Die Erfolgsquote bei Leukämie hat sich in jüngerer Zeit deutlich erhöht. In einer Studie konnten Mediziner eine der Ursachen für diesen Fortschritt identifizieren. Demnach sterben Leukämiekranke aufgrund besserer Medikamente seltener als früher an Pilzinfektionen.
Akute Formen der Leukämie schreiten rasch voran und führen unbehandelt innerhalb weniger Wochen zum Tod der Patienten. Mit Hilfe einer intensiven
Chemotherapie lassen sich die entarteten Zellen im Blut der Betroffenen meist effektiv beseitigen, auch wenn dieser Erfolg nicht immer dauerhaft ist. Als Folge dieser Behandlung fällt jedoch die normale Blutbildung fast vollständig aus. Die Patienten sind aufgrund der fehlenden Immunabwehr extrem anfällig für Infektionen. Besonders gefährlich für Leukämie-Kranke sind Sporen von Schimmel- und Hefepilzen. Diese kommen praktisch überall in der Luft vor und können leicht in die Lunge gelangen. Dort können sie auskeimen und lebensbedrohliche Entzündungen mit hohem Fieber verursachen.
Mediziner der Universität Bonn konnten nun in einer
klinischen Studie zeigen, dass sich die Rate der Leukämie-Patienten, die nach einer
Chemotherapie an einer Pilzinfektion verstarben, in den vergangenen Jahren deutlich verringert hat. Grund für diesen Erfolg seien vor allem bessere Medikamente, wie Corinna Hahn-Ast und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift Journal of Antimicrobial Chemotherapy berichten. Für die Studie haben die Forscher die Krankheitsverläufe von 592 Patienten ausgewertet, von denen 408 an einer
akuten myeloischen Leukämie (AML) und 184 an einer
akuten lymphatischen Leukämie (ALL) oder an einem aggressiven Lymphom litten.
Prophylaxe nicht immer erfolgreich
Sie alle waren zwischen 1995 und 2006 am Universitätsklinikum Bonn mit einer
Chemotherapie nach Standard-
Protokollen behandelt worden. Ergänzend erhielten die Betroffenen Antimykotika als
Prophylaxe. Nicht immer zeigte die Vorbeugung die erwünschte Wirkung und so erkrankte jeder vierte Patient im Laufe der Therapie mindestens einmal an einer invasiven Pilzinfektion. „Bei manchen Patienten wurden die verabreichten Medikamente nicht ausreichend ins Blut resorbiert oder die Pilze waren dagegen
resistent“, begründet Studienleiterin Hahn-Ast das Versagen der
Prophylaxe. Fast immer infizierten sich die Patienten mit Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus oder dem Hefepilz Candida albicans, andere Pilzarten spielten nur eine untergeordnete Rolle.
Um die Diagnose abzusichern, erstellten die Mediziner bei Patienten mit Verdacht auf Pilzinfektion ein Computertomogramm der Lungen, auf dem dann entzündliche Infiltrate erkennbar sein sollten. Ab dem Jahr 2000 wurde das Blut der Patienten zusätzlich zweimal wöchentlich auf Galactomannan, ein
Antigen des Schimmelpilzes Aspergillus, überprüft; ab 2002 kam bei allen Patienten, denen im Rahmen einer Bronchoskopie mittels einer bronchoalveolären Lavage Schleim aus der Lunge entnommen wurde, eine spezifische Polymerase-Kettenreaktion zum Einsatz, mit deren Hilfe die Mediziner den vorliegenden Pilzstamm identifizieren konnten.
Fortschritt durch neue Antimykotika
Patienten mit Verdacht auf eine Pilzinfektion erhielten in den ersten Jahren des Beobachtungszeitraums fast ausschließlich das Antimykotikum Amphotericin B. In den Folgejahren wurden immer mehr Betroffene zusätzlich mit den neuen Antipilz-Medikamenten Caspofungin und Voriconazol behandelt. Mit Erfolg, denn zwischen 2002 und 2006 starben nur rund 30 Prozent der Leukämie-Patienten an ihrer
Begleiterkrankung, im Vergleich zu den Vorjahren, als die Rate knapp 60 Prozent betrug. „In den ersten Jahren des Beobachtungszeitraums standen uns nur sehr wenige Antimykotika zur Verfügung“, berichtet Hahn-Ast. „Wenn diese bei den Patienten mit Pilzinfektion keine Wirkung zeigten, bestand wenig Hoffnung.“
Mit den neuen Medikamenten könne man aber, so die Wissenschaftlerin, auch Pilze behandeln, die gegen die bisherigen Wirkstoffe
resistent seien. Andere Experten wie Werner Heinz, Internist und Infektiologe am Universitätsklinikum Würzburg, teilen den Optimismus von Hahn-Ast, geben aber zu bedenken, dass ein zu frühzeitiger und breit gefächerter Einsatz von Antimykotika auch Nachteile habe: „Einige Mediziner plädieren deshalb dafür, dass diese Medikamente erst dann eingesetzt werden, wenn lang anhaltendes Fieber plus ein weiteres diagnostisches Kriterium beim Patienten vorliegt“, so Heinz.
Verbesserte
Diagnostik hatte kein Einfluss auf Überlebensrate
Die Annahme, dass auch die verbesserte
Diagnostik zum häufigeren Überleben der Patienten beigetragen hat, konnten die Bonner Mediziner nicht beweisen. „Dies ist aus medizinischen und statistischen Gründen leider nicht möglich“, sagt Hahn-Ast. Die Wissenschaftlerin hofft aber auf weitere Verbesserungen in der
Diagnostik, damit die Erreger schneller erkannt und das passende Antimykotikum rascher verabreicht werden könnte.
Quelle: Doc Check News vom 01.09.2010Begleiterkrankung
Beschwerden oder Erkrankung(en), die zusätzlich und gleichzeitig zur Haupterkrankung auftreten, oder die Auswirkung solcher zusätzlichen Beschwerden oder Erkrankungen.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Diagnostik
Gesamtheit der Untersuchungen, die der Feststellung oder genaueren Abklärung einer Erkrankung dienen
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Antigen
Molekül, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, Molekül, das von einem Antikörper erkannt wird, z.B. auf der Oberfläche von Zellen
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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