Menschen, die eine Krebserkrankung überlebt haben, sind besonders häufig mit Arbeitslosigkeit konfrontiert. Das besagt eine niederländisch-finnische Studie, die im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurde. "Aufgrund besserer Behandlungsmöglichkeiten steigt die Zahl derer, die Krebs überleben. Fast die Hälfte dieser Menschen ist jünger als 65 Jahre", sagt Studienleiterin Angela de Boer vom Klinikum der Universiteit van Amsterdam. Dem Wunsch vieler Krebspatienten, wieder ins Arbeitsleben einzusteigen, stehen häufig zeitaufwändige Nachbehandlungen und vor allem körperliche oder geistige Behinderungen im Wege. Um die ökonomischen Probleme für Krebsüberlebende zu lindern und ihre Lebensqualität zu steigern, fordern die Forscher mehr Unterstützung und flexiblere Lösungen für Therapie und Arbeit.
De Boer analysierte 36 internationale Studien, die Arbeitslosigkeit nach Krebs behandeln und dabei Angaben zu 20.366 Krebsüberlebenden und 157.603 Kontrollpersonen liefern. Jeder dritte ehemalige Krebspatient ist demnach arbeitslos, bei den Kontrollpersonen war es hingegen nur jeder siebte. Die Gefahr der Arbeitslosigkeit variierte jedoch nach Art der Erkrankung. Am deutlichsten war sie ausgeprägt nach überstandenem Krebs des Magen-Darm-Traktes sowie nach Krebs in Brust, Eierstöcken oder Gebärmutterhals. Bei Leukämien und Lymphdrüsenkrebs sowie Prostata- und Hodenkrebs war eine ähnliche Gefahr hingegen nicht nachweisbar. Wie sich Krebs und dessen Therapie auf das Arbeitsleben auswirkt, muss erst erforscht werden, bemerken die Forscher.
Dass eine erfolgreiche Rückkehr ins Arbeitsleben auch von der Erkrankungsform abhängt, könnte mit dem jeweiligen Alter zusammenhängen, in dem verschiedene Krebsarten typischerweise auftreten. "Krebs im Magen-Darm-Trakt tritt zumeist bei älteren Menschen auf, die bereits in Rente oder kurz davor stehen. Hodenkrebs betrifft eher jüngere Männer, für die es ganz andere Möglichkeiten der Rückkehr in die Arbeit gibt", erklärt Eva Kalbheim, Ärztin und Pressesprecherin der Deutschen Krebshilfe
http://www.krebshilfe.de gegenüber pressetext. Viele Patienten würden die Arbeit auch während der
Chemotherapie weiterführen. "Es kommt immer auf den Schweregrad der Erkrankung, das Stadium der Behandlung, auf die psychische Belastung und die Art der beruflichen Tätigkeit an", betont Kalbheim.
Erfordert die Krankheit eine berufliche Pause, stehen den Betroffenen verschiedene Ansprechpartner für den Wiedereinstieg zur Verfügung. "Nach einem Beratungsgespräch zum Beispiel bei der Deutschen Krebshilfe helfen die Integrationsämter in den Ländern, Möglichkeiten dafür zu suchen", so Kalbheim. Dabei werde begutachtet, ob der Arbeitsplatz aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen einer Umrüstung bedarf oder ob ein Arbeitswechsel notwendig ist. "Nach einvernehmlichem Gespräch mit dem Arbeitgeber wird oft auch eine stundenweise Rückkehr gewählt, die mit der Zeit gesteigert wird. Wenn eine Rückkehr an den Arbeitsplatz gar nicht mehr möglich ist, erhalten die Betroffenen eine Rente, was für viele große finanzielle Enge bedeutet", so die Pressesprecherin. Unterstützungen könnten für diese Fälle neben Einmalzahlungen aus dem Härtefonds der Deutschen Krebshilfe unter anderem das Sozialamt leisten.
Quelle: Pressetext Deutschland vom 18.02.2009Weiterführende Informationen: EU Parliament Report "Cancer and in general long-term illnesses at workplaces", Oktober 2008 (Englisch, PDF)
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Port
Zuführendes System, meist eine unter die Haut eingepflanzte Kunststoffkammer mit Venenkatheter, um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu ermöglichen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
MR
Molekulares Ansprechen (= molecular response (engl.). Es wird ausgedrückt durch die Anzahl der CML-spezifischen Gene im Blut
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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