Dosen bis zu 60 mg/kg, teratogen war. Die beobachteten teratogenen Wirkungen in Tierstudien waren Enzephalozele, Anenzephalie und reduzierte und fehlende parietale Knochen. Bei weiblichen Ratten konnte auch eine frühe fötale Aufnahme des Wirkstoffs beobachtet werden.

Imatinib wirkt nicht genotoxisch, aber es wurde nahegelegt, dass es zu einer Verminderung der Spermienanzahl führt. Dies wurde bestätigt, da bei 18 von männlichen Imatinib-Patienten gezeugten Schwangerschaften von vier normalen Geburten berichtet worden ist. Einige Berichte bestätigen auch, dass Imatinib die Spermienanzahl beim Mann vermindert. 

Schwangerschaft beeinflusst den Verlauf von CML nicht. Jedoch ist die Wirkung der Schwangerschaft auf die Wirksamkeit von Imatinib nicht bekannt. Weitere Daten werden benötigt, um diese Fragen näher zu untersuchen. 

Die Autoren empfehlen weiterhin, dass Frauen im geburtsfähigen Alter, die mit Imatinib-Therapie begonnen haben, eine wirksame Empfängnisverhütung anwenden sollten. Jedoch lassen die zwei im Forschungsbericht geschilderten Fälle sowie andere Fälle aus der Literatur vermuten, dass sich, wenn eine Patientin versehentlich unter Imatinib-Therapie schwanger wird, die Schwangerschaft ohne besondere Ereignisse entwickeln könnte. Jedoch müssen diese anscheinend normalen Kinder in Hinblick auf langfristige Nebenwirkungen beobachtet werden. 

Hinweis des Übersetzers:
Vorsicht! Dieser Artikel, in Auszügen übersetzt, gibt lediglich die medizinische Beobachtung von Einzelfällen wieder, bei denen die Imatinib-Therapie aus ganz bestimmten Gründen trotz Schwangerschaft weitergeführt wurde. Die bisherigen Daten sind nicht repräsentativ. Der Artikel darf keinesfalls als "Entwarnung" oder Empfehlung einer Schwangerschaft unter Imatinib-Therapie missverstanden werden. Die heute bekannten Fallzahlen sind zu gering und eine strukturierte Beobachtung existiert noch nicht: Eine Aussage über die Gefahr einer Schwangerschaft unter Imatinib-Therapie kann daher heute keinesfalls getroffen werden! In jedem Fall sollte ein auf Imatinib-Therapie spezialisierter Arzt konsultiert werden, wenn es unter Therapie zu einer ungewollten Schwangerschaft kommen sollte!


Quelle: Weitere Informationen:
Imatinib (Handelsname Glivec) hat ein gutes Sicherheitsprofil, aber Tierstudien haben gezeigt, dass es potentiell teratogen wirkt. Die Einnahme des Medikaments wird während der Schwangerschaft oder bei beabsichtigter Empfängnis nicht empfohlen. Es gibt daher sehr wenige Berichte über Ergebnisse von Schwangerschaften, die während der Imatinib-Therapie gezeugt wurden. Auf ASH wurden nun neue Einzelfalldaten zum Thema Empfängnis und Schwangerschaft unter Imatinib-Therapie vorgestellt.

ASH-Abstract Nr. 1104: Empfängnis und Schwangerschaft bei Patient(inn)en mit CML unter Imatinib-Therapie

Pat Ault, Hagop Kantarjian, Susan O'Brien, Charles Koller und andere, MD Anderson Krebszentrum, Houston, Texas, USA

Auch wenn Patienten mit CML unter Imatinib-Therapie dazu aufgefordert werden, während der Therapie unbedingt zu verhüten, gibt es Einzelfallberichte von Empfängnis und Schwangerschaften. Das Team des MD Anderson Krebszentrums berichtet von 18 Fällen unter Imatinib-Therapie - 10 Patientinnen und 8 Patienten. 

Alle 10 Patientinnen wurden in chronischer Phase behandelt; eine war in kompletter zytogenetischer Remission (CG-CR), drei in partieller zytogenetischer Remission (CF-PR), zwei komplette hämatologische Antworten (CHR), und zwei kein Ansprechen. Alle Patientinnen unterbrachen die Therapie sofort nach Bekanntwerden der Schwangerschaft. Sie erhielten Hydroxyurea/Litalir (3), Leukapharese (1), Interferon (1) oder standen ohne Therapie unter Beobachtung. Zwei Patientinnen erfuhren einen ungeplanten und eine eine gewollten Schwangerschaftsabbruch. Sieben Geburten erfolgten ohne besondere Ereignisse nach durchschnittlich 36 Monaten Schwangerschaft. Acht Babies wurden geboren (ein Zwillingspaar), davon sieben gesund und eines mit Hypospadie. Zum Zeitpunkt des Berichts waren die Kinder durchschnittlich 14 Monate alt, und alle entwickeln sich normal. Zum Zeitpunkt des Schwangerschaftsabbruchs oder der Geburt waren 5 der Patientinnen 100% Ph-positiv, 3 hatten immer noch eine CG-MR und eine eine CG-PR. Die Patientinnen nahmen die Imatinib-Therapie nach der Geburt wieder auf, und durchschnittlich 18 Monate (5-48 Monate) nach der Geburt haben 3 eine CG-CR, 2 eine CG-PR, 1 eine VG-MR, 2 eine CHR.

Bei den 8 männlichen Patienten (6 in chronischer, 2 in akzelerierter Phase), die unter Imatinib-Therapie ein Kind zeugten, kam es zu 9 Schwangerschaften mit 8 gesunden Babies und einem ungeplanten Schwangerschaftsabbruch. Ein Baby hatte eine moderate Drehung des Darms, die operativ erfolgreich korrigiert wurde; bei den anderen sieben Babies gab es keinerlei Komplikationen. Im durchschnittlichen Alter von 37 Monaten (5-50 Monate) wurden bei keinem der Kinder Wachstums- oder Entwicklungsprobleme bekannt. 

Diese Erfahrung legt nahe, dass die Empfängnis unter Imatinib-Therapie häufig mit einer normalen Schwangerschaft verbunden werden kann, wenn Imatinib sofort abgesetzt wird. Trotzdem sollte nachdrücklich betont werden, dass eine effektive Verhütung unter Imatinib angewendet werden sollte.

Kommentar von Jan:

Die Erfahrungsberichte über Schwangerschaften unter Glivec sind rar und man muss sich trotz Berichte von positiven Einzelfällen des Risikos klar bewußt sein. Die Hypospadie ist ein häufiger Geburtsfehler bei männlichen Babies, der in der gesunden Bevölkerung statistisch in etwa einem von 350 Fällen auftritt. In einem im November 2005 in den Annals of Oncology erschienenen Einzelfallbericht wird jedoch zusätzlich von einer indischen CML-Patientin berichtet, die nach Erreichen einer Remission schwanger wurde und ihre Imatinib-Therapie unterbrach. In der 30. Woche wurde eine Fehlbildung der Wirbel festgestellt; nach der 34. Woche erfolgte eine Totgeburt. Insofern ist es wichtig, vor der Familienplanung mit einem auf CML spezialisierten Arzt zu sprechen und die Risiken für das Kind (Fehlbildungen) und die Mutter (Therapieunterbrechung) sehr genau abzuwägen.

Weiterführende Artikel:
-- Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit oder Vollständigkeit.
Imatinib (Handelsname Glivec) hat ein gutes Sicherheitsprofil, aber aufgrund der Erkenntnisse in Tierstudien wird von der Einnahme des Medikaments während der Schwangerschaft oder bei beabsichtigter Empfängnis nicht empfohlen. Trotzdem gibt es immer mehr Einzelfallberichte über Schwangerschaften unter Glivec-Therapie. Auf ASH 2006 wurden die bisherigen Erfahrungen zum Thema Empfängnis und Schwangerschaft von Frauen unter Imatinib-Therapie vorgestellt.

Tierstudien haben gezeigt, dass Glivec teratogen und embryoschädigend wirken kann, wodurch die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche erhöht ist. Als Folge gibt es berechtigte Zweifel von Ärzten bezüglich der Sicherheit von Tyrosinkinase-Inhibitoren während der Schwangerschaft. Die neuen Einzelfalldaten berichten nun von insgesamt 180 Müttern, davon die meisten mit CML, die während der Schwangerschaft dem Medikament ausgesetzt waren. Bei 146 ist der Zeitpunkt der Imatinib-Einnahme bekannt.

Von diesen 146 haben 71% im ersten Drittel und 26% über die gesamte Schwangerschaft Imatinib verabreicht, und nur 4 Patientinnen haben Glivec erst nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel eingenommen. Von 69% (125 Patientinnen) ist das Ergebnis der Schwangerschaft bekannt. 63 Schwangerschaften brachten ein gesundes Kind hervor. 35 (28%) nahmen einen freiwilligen Schwangerschaftsabbruch vor, davon 3 nach der Diagnose von Schäden am Fötus. Es gab 12 Schwangerschaften mit Schäden am Fötus, mit 8 Lebendgeburten und einer Totgeburt. 18 Schwangerschaften unterbrachen von selbst. Auch wenn diese Erfahrungen im Rahmen des Üblichen in der normalen Bevölkerung liegen (Spontanabbrüche 10-15%), könnten die Daten dadurch verfälscht sein, dass den Ärzten das Ergebnis von 55 Schwangerschaften nicht berichtet wurde.

Unter den Anormalitäten war ein Kind mit Schädeldeformation, eines mit Schäden an Lunge, Nieren und Schulteranomalien, ein Kind mit Nabelschnurbruch, Nierenagenesie und Defekt des Wirbelkörpers, und ein viertes mit Wirbelschäden. Diese vier Fälle waren entsprechend den Tierversuchen mit Imatinib, bei denen ähnliche Knochenbauschäden beobachtet wurden.

Trotz dieser Information bleibt die Balance zwischen dem Risiko für den Fötus bei Therapiefortsetzung gegenüber dem Lebensrisiko der Mutter bei Therapieunterbrechung schwierig. In einem kürzlich vorgestellten Report von 10 Frauen, die Imatinib aufgrund einer Schwangerschaft unterbrachen, stiegen bei 6 die CML-typischen Werte wieder an. Durchschnittlich 18 Monate nach Wiederbeginn der Imatinib-Therapie erreichten nur noch 3 von 10 Patientinnen eine komplette zytogenetische Remission. Auf Basis dieser Daten bleibt die Empfehlung bestehen, Imatinib während einer Schwangerschaft zu vermeiden. Im Falle ungewollter oder gewollter Schwangerschaften muß eine Risiko-Nutzen-Bewertung auf individueller Basis durchgeführt werden, bei der eine sorgfältige Befragung beider Elterteile empfohlen wird. Da die Erfahrung mit Imatinib weiter wächst, werden mehr Informationen in Zukunft verfügbar werden, die die Situation weiter klärt. Um dies zu erleichtern, wird eine globale Schwangerschaftsdatenbank für Imatinib-Patienten in naher Zukunft eingerichtet.

Quelle: ASH-Abstract #431 erschien in Blood, Volume 108, issue 11, November 16, 2006

Imatinib and Pregnancy. S. Pye, Jorge Cortes, G. Rosti, P. Ault, T. Oliveto, R. Pilot, Hagop M. Kantarjian, Alan Hatfield, J. Apperley Department of Haematology, Imperial College, London, United Kingdom; Novartis Pharmaceuticals, Florham Park, NJ, USA; Institute of Hematology and Oncology, University of Bologna, Italy; Department of Leukemia, MD Anderson Cancer Center, Houston, TX, USA

Weitere Informationen: Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan, ausdrücklich ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.
Die Anwendung von Imatinib (Glivec) während der Schwangerschaft kann zu Fehlbildungen bei den Neugeborenen führen. Dies zeigt eine retrospektive Auswertung von Einzelfallberichten im Fachmagazin Blood. Bereits die tierexperimentellen Studien hatten auf eine mögliche Teratogenität (die Entstehung von Fehlbildungen bei Embryonen fördernd) von Imatinib hingewiesen, weshalb das Medikament Glivec "nicht während der Schwangerschaft verwendet werden (darf), es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich", heißt es in den Fachinformationen.

Seonaid Pye vom Imperial College of London und Mitarbeiter haben die Daten von 125 Schwangeren untersucht, die das Medikament trotz der relativen Kontraindikation erhalten hatten. Es handelt sich um Fälle, die dem Hersteller gemeldet wurden oder am Hammersmith Hospital in London oder dem M. D. Anderson Cancer Center in Houston/Texas beobachtet wurden. 

Bei 63 Frauen kam es zur Geburt eines gesunden Kindes. 18 Frauen erlitten eine Fehlgeburt, was einem Anteil von 14,4 Prozent entspricht, der nicht über dem Durchschnitt liege, wie Pye betont. 35 weitere Frauen hatten sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden, davon drei, nachdem die Pränataldiagnostik Fehlbildungen festgestellt hatte.

Weitere neun Frauen gebaren ein Kind mit Fehlbildungen. Beobachtet wurden Exomphalos, Nierenatresien und Halbwirbelbildungen (Hemivertebrae). Ein totgeborenes Kind hatte eine Meningocele. Diese Fehlbildungen entsprechen exakt den Ergebnissen der tierexperimentellen Studien, was die Vermutung, dass Imatinib auch beim Menschen teratogen ist, bestätigt.

Auch wenn die meisten Kinder bei der Geburt gesund waren, sollten die Patienten sich sorgfältig überlegen, ob sie ihr Kind austragen, raten die Autoren. Die Fachinformationen von Glivec fordert eine wirksame Kontrazeption während der Behandlung.

Quellen:


Weiterführende Informationen:

Wie sich in nicht-klinischen Studien herausgestellt hat, verursacht Dasatinib Schäden an Föten bei Tieren, allerdings ist die Auswirkung der Aussetzung während der Empfängnis und der Schwangerschaft bei Menschen nicht bekannt. Trotz der während der Therapie mit Dasatinib notwendigen Verhütungsmaßnahmen sind ungeplante Schwangerschaften aufgetreten. Die derzeitige Studie und Daten nach dem Marketing zeigen die Ergebnisse von Schwangerschaften, die bei 16 Patienten auftraten (8 Frauen und 8 Männer), deren Therapie mit Dasatinib erfolgte.

Unter den 8 Patientinnen, bei denen während ihrer Therapie mit Dasatinib eine Schwangerschaft festgestellt wurde, war über eine eingeleitete Abtreibung in 3 Fällen berichtet worden: 2 gemäß Entscheidung der jeweiligen Patientin und 1 aus unbekannten Gründen.

Es traten zwei Fälle von Fehlgeburten auf. Die erste erfolgte in der 8. Schwangerschaftswoche bei einer 38 Jahre alten Patientin (G1P1), deren medizinische Vorgeschichte Tabak-Kosum umfasste. Geburtsfehler des Fötus wurden nicht festgestellt; allerdings ist nicht bekannt, ob eine Autopsie durchgeführt worden war. Die andere Fehlgeburt erfolgte in der 9. Schwangerschaftswoche bei einer 33 Jahre alten Patientin (G3P3), die seit mehr als 2 Jahren mit Dasatinib behandelt wurde. Die medizinische Vorgeschichte dieser Patientin schließt Tabak- und Alkoholkonsum ein.

Im Falle der 3 Geburten, brachte eine Patientin ein vollkommen gesundes Kind zur Welt. Die zweite Patientin (Alter: 29 Jahre, G2P2) brachte ein gesundes Kind durch Kaiserschnitt im 7. Schwangerschaftsmonat zur Welt (der Grund für den Kaiserschnitt ist nicht bekannt). Diese Patientin erhielt ungefähr 4 Monate lang Dasatinib 140 mg/Tag, allerdings wurde die Nachsorge 2 Monate lang ausgesetzt und die Compliance hinsichtlich des Medikaments der Studie war nicht bekannt. Bei ihrer Rückkehr legte die Patientin einen positiven Schwangerschaftstest vor und sie befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa in der 4. Schwangerschaftswoche. Das Kind war als “klein für den Termin” bezeichnet worden, hatte allerdings keinerlei offensichtliche Geburtsfehler.

Im letzten Fall wurde bei einer Patientin, die ca. 5 Monate lang mit Dasatinib 100 mg/Tag behandelt wurde, eine Schwangerschaft in der 21. Schwangerschaftswoche (G0P0) festgestellt. Der errechnete Geburtstermin ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Dokuments noch nicht eingetreten, die Schwangerschaft verläuft jedoch normal.

Unter den 8 männlichen Patienten, die mit Dasatinib behandelt wurden und deren Partnerinnen während der Behandlung schwanger wurden, waren in 7 Fällen gesunde Babies verzeichnet worden; das Ergebnis des anderen Falles ist nicht bekannt. Alle männlichen Patienten blieben während und nach der Schwangerschaft weiterhin in Behandlung. Bei 1 Fall litt die Mutter an Präeklampsie (Bluthochdruck während der Schwangerschaft), brachte jedoch in der 37. Schwangerschaftswoche ein gesundes Baby ohne jegliche Geburtsfehler oder Neugeborenenkomplikationen zur Welt.
Zusammenfassed kann gesagt werden, dass, obwohl die begrenzten Datensätze, über die in dieser Studie berichtet wurde, keinerlei Beweise lieferten, dass eine Behandlung mit Dasatinib eine negative Auswirkung auf eine Schwangerschaft besitzt (für die Mutter oder den Fötus); Patientinnen in Behandlung mit Dasatinib sollten daher auf angemessene Verhütungsmaßnahmen achten.

Quelle:

ASH-Abstract Nr. 3230, Pregnancy Outcomes among Patients with CML Treated with Dasatinib, Cortes, O'Brien et al, MD Anderson Cancer Center, Houston, TX. Übersetzung durch Jan und Alice, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

Weitere Informationen



Weitere Berichte von der ASH-Jahrestagung 2008

Imatinib (Handelsname Glivec) wird aufgrund der Erkenntnisse in Tierstudien während der Schwangerschaft oder bei beabsichtigter Empfängnis nicht empfohlen. Trotzdem gibt es immer mehr Einzelfallberichte über Schwangerschaften unter Glivec-Therapie, so auch ein am 2. März 2009 erschienener Bericht über eine 24jährige CML-Patientin in Japan.

Im Fachjournal "Internal Medicine" wurde ein Einzelfall einer 24jährigen CML-Patientin berichtet, die im August 2004 mit einer Imatinib- Therapie begann und eine komplette Remission erreichte. Im Mai 2006 wurde nach der Unterbrechung der Therapie eine Stimulation der Eierstöcke durchgeführt. Der Schwangerschaftstest war im Oktober 2006 positiv. In der 32. Schwangerschaftswoche waren 29% der Zellen in der Zytogenetik (Metaphasen) Philadelphia-positiv, eine komplette hämatologische Remission bestand jedoch weiterhin. Nach 38 Wochen kam es zur normalen Geburt ohne besondere Vorkommnisse. Fünf Wochen nach der Schwangerschaft wurde die Imatinib-Therapie wieder aufgenommen. Ein komplettes molekulares Ansprechen wurde 5 Monate nach dem Therapieneubeginn erreicht. 

Quelle: Successful delivery after planned discontinuation of imatinib in a patient with chronic myeloid leukemia. Kobayashi K, Takebayashi C, Miyata S, Narimatsu H, Kami M., Department of Hematology, JR Tokyo General Hospital. Intern Med. 2009;48(5):369-71. 
Übersetzung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

Weitere Informationen:

Bisher ist über die Behandlung mit Imatinib (IM) im Falle von Schwangerschaft, Geburt und Stillen nicht viel bekannt. Pye und Kollegen untersuchten vor kurzem die Ergebnisse der Behandlung, Schwangerschaft und Folgen für den Fötus von 180 Frauen, die während der Schwangerschaft mit Imatinib behandelt wurden. Es gab insgesamt 12 Kinder, bei denen Anomalien auftraten. Es schien, als ob die meisten Schwangerschaften, bei denen die Frau Imatinib ausgesetzt ist, einen erfolgreichen Ausgang nehmen, allerdings besteht bei der Behandlung immer ein Risiko, das ernsthafte Missbildungen des Fötus zur Folge haben kann. Kommt es zu Schwangerschaften, wird eine unmittelbare Unterbrechung der Imatinib-Therapie empfohlen. Nach Wiederaufnahme der Therapie nach Geburt stellt sich jedoch die Frage des Stillens. Ein Team um Dr. Kronenberger und Dr. Schleyer veröffentlichte nun die Messergebnisse der Imatinib-Level in der Muttermilch einer Frau, die mit Imatinib behandelt wurde.

Im Jahr 2001 wurde bei einer 34 Jahre alten Frau chronisch myeloische Leukämie (CML) in chronischer Phase diagnostiziert, und die Behandlung mit Interferon (IFN) alpha lag anfangs bei drei Millionen Einheiten täglich in einem örtlichen Krankenhaus. IFN wurde gut vertragen und die Patientin erzielte eine vollständige hämatologische Remission, aber kein weitgehendes zytogenetisches Ansprechen. Im Februar 2004 wurde die Patientin an unser Institut verlegt, weil Bcr-Abl in 75 % der peripheren Blutzellen durch eine Fluoreszenz in situ Hybridisierungs-Analyse (FISH) nachweisbar war. Die Patientin erhielt anfangs Imatinib 400 mg/Tag. Zwischen Februar und Mai 2004 erzielte die molekulare Überwachung eine 1-log Abnahme bei der Bcr-Abl Messenger RNA (mRNA). 

Im Juni 2004 teilte die Patientin ihre Schwangerschaft mit. Die Behandlung mit Imatinib wurde unterbrochen. Als die molekulare Überwachung im Juli eine weitere Abnahme der Bcr-Abl mRNA um Faktor 10 zeigte, wurde während der Schwangerschaft keine weitere CML Behandlung vollzogen. Bcr-Abl-Transkripte stiegen erst gegen Ende der Schwangerschaft bis zu dem Level von Mai 2004. 

Ein gesundes Kind wurde zum vorbestimmten Termin geboren. Keine Missbildungen wurden entdeckt. Nach der Geburt wurde die Behandlung mit Imatinib bei 400 mg/Tag sofort wieder aufgenommen. Das Kind erhielt von Anfang an Flaschennahrung. 

Jedoch baten wir die Mutter, das Abstillen zu verzögern, bis 171 Stunden nach Wiederaufnahme der Imatinib-Therapie verstrichen waren, um Messungen von Imatinib (IM) und seinem aktiven Metaboliten Ndesmethyl-Imatinib (N-DesM-IM, CGP74588) in Blutplasma und abgepumpter Muttermilch zu erhalten. Die Medikamentenspiegel wurden wiederholt gemessen. Wir fanden heraus, dass der Spiegel an Imatinib in der Muttermilch ungefähr der Hälfte des Plasmaspiegels entsprach. Der aktive Metabolit Ndesmethyl-Imatinib sammelte sich in ungefähr dreifacher Konzentration in der Muttermilch an, verglichen mit den Plasmaspiegeln. Nach ca. 2-tägiger Behandlung mit Imatinib wurde ein Pseudo-Dauerzustands-Spiegel in der Muttermilch erreicht.

Gemäß unseren Ergebnissen wird das Stillen während der Behandlung mit Imatinib nicht empfohlen.

Quelle: Imatinib in breast milk. Kronenberger, Schleyer, Bornhäuser, Ehninger, Gattermann, Blum. Ann Hematol DOI 10.1007/s00277-009-0754-2. 5 Mai 2009. Übersetzung durch Alice-Christine Merenda (Sigma) und Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

Weitere Informationen:

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