Die Induktion einer Myeloblastin-
Expression (MBN) durch
Interferon-Alpha (
IFN), nicht aber durch
Imatinib (
Glivec), könnte zur spezifischen Fähigkeit von
IFN, bei CML eine MBN-spezifischen Immunantwort von T-Zellen auszulösen, führen. Ein im Fachmagazin "Leukemia" von Ärzten um Dr. Carella (Genf, Italien) veröffentlichter Artikel berichtet von fünf CML-Patienten, die
IFN in niedriger Dosis erhielten, nachdem sie unter
Imatinib eine komplette molekulare
Remission erreicht hatten. Alle Patienten hatten
Imatinib wegen Unverträglichkeit abgebrochen und konnten mit
Interferon alleine erfolgreich behandelt werden.
Patientin 1 ist eine 66-jährige CML-Patientin, die ihre Diagnose 1992 erhielt. Sie erhielt
Chemotherapie und eine
SZT. Im Februar 2002 begann sie mit
Imatinib und erreichte eine komplette zytogenetische
Remission, sowie in 2005 eine komplette molekulare
Remission gemäß
RT-qPCR. Leider zeigte die Patientin dauerhafte Unverträglichkeit (Bauchschmerzen, Diarrhö, Flüssigkeitseinlagerung, Muskelkrämpfe), deren
Symptome sich nicht behandeln ließen. Im Oktober 2006 entschied sich die Patientin in kompletter zytogenetischer
Remission zum Abbruch von
Imatinib und Weiterführen von
IFN mit 3 Millionen Einheiten zweimal pro Woche. Nach 16 Monaten (Februar 2008) ist die Patientin in guter Verfassung und hat weiterhin eine komplette molekulare
Remission.
Patientin 2 ist eine 34 Jahre alt mit CML-Diagnose im Jahr 1993, die nach Hydroxyurea, Idarubicin, Cytarabin, Etoposide und
SZT behandelt wurde. Im Januar 2005 behann sie mit
Imatinib, im Juni 2006 erreichte sie komplette molekulare
Remission, die sie beibehielt, aber unter schweren Nebenwirkungen litt. Im Juni 2007 stoppte sie
Imatinib und erhielt 3 Mio Einheiten
IFN zweimal pro Woche auf. Acht Monate danach war die Patientin weiterhin in kompletter molekularer
Remission.
Patient 3 ist 40 Jahre und erhielt seine CML-Diagnose im Mai 2002. Er begann direkt mit
Imatinib, erreichte nach 3 Monaten eine komplette zytogenetische und nach 18 Monaten komplette molekulare
Remission, litt jedoch unter stärkeren Flüssigkeitseinlagerungen und Krämpfen. Im Mai 2007 setzte er
Imatinib ab und begann ebenfalls mit
IFN (3 Mio Einheiten, zweimal pro Woche). Nach neun Monaten weiterhin komplette molekulare
Remission.
Patientin 4 ist eine 67jährige CML-Patientin mit Diagnose April 2001, die direkt mit
Imatinib startete. Sie erreichte komplette zytogenetische
Remission nach 4 Monaten und komplette molekulare
Remission nach 32 Monaten. Im Juni 2007 verschlechterte sich die Verträglichkeit von
Imatinib.
Imatinib wurde abgesetzt und ebenfalls 3 Mio Einheiten
IFN zweimal die Woche gegeben. Nach sechs Monaten lag weiterhin komplette molekulare Antwort vor. Die Patientin zeige eine Grad-2-Unverträglichkeit zu
IFN (Muskelschmerzen und Fieber am Tag der
IFN-Injektion).
Patientin 5 ist eine 44jährige Frau, die im September 2005
Imatinib begann und die im Dezember eine komplette zytogenetische und im im Mai 2006 eine komplette molekulare
Remission erreichte. Aufgrund Verschlechterung der Verträglichkeit (Diarrhö, Flüssigkeitsanlagerungen) unter andauernder kompletter molekularer
Remission setzte Sie
Imatinib im Dezember 2007 ab und machte mit
IFN (3 Millionen Einheiten zweimal wöchentlich) weiter. Drei Monate später lag weiterhin eine komplette molekulare
Remission vor.
Bisherige Erkenntnisse legen nahe, dass
BCR-ABL-Kinasehemmer wie
Imatinib,
Nilotinib und
Dasatinib nicht heilen können; vielmehr könnte das Risiko
BCR-ABL-unabhängiger leukämischer Zellklone mit dem "biologischen Alter" der Krankheit zunehmen.
Interferon-Alpha (
IFN) scheint Remissionen bei CML durch das Auslösen einer MBN-spezifischen T-Zell-Immunantwort zu erreichen. Kürzliche Forschungsergebnisse legen nahe, dass das Auslösen einer MBN-
Expression und damit CML-spezifischer Immunzellen ein Teil dieses Wirkmechanismus sein könnte. Indirekte Nachweise der Rolle der MBN-
Expression im Auslösen der T-Zell-Antwort werden durch die Tatsache gegeben, dass in einer kleinen Studie bei allen
IFN-behandelten Patienten, aber nur bei 2 von 11
Imatinib-behandelten Patienten CML-spezifische,
zytotoxische T-
Lymphozyten nachgewiesen werden konnten.
Dies legt auch nahe, dass die Art der Remissionen unter
IFN und
Imatinib nicht äquivalent sein könnten, und dann daher eine aufeinanderfolgende Kombinationstherapie von
Imatinib und
IFN, basierend auf den verschiedenen Wirkmechanismen, effektiver sein könnte als die aktuelle
Monotherapie.
Diese ersten vorläufigen Daten scheinen die Wirksamkeit von
Interferon-Alpha zu bestätigen, nachdem
Imatinib in kompletter molekularer
Remission abgesetzt wurde.
Quelle: "
Interferon-Alpha is able to maintain complete molecular
remission induced by
imatinib after
its discontinuation", Fachmagazin "Leukemia" vom 3. April 2008; doi:10.1038/leu.2008.94.
Übersetzung von Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.
Weiterführende Informationen:
Erhaltungstherapie
Über eine längere Zeitperiode fortgeführte Chemotherapie, die den Erfolg der Induktions- und Konsolidierungstherapie stabilisieren soll
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Monotherapie
Behandlung mit nur einem Medikament
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
zytotoxisch
zellgiftig, zellschädigend
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
Dasatinib
Handelsname Sprycel, Laborname BMS-354825, hemmt u.a. die BCR-ABL- und SRC-Tyrosinkinasen. Zugelassen in der EU seit 2006 für die Behandlung von CML und Ph+ALL.
Nilotinib
Nilotinib, Handelsname Tasigna, Laborname AMN107, hemmt u.a. die BCR-ABL-Tyrosinkinase. Zugelassen in der EU seit 2007 für die Behandlung der CML und Ph+ALL.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
RT-qPCR
Quantitative Echtzeit-PCR (engl.: real-time quantitative PCR)
Vervielfältigungsmethode für Nukleinsäuren, die auf dem Prinzip der herkömmlichen Polymerase-Kettenreaktion beruht und zusätzlich die Quantifizierung der gewonnenen DNA ermöglicht.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction: Untersuchungsverfahren zur schnellen Vervielfältigung (Amplifikation) bestimmter Abschnitte der RNA oder DNA.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
SZT
Stammzelltransplantation
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
zytotoxisch
zellgiftig, zellschädigend
exprimieren
Als Genexpression bezeichnet man die Bildung eines von einem Gen kodierten Genprodukts, vor allem von Proteinen oder RNA-Molekülen. Das zugehörige Verb lautet exprimieren.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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