Vom 22. bis 24. Januar 2004 findet auf Schloss Elmau das 6. Internationale Symposium der Universität München statt. Dort treffen sich internationale Experten der Leukämiebehandlung, Krebsforschung und Immunologie, um neue Wege der Behandlung mit immunologischen Methoden zu diskutieren.
Bei der Konferenz werden unter anderem neue Wege aufgezeigt, wie "innate immunity" mit
natürlichen Killerzellen (NK) und NK-ähnlichen T-Zellen stimuliert werden kann, und wie die "adaptive immunity" gegen Leukämie- und Gewebe-spezifische Merkmale gerichtet werden kann.
Besonderer Wert wird auch auf die Vermeidung eines Abschaltens der Immunreaktion gegen Leukämie durch natürliche Toleranzmechanismen gelegt. Schließlich wird über neue Möglichkeiten berichtet, mit Antikörpern, d.h. gegen immunologische Merkmale gerichtete Serumbestandteile, T-
Lymphozyten auf die Leukämie- und Tumorzellen zu lenken. Die Therapieprinzipien haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt.
Früher versuchte man, mit Bestrahlung und
Chemotherapie die Leukämie auszuschalten und die Blutbildung des Patienten mit einem möglichst gut verträglichen Knochenmarktransplantat herzustellen. Heute setzt man auf die Immunreaktion der übertragenen Zellen gegen die Leukämie bzw. den Tumor. Es werden zum Teil gewisse Unterschiede der
Gewebeverträglichkeit des Patienten in Kauf genommen, um eine starke Reaktion gegen die Leukämie zu erhalten. Ziel ist es, eine Toleranz des Transplantates gegenüber den gesunden Geweben zu erzielen und die Zellen des Spenders gegen die Leukämie zu richten. Die in München entwickelte Methode einer Therapie in zwei Schritten hat sich international bewährt.
Dabei wird zunächst ein
Chimärismus, d.h. ein Überleben der Blutbildung des Spenders beim Patienten, hergestellt, der eine Gewebetoleranz des Patienten gegenüber dem Spender bewirkt. Nach wenigen Monaten kann die
immunsuppressive Therapie abgesetzt werden und der
Chimärismus bleibt bestehen. Danach werden Zellen (
Lymphozyten) des Spenders übertragen, die gegen die Leukämie immunologisch reaktiv sind.
Die Methode hat mehrere Vorteile: die neu übertragenen Zellen des Spenders können sich im Patienten ausbreiten, ohne vom Immunsystem des Patienten abgestoßen oder durch
immunsuppressive Mittel unterdrückt zu werden; sie sind mit der Leukämie vorher noch nicht in Kontakt gekommen und gegenüber der Leukämie nicht tolerant; geringe Unterschiede in der
Gewebeverträglichkeit genü
gen, um die Reaktion der übertragenen Spenderlymphozyten gegen die Leukämie zu stimulieren.
Während die Methode bei langsam verlaufender Leukämie, Lymphom und Myelom recht gut funktioniert, versagt sie häufig bei rasch verlaufender,
akuter Leukämie. Hier werden neue Wege zur Stimulation der Immunreaktion erforscht. Gewebehormone (
Zytokine) und aktivierte Stimulatorzellen, sog. Dendritische Zellen, können die Reaktion anstoßen und verstärken. Die transfundierten
Lymphozyten können im Rahmen eines angeborenen Reaktionsmusters ("innate immunity") oder mit einer erlernten Reaktionsweise ("adaptive immunity") gegen die Leukämie vorgehen.
Die Experten sehen Anlass zur Hoffnung, dass die Therapie mit den neuen Methoden bald auch bei rasch verlaufenden,
akuten Leukämien und bösartigen Tumoren Erfolge zeigt.
Quelle: Pressemitteilung des Informationsdienst Wissenschaft - idw - vom 15.1.2004, Prof. Dr. Hans-Jochem Kolb,
Hämatopoetische Zelltransplantation, Med. Klinik III, Klinikum der Universität Grosshadern
Gewebeverträglichkeit
Alle Zellen des Körpers tragen Strukturen auf der Oberfläche, die dem Immunsystem die Unterscheidung eigen/fremd ermöglichen. Fremde Zellen werden zerstört, eigene nicht. Bei Transplantationen von Organen oder von fremden Zellen muß das Erkennungssystem (HLA-System) umgangen werden. Man sucht daher nach möglichst ähnlichen Spendern für einen bestimmten Patienten (HLA-kompatibel) und unterdrückt medikamentös das Immunsystem des Patienten. Gewebeunverträglichkeit gehört zu den wichtigsten Todesursachen nach Fremdtransplantationen. Bei Eigentransplantationen steht das Problem nicht.
immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Chimärismus
Überleben der Blutbildung des Spenders beim Patienten nach erfolgter Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Zytokine
Zellhormon (z.B. Interleukin, Interferon), das der Kommunikation zwischen Zellen dient und zum Beispiel Immunzellen aktivieren kann
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
natürliche Killerzellen
Zellen des Immunsystems, die veränderte Körperzellen erkennen und zerstören. Diese NK-Zellen gehören zu den Lymphozyten, einer Untergruppe der weißen Blutzellen.
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immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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