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Multiples Myelom

Die amerikanische FDA hat das Medikament Velcade (Wirkstoff Bortezomib), einen Proteasome-Hemmer, für die Behandlung des Multiplen Myeloms zugelassen. Wissenschaftler hoffen, dass Velcade oder ähnliche Arzneimittel eines Tages auch gegen andere Krebsarten wirksam sein wird.

Das Arzneimittel ist der erste Proteasome-Hemmer, der auf ein Enzym abzielt, das für das Zellwachstum essentiell ist. Unkontrolliertes Zellwachstum ist das Kennzeichen von Krebs. Der Gedanke dahinter: Die Wirkung von Proteasome hemmen, so dass die das Zellwachstum steuernden Chemikalien so weit gestört werden, damit Krebszellen absterben.

Der Velcade-Hersteller Millennium Pharmaceuticals versuchte nach eigenen Angaben als erstes Unternehmen, diesen Ansatz für die Behandlung des Multiplen Myeloms zu nutzen, einer Art von Blutkrebs, die jährlich rund 14.600 Amerikaner trifft. Die Krankheit gilt bisher zwar als behandelbar, aber auch unheilbar, und heute gehen vielen Patienten letztendlich die Behandlungsoptionen aus. Die Hälfte stirbt innerhalb von fünf Jahren nach Diagnose. Velcade verspricht auch keine Heilung, aber aktuelle Studien lassen hoffen, dass es einem Teil der Patienten helfen kann, bei denen andere Alternativen fehlgeschlagen sind, so die FDA.

188 Patienten erhielten Velcade-Injektionen, die trotz ungefähr sechs vorherigen Behandlungen einen Rückfall erlitten hatten. Bei etwa 28 Prozent trat eine Besserung ein, und diese hielt im Mittel etwa ein Jahr - eine überraschende Zeitdauer für Patienten in diesem Krankheitsstadium, so die FDA.

Die FDA genehmigte die Zulassung von Velcade in weniger als vier Monaten nach Beantragung. Dabei wurde ein spezielles Programm angewendet, das den Verkauf von erfolgsversprechenden Arzneimitteln für lebensgefährliche Erkrankungen erlaubt, bevor der endgültige Nachweis, wie gut sie tatsächlich wirken, abgeschlossen ist. Die FDA verlangt aber von der in Massachusetts, USA, ansässigen Millennium die Durchführung weiterer Forschungen, um den Nachweis zu führen, dass das Ansprechen auf das Medikament tatsächlich zu einem längeren Überleben führt.

Aber es handle sich um ein bei dieser Krebsart nicht mit Standardchemotherapie erreichbares Ansprechen, "dies war daher beeindruckend", sagte Dr. Ann Farrell, die die Überprüfung durch die FDA leitete. Die bisherigen Ergebnisse legten nahe, dass "dies einen wirklichen Fortschritt gegenüber vorhandenen Behandlungen darstellt", fügte der Leiter Onkologie bei der FDA, Dr. Richard Pazdur, hinzu.

Normale Zellen enthalten auch Proteasome. Dies bedeutet, dass auch sie durch das Arzneimittel getroffen werden. Viele Nebenwirkungen sind daher typisch für Chemotherapie: Übelkeit, Ermüdung, Durchfall, Verstopfungen, Kopfschmerz, verminderter Appetit, verminderte Blutkörperchenproduktion und eine Nervenleiden (Neuropathien). Trotzdem schien Bortezomib auf noch unbekanten Gründen eher die kranken, myeloischen Zellen zu treffen.

Millennium beabsichtigt, mit der Auslieferung von Velcade Ende des Monats in den USA zu beginnen. Es soll etwa $20.000 pro durchschnittlichem Verlauf der Therapie - etwa 16 bis 17 Wochen - kosten. Dies sei etwa vergleichbar zu anderen per Injektion verabreichten Krebstherapien, so Barry Greene, dem für Onkologie verantwortlichen Manager des Unternehmens.

Millennium untersucht momentan, ob Velcade auch fortgeschrittenen Dickdarm- und Lungenkrebs behandeln konnte. Zusätzlich laufen in den USA Studien z.B. für Chronische Myeloische Leukämie (vgl. Artikel 'CML-Forschung').

Quelle: AP (Associated Press) Artikel in den USA vom 14.5.2003. Eigene Übersetzung.
Schmerzen, Müdigkeit und Knochenbrüche - das sind die Symptome der zweithäufigsten Form von Blutkrebs, dem multiplen Myelom. Eine Heilung ist nicht möglich, die Krankheit kann aber zumeist für eine bestimmte Zeit aufgehalten werden. Seit einem Jahr liegt die Hoffnung vieler Patienten auf einem neuartigen Medikament, das nach einer aktuellen Studie das Überleben verlängern kann.

Durch eine Zulassungserweiterung können nun noch mehr Patienten von dieser innovativen Therapie profitieren. Denn dieser Wirkstoff kann jetzt zu einem früheren Zeitpunkt, nach nur einer vorhergehenden Therapie, eingesetzt werden - eine gute Nachricht für die Patienten. Erst kürzlich wurde der Wirkstoff mit dem Galenus-von-Pergamon-Preis als herausragendes Medikament im Bereich innovative pharmakologische Forschung ausgezeichnet.

Circa 12.000 Menschen in Deutschland leiden unter dem multiplen Myelom, einer weniger bekannten Form des Blutkrebs, bei der bestimmte Blutzellen im Knochenmark entarten.(1) Folge dieser Entartungen ist eine Störung des Blutbildes und damit auch der Antikörperbildung. Der Erkrankte ist häufig müde und neigt zu Infekten und Blutungen. Eine weitere Auswirkung der Krankheit: Knochen werden löchrig, mürbe und brechen leicht. Die Krankheit, an der in der Regel über 50-Jährige betroffen sind, ist unheilbar.

Innovativer Wirkstoff gibt Hoffnung

Das multiple Myelom kann zwar nicht geheilt werden, doch ist es mittlerweile möglich, der Zellentartung und -wucherung Einhalt zu gebieten. Seit gut einem Jahr gibt es einen neuartigen Wirkstoff, der auch dann noch helfen kann, wenn andere Therapien nicht mehr greifen. Das Medikament greift in den Lebenszyklus der Krebszellen ein und sorgt dafür, dass diese sich selbst vernichten.(2) Das Prinzip ist verblüffend einfach: Jede Zelle besitzt einen zelleigenen "Müllverwerter", das Proteasom, das nicht mehr benötigte Eiweiße abbaut. Dieser Abbau ist für die Zelle lebenswichtig. Bei Krebszellen ist der "Müllabbau" besonders aktiv und so kamen Forscher auf die Idee, mit einem Wirkstoff die Tätigkeit der "Müllverwerter" und somit der Krebszelle zu hemmen und sie an ihren eigenen Abfallstoffen ersticken zu lassen. Da das Proteasom in gesunden Zellen wesentlich langsamer arbeitet, reagieren diese weniger empfindlich auf den Hemmstoff und erholen sich nach Absetzen der Substanz schnell wieder. Die Forschung hat somit einen weiteren Schritt in der Krebsbekämpfung getan.

Doch es besteht in anderer Hinsicht Handlungsbedarf: So hat eine aktuelle Patientenbefragung ergeben, dass die Diagnose "multiples Myelom" häufig erst verspätet gestellt wird.(3) Die Folge: für viele Patienten verzögert sich der Behandlungsbeginn entsprechend. Damit in Zukunft schnell richtig gehandelt werden kann, ist Aufklärung zu dieser Krebsart also dringend notwendig.

Hintergrundinformationen

Bortezomib ist seit dem 26. April für die Rezidivtherapie des multiplen Myeloms zugelassen. Der Wirkstoff darf dabei für Patienten mit nur einer Vorbehandlung in der Monotherapie eingesetzt werden, die bereits eine Stammzellentransplantation erhalten haben oder sich für diese nicht eignen.

In Studien wurde festgestellt, dass Bortezomib die Krankheitsentwicklung des multiplen Myeloms zumindest verlangsamen, aufhalten oder sogar zu einem Rückgang der Erkrankung führen kann.(4) Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass Bortezomib einer Therapie mit hoch dosierten Kortisonpräparaten - einer bisherigen Alternative bei fortschreitendem multiplen Myelom - deutlich überlegen ist.(5)

(1) Brenner H. Long-term survival rates of cancer patients achieved by the end of the 20th century: a period analysis. Lancet 2002; 360:1131-1135.

(2) Adams J. The proteasome: structure, function, and role in the cell. Cancer Treatment Reviews 2003;29(Suppl.l):3-9.

(3) Arbeitsgemeinschaft für Sozialforschung (AFS), Hamburg; Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe (DLH), Bonn; Janssen-CilagGmbH, Neuss: Plasmotom / Multiples Myelom - Auswertung einer Patientenbefragung, Januar 2005.

(4) Richardson P. et al. N Engl J Med. 2003; 348: 2609-2617.

(5) Richardson P. et al. N Engl J Med. 2005; 352: 2487-2498.

Quelle:
Presseportal.de-Artikel vom 03.08.2005
Eine langfristige Therapie mit dem Contergan-Wirkstoff Thalidomid verlängert bei Patienten mit multiplem Myelom die Überlebenszeit. Die Therapie wird allerdings nach den Ergebnissen einer randomisierten Studie im Fachmagazin Blood nicht von allen Patienten vertragen. Ein weiteres negatives Ergebnis ist, dass die Gabe des Bisphosphonats Pamidronat eventuelle Komplikationen im Knochenbau offenbar nicht verhindern kann.

Da das multiple Myelom durch eine Chemotherapie nicht kuriert werden kann, wird nach Möglichkeiten gesucht, das Leiden der Patienten zu verringern und die Überlebenszeit zu verlängern. Ein vielversprechendes Mittel ist der vor einiger Zeit wiederentdeckte Contergan-Wirkstoff Thalidomid, dessen antiangiogenetische Eigenschaften die Infiltration des Knochenmarks durch die Tumorzellen behindern. Deren Folge ist unter anderem ein erhöhtes Frakturrisiko. Diesem soll mit der Gabe von Bisphosphonaten vorgebeugt werden.

Beide Ansätze wurde in einer großen Studie der Inter-Groupe Francophone du Myélome (IFM) untersucht, an der sich 597 Patienten (Alter unter 65 Jahre) aus Frankreich und den frankophonen Anteilen von Belgien und der Schweiz beteiligten. Die Patienten wurden nach einer Chemotherapie, welche die Tumorlast senkt, aber den Krebs nicht besiegt, auf drei Arme randomisiert. Ein Teil der Patienten wurde mit Pamidronat, ein zweiter mit Pamidronat plus Thalidomid behandelt, während im dritten Arm keine Erhaltungstherapie erfolgte.

Die lang erwarteten Ergebnisse zeigen, dass Thalidomid die Ausbreitung des Tumors einschränkt, während die Hoffnungen hinsichtlich Pamidronat enttäuscht wurden. Nach drei Jahren waren ohne weitere Erhaltungstherapie noch 38 Prozent der Patienten in Remission, mit Pamidronat waren es 39 Prozent. Von den Patienten, die zusätzlich noch Thalidomid erhalten hatten, waren 51 Prozent noch ohne erneute klinische Tumorerkrankung. Pamidronat konnte auch nicht die Zahl der knöchernen Komplikationen senken. Hier gab es zwischen den drei Gruppen keine signifikanten Unterschiede.

Dagegen hatte Thalidomid einen gewissen positiven Einfluss auf die Lebenserwartung. Die 4-Jahres-Gesamtüberlebensrate betrug unter der Kombination von Thalidomid plus Pamidronat 87 Prozent. Sie lag damit etwas höher als im Kontroll-Arm ohne Erhaltungstherapie (77 Prozent), aber auch über dem Ergebnis der Pamidronat-Monotherapie (74 Prozent), für die es, jedenfalls im Rahmen der Erhaltungstherapie keinen Stellenwert mehr geben dürfte.

Aber auch das therapeutische Potenzial von Thalidomid sollte nicht überschätzt werden. Das Medikament ist nämlich keineswegs frei von Nebenwirkungen. In der Studie wurde Thalidomid ursprünglich in der Dosierung von 400 mg/die gegeben. Nach 15 Monaten wurde die Dosis jedoch wegen einer schlechten Verträglichkeit halbiert. 39 Prozent der Patienten brachen die Therapie wegen der Nebenwirkungen ab. Thalidomid führt zu Taubheitsgefühlen oder Parästhesien in den Händen oder Füßen sowie zu Abgeschlagenheit (Fatigue) und Obstipation.

Am ehesten profitierten von Thalidomid jene Patienten, bei denen die Chemotherapie nicht so erfolgreich war oder bei denen Deletionen am Chromosom 13 vorlagen. Dieses genetische Merkmal findet sich bei 15 bis 20 Prozent der Patienten in den Tumoren. Es weist auf eine schlechte Prognose der Patienten hin. Dennoch ist die Gruppe um Michael Attal vom Hôpital Purpan in Toulouse mit den Ergebnissen zufrieden. Jetzt komme es darauf an, jene Patienten zu finden, die Thalidomid am besten vertragen und bei denen die besten Langzeitergebnisse zu erwarten seien.

Quelle: Dt. Ärzteblatt 06.11.2006, basierend auf Blood 2006 108: 3289-3294)

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