Eine auf ASH2009 vorgestellte Studie des spanischen CML-Krebsregisters (RELMC) hatte das Ziel, mögliche Einflussfaktoren zu identifizieren, die den Therapieverlauf bei Patienten mit neu diagnostizierter CML unter
Imatinib beeinflussen könnten. Dabei wurden auch neue Variablen wie z.B. Phosphat-Spiegel im Serum untersucht, die bei einer erheblichen Zahl von
Imatinib-Patienten reduziert sind. Dabei zeigte sich, dass die Patienten mit Phosphatmangel statistisch ein besseres Ansprechen zeigten. Die biologischen Ursachen sind jedoch noch unklar und die Relevanz als Prognosefaktor unbelegt.
207 neu diagnostizierte CML-Patienten in
chronischer Phase wurden an 17 spanischen Kliniken in die Studie aufgenommen. Geschlecht: 131 männlich, 76 weiblich (63%, 37%). Alter: Median 52 (19-88). Die Verteilung nach Risikogruppen war folgendermassen: Sokal niedrig/mittel/hoch: 47%, 35%, 18%). Hasford: (44%, 49%, 7%). Die untersuchten Variablen der Studie waren Geschlecht, Sokal und Hasford-Einschätzung. Variable während der Behandlung:
Imatinib-Dosis,
Anämie,
Neutropenie,
Thrombozytopenie und Hypophosphatämie.
Ergebnisse: Die mittlere Beobachtungszeit in der Studie betrug 19 Monate. Unter den 207 Patienten waren die Häufigkeiten für
Anämie,
Neutropenie und
Thrombozytopenie 21%, 29% und 11%. bei 91 Patienten wurde der Phosphatspiegel im Serum während der Therapie bestimmt. Von diesen Patienten hatten 49 (54%) eine Hypophosphatämie. In 94.6% der Fälle wurde eine vollständige hämatologische
Remission erreicht. Es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen Sokal- oder Hasfordgruppe und dem Erreichen der vollständigen hämatologischen
Remission festgestellt werden.
In 73% der Fälle wurde eine
vollständige zytogenetische Remission erreicht. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Erreichen der vollständigen zytogenetischen
Remission und tiefer oder mittlerer Hasfordgruppe bzw. dem Vorliegen einer Hypophosphatämie während der Behandlung. Die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen zytogenetischen
Remission war bei Patienten mit einer Hypophosphatämie während des 9. Monats der Behandlung höher. Patienten mit einer Hypophosphatämie zeigten einen Trend zu einer höheren Wahrscheinlichkeit einer vollständigen zytogenetischen
Remission.
Gutes bzw. vollständiges molekulares Ansprechen (
MMR,
CMR) wurde in 71% bzw. 48% der Fälle erreicht. Gutes molekulares Ansprechen war signifikant schlechter bei Patienten mit hohem Hasford-Risiko, und die Wahrscheinlichkeit guten molekularen Ansprechens war höher bei Patienten, die eine Hypophosphatämie entwickelten.
Betreffend vollständiger molekularer
Remission war ein signifikanter Zusammenhang zwischen hohem Hasfordrisiko und geringerem Anteil vollständiger molekularer Remissionen erkennbar. Ausserdem war die Wahrscheinlichkeit vollständigen molekularen Ansprechens bei Patienten mit Hypophosphatämie grösser.
Schlussfolgerung: In dieser Studie zeigte das Hasford-System einen besseren Vorhersagewert als die Socal-Klassifizierung. Interessanterweise hatte die Hälfte der Patienten während der Behandlung mit
Imatinib eine Hypophosphatämie. Faszinierenderweise können tiefe Phosphatspiegel im Serum während der Behandlung mit besserem Ansprechen in Verbindung gebracht werden, und legt damit weitere Untersuchungen der biologischen Ursachen dieser Erkenntnis und der Relevanz als Variable zur
Prognose nahe.
Quelle: ASH-Abstract 1121: Hypophosphatemia During
Imatinib Treatment of Newly Diagnosed Chronic Myeloid Leukemia Patients Is Associated with Better Response. Luis Felipe Casado, MD.
Übersetzung durch Niko, Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit. Danke, Niko!
Weitere Berichte zu Ergebnissen von ASH2009:
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Vollständige zytogenetische Remission
Vollständige Normalisierung des Blutbilds. Unreife weiße Blutkörperchen sind nicht mehr nachweisbar. Eine möglicherweise zuvor vergrößerte Milz hat ihre Normalgröße wieder erreicht.
Zweitlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Erhaltungstherapie
Über eine längere Zeitperiode fortgeführte Chemotherapie, die den Erfolg der Induktions- und Konsolidierungstherapie stabilisieren soll
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Thrombozytopenie
Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten), kann eine Blutungsneigung mit kleinfleckigen Blutungen in Haut und Schleimhäuten oder in Organen hervorrufen
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Neutropenie
Verminderung der Anzahl neutrophiler Granulozyten im Blut - bestimmter weißer Blutzellen, die besonders für die Abwehr gegen Bakterien und Pilze wichtig sind
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Zytopenie
Zellzahlverminderung im Blut. Je nach dem, welcher Zelltyp verringert ist, spricht man auch von z.B. Leuko-, Granulo-, Lympho-, Mono-, Erythro- oder Thrombozytopenie.
Dasatinib
Handelsname Sprycel, Laborname BMS-354825, hemmt u.a. die BCR-ABL- und SRC-Tyrosinkinasen. Zugelassen in der EU seit 2006 für die Behandlung von CML und Ph+ALL.
Nilotinib
Nilotinib, Handelsname Tasigna, Laborname AMN107, hemmt u.a. die BCR-ABL-Tyrosinkinase. Zugelassen in der EU seit 2007 für die Behandlung der CML und Ph+ALL.
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Anämie
Blutarmut, Mangel an roten Blutkörperchen oder Verminderung ihres Gehaltes an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
MMR
Gutes molekulares Ansprechen, bei der die BCR-ABL-Transkripte weniger als 0,1% (nach Internationaler Skala IS) der insgesamt untersuchten Gentranskripte ausmachen
CMR
Complete molecular response (engl.) = vollständiges molekulares Ansprechen bzw. nicht mehr nachweisbare Resterkrankung unterhalb einer technischen Erkennungsgrenze
MR
Molekulares Ansprechen (= molecular response (engl.). Es wird ausgedrückt durch die Anzahl der CML-spezifischen Gene im Blut
Vollständige zytogenetische Remission
Vollständige Normalisierung des Blutbilds. Unreife weiße Blutkörperchen sind nicht mehr nachweisbar. Eine möglicherweise zuvor vergrößerte Milz hat ihre Normalgröße wieder erreicht.
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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