Die CLL zeichnet sich durch einen sehr variablen klinischen Verlauf aus. Patienten mit aggressivem Krankheitsverlauf und genetischen Hochrisikomerkmalen haben eine deutlich limitierte Lebenserwartung. Die
allogene Blutstammzelltransplantation stellt die einzige potenziell
kurative Therapieoption dar. In den letzten Jahren haben sich bedeutende Fortschritte auf dem Gebiet der
allogenen Stammzelltransplantation bei der CLL ergeben. Durch dosisreduzierte Konditionierungsverfahren konnte die Verträglichkeit erheblich verbessert werden. Wesentlich für die langfristige Elimination der Leukämiezellen scheinen bei dieser Behandlungsstrategie immunologische Transplantat-gegen-Leukämie-Effekte zu sein. So kann eine anhaltende molekulare
Remission bei etwa jedem zweiten Patienten erreicht werden. Langfristig könnten diese Behandlungserfolge einen Paradigmen-Wechsel in der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittener CLL bewirken, so ein Artikel im Ärzteblatt.
Die
chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Leukämieform des Erwachsenenalters. Über alle Altersgruppen hinweg beträgt die
Inzidenz an Neuerkrankungen bezogen auf 100 000 Einwohner 5,9 für Männer und 3 für Frauen (
kompetenznetz-leukaemie.de). In Deutschland erkranken jährlich circa 1.100 Patienten unter 65 Jahren neu an einer CLL.
Die Krankheit zeichnet sich durch einen hochgradig variablen Verlauf aus: Der Großteil der Patienten weist einen indolenten Verlauf mit nur langsamer Zunahme der Tumormasse auf.
Symptome wie störende Lymphknotenvergrößerungen,
Splenomegalie oder Beeinträchtigung der Knochenmarksfunktion treten erst spät oder überhaupt nicht auf. Sie können gegebenenfalls durch eine
palliative Chemotherapie langfristig kontrolliert werden, sodass die Lebenserwartung unter Umständen kaum vermindert ist. Etwa jeder fünfte Patient hat jedoch eine wesentlich raschere Krankheitsdynamik mit einer medianen Lebenserwartung von nur wenigen Jahren.
In jüngerer Zeit ist es gelungen, diese aggressiven Verlaufsformen, die morphologisch von der indolenten CLL nicht zu unterscheiden sind, anhand genetischer und biologischer Charakteristika zu definieren (Tabelle 1). Die wichtigsten Marker sind das Fehlen somatischer
Mutationen des variablen Abschnitts des Immunglobulinschwerketten-
Gens (VH-
Gen), die damit korrelierte Überexpression der ZAP70-Kinase in den Tumorzellen, sowie definierte rekurrente genomische Aberrationen wie die Deletionen 11q22-23 beziehungsweise 17p13.
Patienten, deren leukämischer
Klon eines oder mehrere dieser Merkmale aufweist, werden in der Regel rasch behandlungsbedürftig und profitieren häufig nicht oder nur relativ kurzfristig von konventionellen Therapien. Die Betroffenen müssen mit einer medianen Lebenserwartung von deutlich weniger als zehn Jahren – bei unmutiertem VH, bei ZAP70-Überexpression oder bei
Deletion 11q22-23 – beziehungsweise weniger als drei Jahren – bei
Deletion 17p13 – rechnen (1–3). Darüber hinaus sind die klinische Dynamik der Erkrankung und ihr Ansprechen auf Standardtherapeutika prognostisch sehr bedeutsam. So haben beispielsweise Patienten mit einer behandlungspflichtigen CLL, die nicht auf das Nukleosidanalogon Fludarabin anspricht, eine mediane Lebenserwartung von circa einem Jahr (4).
Die Etablierung evidenzbasierter, risiko- und altersadaptierter Therapiestrategien auf der Basis dieser prognostischen Faktoren stellt derzeit die Hauptaufgabe der klinischen Forschung dar (5). Grundlage der Behandlung der CLL war jahrzehntelang das Chlorambucil, mit dem bei 40 bis 70 Prozent der Patienten ein Ansprechen – häufig als partielle oder selten als komplette
Remission – erreicht werden kann. In den vergangenen Jahren sind die therapeutischen Möglichkeiten bei der CLL allerdings durch eine Reihe neuer Optionen erheblich erweitert worden. Hierzu gehören vor allem Purinanaloga wie Fludarabin und 2-Chlordesoxyadenosin,
monoklonale Antikörper wie Alemtuzumab und Rituximab sowie dosisintensive Verfahren bis hin zur
myeloablativen Therapie mit
autologer Stammzelltransplantation (SCT). Obwohl diese Modalitäten durch eine teilweise deutliche Verbesserung von
Ansprechraten und Remissionsdauer gekennzeichnet sind, ist bisher eine Verlängerung des Gesamtüberlebens oder gar ein
kurativer Effekt nicht gesichert. Für jüngere Patienten mit aggressiver CLL ergibt sich hieraus die Notwendigkeit zur Entwicklung noch effektiverer Therapieverfahren, die geeignet sind, eine langfristige Kontrolle beziehungsweise eine Kuration der Erkrankung zu ermöglichen.
Die bisher einzige Behandlungsmethode mit dokumentiertem
kurativen Potenzial bei der CLL ist die
allogene Stammzelltransplantation (
allo-SCT). Aufgrund ihrer ausgeprägten
Toxizität kam sie in der Vergangenheit nur für wenige Patienten infrage. Methodische Verbesserungen haben in jüngster Zeit jedoch zu einer wesentlichen Steigerung der Verträglichkeit geführt, sodass die
allo-SCT für jüngere Patienten mit aggressiver CLL neue Perspektiven eröffnen könnte. Im Folgenden wird auf der Grundlage neuerer Entwicklungen in diesem Bereich der Stellenwert der
allo-SCT innerhalb des therapeutischen Spektrums bei Patienten mit CLL definiert.
Frühere ErgebnisseEinzelne junge Patienten mit fortgeschrittener oder chemotherapierefraktärer Erkrankung wurden in den 1990er-Jahren in verschiedenen Zentren weltweit
allogen transplantiert. Verfolgt wurde damals einheitlich die Strategie einer maximal dosierten Radio-
Chemotherapie oder alleinigen
Chemotherapie zur kompletten Elimination der Leukämiezellen und der verbleibenden gesunden Blutbildung des Patienten. Die Stammzellübertragung erfolgte vorrangig zur Rekonstitution der
Hämatopoese.
Die Ergebnisse der
allo-SCT mit Hochdosis-Radio-
Chemotherapie als Konditionierung waren zunächst enttäuschend, insbesondere aufgrund der schweren therapiebedingten Komplikationen, an denen bis zu 50 Prozent der Patienten starben (6–9). Diese Berichte ließen aber bereits erkennen, dass durch die
allo-SCT langfristige Remissionen erreicht werden konnten und Rezidive später als fünf Jahre nach
Transplantation nur selten auftraten (8, 10, 11) (Tabelle 2).
Bedeutung des Graft-versus-Leukämie-EffektsBei einzelnen Patienten wurde damals beobachtet, dass im Rahmen von Transplantat-gegen-Wirt-Reaktionen (
GVHD, "graft versus host disease") auch bei
refraktären Erkrankungsformen der CLL eine
Remission erreicht werden konnte (12). Dies wurde als erster Hinweis auf Transplantat-gegen-Leukämie-Effekte (GVL, "Graft-versus-Leukemia") gewertet. Die mögliche Bedeutung immunologischer Mechanismen für den Erfolg der
allo-SCT wurde durch die Tatsache unterstrichen, dass nach
allogener Transplantation auf längere Sicht ein Rückfall der CLL nur selten vorkommt, wohingegen der Verlauf nach Hochdosistherapie mit
autologem Stammzellersatz durch kontinuierliches Auftreten von Rezidiven gekennzeichnet war (13). Schließlich wiesen auch molekulargenetische Untersuchungen zur
Kinetik der
minimalen Resterkrankung nach
Transplantation auf das immuntherapeutische Potenzial der
allo-SCT bei der CLL hin. Diese Ergebnisse bewirkten, dass die
allo-SCT heute als etablierte Behandlungsoption für geeignete Patienten mit Hochrisiko-CLL angesehen wird (14).
InnovationenDie Beobachtung, dass der GVL-Effekt bei verschiedenen hämatologischen
Neoplasien ausschlaggebend für den Erfolg der
allo-SCT zu sein scheint, führte innerhalb der letzten Jahre zur Entwicklung verträglicherer Konditionierungsverfahren. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass die Intensität des Konditionierungsregimes zwar eine ausreichende Immunsuppression gewährleistet, damit das lymphohämatopoetische System des Stammzellspenders anwächst, aber nicht notwendigerweise eine relevante
zytotoxische Wirkung auf den Tumor selbst ausgeübt wird. Dementsprechend können die
akuten toxischen Begleiterscheinungen im Vergleich zur klassischen Konditionierung mittels Hochdosistherapie sehr gering gehalten werden. Diese so genannten dosisreduzierten Verfahren haben wesentlich dazu beigetragen, dass heute auch ältere beziehungsweise komorbide Patienten mit einem guten Allgemeinzustand für eine
allo-SCT infrage kommen (15).
Ein weiterer wesentlicher Faktor, der in den letzten Jahren zu besseren Behandlungsergebnissen der
allogenen Stammzelltransplantation geführt hat, ist die deutlich optimierte Spenderverfügbarkeit. Aufgrund kontinuierlichen Engagements der Spenderregister ist im letzten Jahrzehnt die Zahl verfügbarer unverwandter Stammzellspender enorm gewachsen. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, einen Spender zu finden, auf mittlerweile 80 Prozent gestiegen (
zkrd.de). Darüber hinaus konnte die Spenderauswahl durch hoch auflösende Methoden für die
HLA-Typisierung (HLA, "human leukocyte
antigen")und neue Erkenntnisse über für Abstoßungsreaktionen relevante Gewebsantigene entscheidend verbessert werden. Die Transplantationsergebnisse von Patienten mit verwandten und unverwandten Spendern haben sich deshalb in den letzten Jahren angeglichen (16). Einen bedeutenden Anteil an besseren Behandlungsresultaten hat ferner die optimierte Supportivtherapie, insbesondere die Entwicklung neuer potenter Immunsuppressiva, Antimykotika und Virustatika. In der Summe haben diese Errungenschaften dazu geführt, dass heute wesentlich sicherer
allogen transplantiert werden kann.
Auswirkungen für die PatientenDie skizzierten Entwicklungen hatten erheblichen Einfluss auf die Behandlung von Patienten mit CLL mittels
allo-SCT. Durch die Verschiebung der Altersgrenzen für die
allogene Stammzelltransplantation kommt heute ein signifikanter Anteil von Patienten mit aggressiver CLL für derartige Maßnahmen grundsätzlich infrage. Außerdem sind vorausgegangene schwere Infektionen, wie sie insbesondere in Form von Pneumonien für Patienten mit fortgeschrittener CLL typisch sind, nicht mehr als
Kontraindikation zu betrachten.
Gegenwärtiger StandSeit Ende der 1990er-Jahre werden dosisreduzierte Konditionierungsverfahren zur
allogenen Stammzelltransplantation auch bei Patienten mit CLL untersucht. Die beiden weltweit größten
prospektiven Serien dazu stammen aus dem deutschsprachigen Raum: die Untersuchungen der Deutschen Kooperativen Transplantationsstudiengruppe beziehungsweise der Deutschen CLL-Studiengruppe. Beide nichtkontrollierte Studien signalisieren, dass es ähnlich wie nach
myeloablativer SCT auch nach dosisreduzierter
allo-SCT auf längere Sicht zu einer wesentlich geringeren
Inzidenz von Rezidiven kommt im historischen Vergleich zu allen anderen Therapieverfahren (Tabelle 3).
Beleg für die besondere Bedeutung des GVL-Effektes ist nicht nur die Beobachtung anhaltender kompletter Remissionen auch bei zytostatikarefraktären Leukämien und solchen mit unmutiertem VH-Status (17, 18), sondern auch die besondere
Kinetik der Leukämie-Clearance (Abbildung und Grafik 1). Bei einzelnen Patienten kann man die Elimination der Leukämiezellen über einen Zeitraum von Monaten quasi wie in Zeitlupe beobachten. Ermöglicht wird dies durch spezifische, hoch sensitive quantitative Nachweisverfahren von minimaler Resterkrankung (MRD) in Blut und
Knochenmark. Hierzu eignen sich vor allem die klonspezifische Polymerasekettenreaktion des Immunglobulin-Schwerkettengens (IgH-
PCR) sowie die 4-Farben-
Durchflusszytometrie (19). Mit diesen Verfahren lassen sich residuale CLL-Zellen bis zu einem Niveau von 1 in 100 000 beziehungsweise 1 in 10 000 sicher nachweisen und quantifizieren.
Die auf diese Weise gemessenen Kinetiken der Resterkrankung nach
allogener Transplantation mit dosisreduzierter Konditionierung zeigen, dass bei mehr als der Hälfte der untersuchten Patienten komplette Remissionen erzielt werden können, bei denen mittels
PCR eine minimale Resterkrankung nicht mehr nachweisbar ist. Das verzögerte Auftreten des klinischen und molekularen Ansprechens und der enge zeitliche Zusammenhang zwischen dem Verschwinden von residualer Erkrankung und immunrelevanten Ereignissen wie Absetzen der Immunsuppression, Spender-
Lymphozyten-Infusionen oder dem Auftreten einer chronischen
GVHD deuten auf GVL-Effekte als entscheidenden Faktor für die Elimination der Tumorzellen hin. Demgegenüber scheint der Beitrag des Konditionierungsregimes nur sehr begrenzt zu sein (Grafik 1). Ein derartiger kontinuierlicher und anhaltender Abfall des MRD-Niveaus auf Werte unterhalb der Nachweisbarkeitsgrenze kann nur nach
allogener SCT mit konventioneller oder reduzierter Konditionierung, nicht aber nach
autologer SCT mit
myeloablativer Hochdosistherapie beobachtet werden (18). Das unterstreicht erneut die Relevanz und Wirksamkeit des GVL-Effektes zur langfristigen
Krankheitskontrolle bei der CLLDer Einsatz dosisreduzierter Konditionierungsverfahren bei der CLL ist mit einer vergleichsweise geringen therapiebedingten
Mortalität assoziiert. Während die
Mortalität nach
myeloablativer allogener Knochenmarktransplantation (
KMT) auch bei relativ jungen Patienten mit Familienspender bis zu 50 Prozent betrug, liegt sie nach dosisreduzierter Konditionierung in dieser Patientengruppe teilweise deutlich niedriger (Tabelle 3) (17, 20, 21). Eine vergleichende
retrospektive Analyse bestätigte eine Reduktion der therapieassoziierten
Mortalität nach dosisreduzierter im Vergleich zu
myeloablativer Konditionierung um mehr als die Hälfte (20). Interessanterweise war in der gleichen Studie die dosisreduzierte Konditionierung mit einem höheren Rezidivrisiko verbunden. Inwieweit es sich hierbei tatsächlich um einen Effekt des Konditionierungsregimes oder eher um ein Problem der Patientenauswahl handelt, müssen die derzeit laufenden
prospektiven Studien zeigen.
Aufgrund der verringerten therapiebedingten
Mortalität nach dosisreduzierter Konditionierung konnte die Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich verbessert werden. So beträgt in der Studie der Deutschen Kooperativen Transplantationsstudiengruppe das 4-Jahres-Gesamtüberleben 69 Prozent (95-Prozent-Konfidenzintervall 52–86) und das progressionsfreie Überleben 50 Prozent (95-Prozent-Konfidenzintervall 29–71; mediane Nachbeobachtungsdauer 4 Jahre) (Grafik 2).
Die Ergebnisse der CLL3X-Studie der Deutschen CLL-Studiengruppe mit einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 19 Monaten sind vergleichbar: 2-Jahres-Gesamtüberleben 82 Prozent (95-Prozent-Konfidenzintervall 68– 95); progressionsfreies Überleben 76 Prozent (95-Prozent-Konfidenzintervall 63–87). Diese Zahlen unterstreichen eindrucksvoll das therapeutische Potenzial der
allo-SCT, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass in beiden Studien überwiegend Patienten mit weit fortgeschrittenen Krankheitsverläufen behandelt wurden, bei denen durch
Chemotherapie- oder antikörperbasierte Therapieverfahren keine längerfristige Krankheitskontrolle mehr erwartet werden konnte.
IndikationEine
allo-SCT sollte unter Berücksichtigung der vorliegenden Daten bei Patienten mit einem Alter von bis zu 65 Jahren erwogen werden, die in einem guten Allgemeinzustand sind (Karnofsky-Index > 70 Prozent) und die sichere Kriterien für einen aggressiven Krankheitsverlauf aufweisen. Hochrisikomerkmale sind:
- fehlendes oder nur kurzfristiges Ansprechen (kleiner 12 Monate) auf Purinanaloga-haltige Chemotherapie
- Erkrankungsrezidiv innerhalb von 24 Monaten nach Purinanaloga-haltiger Kombinations-Chemotherapie oder einer vergleichbar intensiven Therapie (beispielsweise einer Hochdosistherapie mit autologer Stammzellrückgabe) in Verbindung mit einem ungünstigen biologischen Risikoprofil (unmutiertes Ig(VH)-Gen, hohe Expression von ZAP70, Deletion 11q22 oder p53-Mutation/Deletion)
- Patienten mit therapiebedürftiger Erkrankung und einer p53-Mutation/Deletion.
Auch wenn zur optimalen Konditionierung derzeit noch keine definitiven Erkenntnisse vorliegen, sollte angesichts der deutlich überlegenen Toxizitätsdaten eine dosisreduzierte Konditionierung einer
myeloablativen Konditionierung vorgezogen werden. Die aktuelle Datenlage rechtfertigt den Einsatz HLA-identischer unverwandter Spender, wenn keine passenden Familienspender zur Verfügung stehen. Falls möglich, sollte die
allo-SCT im Rahmen eines klinischen Prüfprotokolls durchgeführt werden (Einzelheiten siehe
dcllsg.de und
dag-kbt.de).
PerspektivenAuch wenn die Datenlage noch ergänzt werden muss, besteht kein Zweifel daran, dass die
allo-SCT im Gegensatz zu allen anderen derzeit verfügbaren Behandlungsoptionen geeignet ist, aggressive Verlaufsformen der CLL langfristig zu kontrollieren. Dies schließt auch Patienten mit
refraktärer oder instabiler Krankheitssituation ein. Grundlage der überlegenen Wirksamkeit der
allo-SCT sind immuntherapeutische Mechanismen im Sinne eines Transplant-gegen-Leukämie-Effektes.
Ziel der laufenden und in Planung befindlichen
prospektiven Studien ist es, Spenderauswahl, Konditionierungsintensität und Immuninterventionen im Hinblick auf ein möglichst günstiges Verhältnis von
Toxizität und Wirksamkeit zu optimieren, unter Berücksichtigung des individuellen Risikoprofils des Patienten.
Die vorliegende Arbeit wurde von der Deutschen José Carreras Leukämiestiftung gefördert (DJCLS R 03/01 und DJCLS R-18) und vom Kompetenznetz „
Akute und
chronische Leukämien“ unterstützt. Die Autoren danken Hartmut Döhner, Michael Hallek, Michael Kneba, Norbert Schmitz und Wolfgang Siegert für die kritische Diskussion des Manuskripts.
Manuskript eingereicht: 18. 4. 2005, revidierte Fassung angnommen: 7. 9. 2005
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
Anschrift des Verfassers:Dr. med. Johannes Schetelig
Medizinische KIinik und Poliklinik I
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
E-Mail:
Quelle: Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 20 vom 19.05.2006, Seite A-1372 / B-1166 / C-1122 (PDF)
allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Transplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation, die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
Knochenmarktransplantation
Bei der Knochenmarktransplantation werden einem Empfänger CD34-positive hämatopoetische Stammzellen, entweder eines Spenders (allogen) oder seine eigenen, zuvor entnommenen (autolog), transplantiert.
Durchflusszytometrie
Methode zur automatisierten Untersuchung von Zellkulturen, z.B. Blut oder Knochenmark, mithilfe von Laserlicht
Kontraindikation
Gegenanzeige; Umstand, der die Anwendung eines Heilmittels oder eines diagnostischen/therapeutischen Verfahrens verbietet
immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
HLA-Typisierung
Die HLA-Antigene werden in der Regel auf den weißen Blutzellen, bei organspendern auch auf Zellen bestimmt, die aus Lymphknoten oder aus der Milz bestimmt werden.
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Splenomegalie
Milzvergrößerung (splen = die Milz, megas = groß, riesig), bei Krankheiten, die mit dem Immunsystem in Beziehung stehen, wie z.B. bei
den Leukämien, ist die Vergrößerung der Milz oftmals zu beobachten. Bei Vorliegen einer Vergrößerung kann ein geübter Arzt die Milz ertasten. In Befunden bei Leukämie steht daher oft Splenomegalie palpabel, d.h. eine vergrößerte Milz ist durch Tasten an der Körperoberfläche fühlbar.
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
myeloablativ
stammzellzerstörend bzw. das blutbildende System zerstörend
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Lymphknoten
Kleine, etwa bohnenförmige Organe, die im ganzen Körper entlang der Lymphbahnen angeordnet sind. Sie beherbergen weiße Blutkörperchen (besonders Lymphozyten) mit wichtigen Abwehrfunktionen und dienen als Filter für Bakterien und auch für Krebszellen.
zytotoxisch
zellgiftig, zellschädigend
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
Indikation
Begründung der Verordnung eines bestimmten diagnostischen oder therapeutischen Verfahrens in einem bestimmten Krankheitsfall
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
prospektiv
Im Gegensatz zu retrospektiv wird ein Problem vom Beginn der Untersuchung an zeitlich gesehen nach vorn betrachtet/beobachtet. Prospektive Studien sind eine Form von epidemiologischen Studien.
Aberration
Anomalie bzw. Veränderung
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Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
palliativ
Therapie zur Linderung von Symptomen oder zur Verhütung von Komplikationen bei unheilbaren Krebserkrankungen
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Neoplasie
Neubildung von Körpergewebe. Damit kann sowohl die physiologische Regeneration eines Gewebes gemeint sein, als auch die autonome, pathologische Gewebevermehrung eines Tumors. Klinisch wird "Neoplasie" am häufigsten als Gattungsbezeichnung für maligne Tumoren verwendet.
Deletion
Chromosomenmutation, bei der ein Teil eines Chromosoms fehlt, d.h.
Verlust von genetischem Material. Nomenklatur: beispielsweise bedeutet del(22)(q11) einen Verlust des Bandes q11 auf dem Chromosom 22.
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Inzidenz
Die Anzahl Personen, die innerhalb eines Jahres neu an einem bestimmten Leiden erkranken (lt. Epidemiologie)
indolent
nicht schmerzhaft
autolog
körpereigen, vom Patienten selbst stammend, z.B. Eigenspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
kurativ
heilend, auf Heilung ausgerichtet, Gegensatz zu palliativ
Antigen
Molekül, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, Molekül, das von einem Antikörper erkannt wird, z.B. auf der Oberfläche von Zellen
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Kinetik
Bewegung oder Geschwindigkeit biologischer Prozesse
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Port
Zuführendes System, meist eine unter die Haut eingepflanzte Kunststoffkammer mit Venenkatheter, um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu ermöglichen.
GVHD
Andere Bezeichnungen: Graft-versus-Host-Disease; Bedeutung: Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction: Untersuchungsverfahren zur schnellen Vervielfältigung (Amplifikation) bestimmter Abschnitte der RNA oder DNA.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
BID
zweimal täglich (lat. BID = bis in die)
GUS
ß-Glucuronidase ist ein Enzym
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
MR
Molekulares Ansprechen (= molecular response (engl.). Es wird ausgedrückt durch die Anzahl der CML-spezifischen Gene im Blut
allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Transplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation, die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
Graft-versus-Host-Reaktion
Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion ist die immunologische Reaktion von transplantierte Immunzellen (z.B. Knochenmark) gegen den Empfängerorganismus. Diese kann in der Folge einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation auftreten. Am häufigsten äußern sich Symptomean der Haut, Leber, dem Darm oder Auge.
Knochenmarktransplantation
Bei der Knochenmarktransplantation werden einem Empfänger CD34-positive hämatopoetische Stammzellen, entweder eines Spenders (allogen) oder seine eigenen, zuvor entnommenen (autolog), transplantiert.
Minimale Resterkrankung
Eine Art von tiefer Remission bei CML, bei der BCR-ABL dennoch mittels PCR nachweisbar ist
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Zytostatikum
Medikamente bzw. Zellgifte, die die Zellvermehrung verhindern oder deutlich verzögern. Sie wirken gegen Tumorzellen bzw. sich schnell teilende Zellen ausgeprägter als gegen gesunde bzw. sich langsam teilende Zellen. Diese Art Zellgifte werden üblicherweise im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt.
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
myeloablativ
stammzellzerstörend bzw. das blutbildende System zerstörend
myeloablativ
stammzellzerstörend bzw. das blutbildende System zerstörend
myeloablativ
stammzellzerstörend bzw. das blutbildende System zerstörend
retrospektiv
Studie aus der Hauptgruppe der Beobachtungsstudien und der dortigen Untergruppe der Längsschnittstudien. Hier wird eine Studie dann als retrospektiv bezeichnet, wenn die Datenerhebung schon vor Beginn der Studie stattgefunden hat.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
zytotoxisch
zellgiftig, zellschädigend
exprimieren
Als Genexpression bezeichnet man die Bildung eines von einem Gen kodierten Genprodukts, vor allem von Proteinen oder RNA-Molekülen. Das zugehörige Verb lautet exprimieren.
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
prospektiv
Im Gegensatz zu retrospektiv wird ein Problem vom Beginn der Untersuchung an zeitlich gesehen nach vorn betrachtet/beobachtet. Prospektive Studien sind eine Form von epidemiologischen Studien.
prospektiv
Im Gegensatz zu retrospektiv wird ein Problem vom Beginn der Untersuchung an zeitlich gesehen nach vorn betrachtet/beobachtet. Prospektive Studien sind eine Form von epidemiologischen Studien.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
palliativ
Therapie zur Linderung von Symptomen oder zur Verhütung von Komplikationen bei unheilbaren Krebserkrankungen
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Neoplasie
Neubildung von Körpergewebe. Damit kann sowohl die physiologische Regeneration eines Gewebes gemeint sein, als auch die autonome, pathologische Gewebevermehrung eines Tumors. Klinisch wird "Neoplasie" am häufigsten als Gattungsbezeichnung für maligne Tumoren verwendet.
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
autolog
körpereigen, vom Patienten selbst stammend, z.B. Eigenspende.
autolog
körpereigen, vom Patienten selbst stammend, z.B. Eigenspende.
autolog
körpereigen, vom Patienten selbst stammend, z.B. Eigenspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
kurativ
heilend, auf Heilung ausgerichtet, Gegensatz zu palliativ
kurativ
heilend, auf Heilung ausgerichtet, Gegensatz zu palliativ
kurativ
heilend, auf Heilung ausgerichtet, Gegensatz zu palliativ
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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