Der Patentschutz und die Marktexklusivität für Imatinib ist bereits seit 2013 in 10 EU-Ländern abgelaufen, in Deutschland und den meisten anderen Ländern enden sie im Jahr 2016. In Indien und einigen anderen Ländern sind bereits seit vielen Jahren Arzneimittelkopien verfügbar. Während die Verfügbarkeit günstigerer generischer Präparate aus Budget- und Kostengründen klar zu begrüßen sind, traten in dieser Zeit auch bei Patienten und Ärzten Verunsicherungen zur sicheren Verabreichung patentgeschützter Medikamente, qualitätsgesicherter Generika, Kopien patentgeschützter Medikamente und minderwertiger Präparate auf. Insbesondere auch führte der häufige Wechsel zwischen verschiedenen Generika-Produkten sowie der PCR-Verlaufskontrolle zu Verunsicherung.
Die internationale CML-Patientengemeinschaft hat das Thema daher seit 2013 aufmerksam verfolgt und im Rahmen von Umfragen, Recherchen und Aktivitäten Forderungen zur Qualität der Arzneimittel sowie zum Management von CML-Patienten mit CML-Generika gestellt. Diese fünf Forderungen der Patienten wurden nun dem renommierten wissenschaftlichen Journal "Leukemia" veröffentlicht (LEUKEMIA, doi: 10.1038/leu.2016.220). Zu den Autoren zählen Jan Geissler, Giora Sharf sowie weitere CML-Patientenvertreter aus verschiedenen Teilen der Welt.
Die in Deutschland vertriebenen Generika unterliegen dem strengen Kontrollsystem der Europäischen Arzneimittelagentur EMA sowie der deutschen Arzneimittel-Aufsichtsbehörde BfArM, Qualitätsfragen der Arzneimittel sind daher in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern nicht das Kernthema. Da aber deutsche Patienten nach Ende des Patentschutzes auch in Deutschland je nach Rabattverträgen der Krankenkassen mit Imatinib-Generika von vermutlich zwei Dutzend verschiedenen Herstellern mit verschiedenen Tablettenfarben/formen und Arzneimittelpackungen konfrontiert sein werden, ist es wichtig, dass sich deutschen Patienten dem Thema bewußt sind. Offene Fragen können im Leukämie-Online-CML-Forum diskutiert werden.
Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, bei der es zu einer unkontrollierten Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen kommt. In Deutschland erkranken daran jährlich etwa 1.200 Menschen. Die Krankheitsursache liegt in einer Veränderung des Erbmaterials, die dazu führt, dass ein natürlicherweise nicht vorkommendes Protein gebildet wird: BCR-ABL. Dieses Enzym beeinflusst weitere Proteine und stört damit die Signalwege, die den natürlichen Tod der Zellen, ihren Lebenszyklus sowie ihr Wanderungsverhalten steuern. So erhalten die veränderten Blutzellen einen dauerhaften Wachstumsstimulus und können in ihrer Überzahl zu Blutgerinnseln oder Gefäßverschlüssen führen. Wissenschaftlern um Dr. Jochen Frietsch vom Universitätsklinikum Jena und Prof. Dr. Elke Butt vom Universitätsklinikum Würzburg ist es vor kurzem gelungen, mit LASP1 ein weiteres Protein zu identifizieren, das bei CML verstärkt produziert wird.
Die meisten Berichte zur Behandlung der chronisch-myeloischen Leukämie (CML) mit Tyrosinkinasehemmern (TKI) fokussieren sich auf die Wirksamkeit, insbesondere auf molekulares Ansprechen und das Behandlungsergebnis. Im Gegensatz dazu werden Nebenwirkungen oft als selten, unbedeutend, erträglich und beherrschbar beschrieben, aber sie werden zunehmend bedeutend, weil die Behandlung möglicherweise lebenslänglich ist und eine Vielzahl von TKI verfügbar sind. Aus diesem Grund präsentiert das European LeukemiaNet-Expertenpanel für die Behandlung der CML eine erschöpfende und kritische Zusammenfassung von Nebenwirkungen, die während der Behandlung der CML auftreten, um bei deren Verständnis, Behandlung und Vermeidung zu helfen. Es gibt fünf wesentliche Schlussfolgerungen.
Insgesamt hat Imatinib ein gutes Langzeit-Sicherheitsprofil gezeigt, obwohl neuere Befunde auf eine Unterschätzung der Schwere der Symptome durch die Ärzte hindeuten. Die TKI der zweiten und dritten Generation haben höhere Ansprechraten gezeigt, sie haben aber auch zu unerwarteten Problemen geführt,von denen einige irreversibel sein könnten. Die Autoren hoffen, dass diese Empfehlungen dabei helfen, die Nebenwirkungen zu minimieren und glauben, dass eine optimale Beherrschung der Nebenwirkung mit besserer Therapietreue belohnt wird und so zu besseren Behandlungsergebnissen führt, zusammen mit einer besseren Lebensqualität.
Die europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat sich für die Zulassung einer Gentherapie ausgesprochen, die T-Zellen vor einer haploidentischen Stammzelltherapie im Labor mit einem Suizid-Gen ausstattet, um später eine Graft-Versus-Host-Reaktion durch die Gabe eines Medikaments stoppen zu können.
Heute wollen wir auf eine interessante Befragung aufmerksam machen. An der Uniklinik Leipzig soll ein Fragebogen für junge ehemalige Krebspatienten entwickelt werden, der die Bedürfnisse und die Lebensqualität junger Erwachsener noch Jahre nach überstandener Erkrankung erfasst. Dies ermöglicht das Bereithalten altersgerechter Unterstützungsangebote. Dazu gibt es eine Online-Befragung. Den Link zu der Befragung und weitere Infos zur Studie findet ihr auf der Projekthomepage http://www.noch-mehr-leben.de/. Die Studie des Universitätsklinikums Leipzig wird zum Teil von der José Carreras Leukämie-Stiftung gefördert.