Auf einer von der deutschen CLL-Studiengruppe veranstalteten internationalen Tagung im Kloster Irsee (Bayern) wurde kürzlich der aktuelle Stand der Behandlung von
chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) vorgestellt. Mit einer neuen Immun-
Chemotherapie sei es danach heute oftmals möglich, die Krankheit komplett zurückzubilden.
Auf der Konferenz in Irsee wurde der aktuelle Stand der Immun-
Chemotherapie vorgestellt. Michael Hallek vom Klinikum der Universität München verwies hierbei auf Untersuchungen von Michael Keating vom M.D. Anderson Cancer Center in Houston, einem der größten Krebsforschungszentren in den USA. In diesen Studien gelang es durch die kombinierte Gabe von Fludarabin, dem Präparat Cyclophosphamid und dem
Antikörper Rituximab, bei 60% der Patienten eine komplette Rückbildung der CLL zu erreichen. "Bei vielen der so behandelten Patienten lassen sich zwei bis drei Monate nach der Therapie keine Leukämiezellen mehr nachweisen", sagt Hallek.
Auch die Kombination von Fludarabin mit dem
Antikörper Alemtuzumab hätte sich bei Patienten, bei denen die bisher üblichen Therapien versagt hätten, ausgesprochen erfolgreich gezeigt. Selbst mit empfindlichen molekularbiologischen Methoden waren bei einigen dieser Patienten nach der Behandlung keine Krankheitsanzeichen mehr nachweisbar. Damit könnte die Immun-
Chemotherapie ähnlich wirksam sein wie die
Knochenmarktransplantation, die laut Hallek nachweislich die bisher einzige Methode mit Aussicht auf eine dauerhafte Heilung sei, aber auch wegen ihrer gravierenden Nebenwirkungen nur bei belastbaren Menschen unter 60 Jahren sei.
Neben der
Knochenmarktransplantation wurde zur Behandlung der CLL bisher jahrzehntelang das Medikament Chlorambucil eingesetzt. Das Medikament konnte die Erkrankung zwar meist für ein paar Monate oder Jahre unter Kontrolle halten, aber nicht beseitigen. Nach Einführung von Fludarabin Mitte der 90er Jahre konnten häufiger länger andauernde Behandlungserfolge erzielt werden.
Bisher sei jedoch unklar, welche der neuen Immun-
Chemotherapien für welchen Patienten geignet ist und ob damit langfristig Chancen auf Heilung bestehen. Zwar gebe eine Untersuchung aus England, die zeige, dass von sieben immun-chemotherapeutisch behandelten Patienten lediglich einer nach zwei Jahren rückfällig wurde, so Hallek. "Dennoch müssen wir untersuchen, ob die Behandlung die Leukämiezellen auf molekularer Ebene vollständig ausmerzt und damit die Überlebenszeit der Patienten verlängert werden kann". Hallek appelliert daher an alle Ärzte, CLL-Patienten entsprechend der neuen Erkenntnisse auch im Hinblick auf die Risikoabschätzung zu therapieren - nur so könne rasch geklärt werden, welche Behandlung für wen optimal sei.
Mit der Risikoabschätzung bei CLL-Patienten beschäftigt sich Professor Hartmut Döhner, Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Ulm. Nach seinen Angaben haben sich die Methoden zur Errechnung eines
Prognose-Scores deutlich verbessert, mit dem diejenigen Patienten identifiziert werden können, bei denen das Risiko hoch ist, dass sie ohne Behandlung an den Folgen der CLL mit Beeinträchtigungen leben müssen oder gar sterben. Der Risikoeinschätzung basiert hierbei auf der Feststellung bestimmter genetischer Veränderungen in den Leukämiezellen und der Erhöhung spezifischer Serumwerte.
Diese Erkenntnisse könnten für die Wahl einer "risikogesteuerte Therapie" wichtig sein. Noch vor fünf Jahren habe man Patienten in einem frühen Krankheitsstadium überhaupt nicht behandelt. Würde man heute bei einem 45-jährigen Patienten nach der Diagnose CLL erhöhte Risikoparameter feststellen, könne man sofort beispielsweise mit einer Immun-
Chemotherapie beginnen, um die Erkrankung von Anfang an zurückzudrängen. Bei einem körperlich fitten 65-Jährigen hingegen, bei dem man sehr niedrige Risikoparameter ermitteln würde, könnte man davon ausgehen, dass dessen Lebensqualität durch die Krankheit nicht wesentlich eingeschränkt werde. Bei ihm könne man auf eine Behandlung gegebenenfalls sogar verzichten.
Quelle:
Yahoo-Newsticker vom 4.10.2002.
Knochenmarktransplantation
Bei der Knochenmarktransplantation werden einem Empfänger CD34-positive hämatopoetische Stammzellen, entweder eines Spenders (allogen) oder seine eigenen, zuvor entnommenen (autolog), transplantiert.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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