lebenslange Glivec-Einnahme nach SZT??!!

Knochenmarks- und Blutstammzelltransplantation: Austausch von Erfahrungen über Transplantation, Nebenwirkungen, Stammzellspende

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unknown

Beitrag von unknown » 13.06.2008, 15:35

Hallo Jan, Hallo Leser,

wir sind nun "schon" bei Tag 3 angelangt. Die SZT verlief unspektakulär. Momentan sind die Werte am Fallen und der CRP am Steigen, aber das ist ja normal. Soweit also alles im grünen Bereich.

Über die Dauer-Glivec-Einnahme weiß ich nun auch Neues. Es handelt sich um eine Studie, bei der die eine Hälfte der Patienten Glivec ein Jahr einnimmt, die andere Hälfte nicht (wird ausgelost). Beinhaltet ist eine engmaschige Überwachung mit KMP alle 6 Wochen. Bei den Nicht-Glivec-Einnehmern würde sofort bei Auftauchen eines Rezidivs auch Glivec gegeben. Ein anderer Tyrosinkasehemmer ist nicht möglich.

Der Oberarzt antwortete mir auf Nachfrage des Rezidivrisikos an sich, dass jeder Dritte wieder erkrankt. Insofern sind wir gewillt, das zu machen.

Gibt es hier Meinungen dazu?

Viele Grüße
Bettina

jan
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Beitrag von jan » 07.06.2008, 11:17

Hallo Bettina,

Danke für Deine Nachricht. Gerade aus dem Grund, dass die ALL eine viel aggressivere Erkrankung ist (ähnlich einer weit fortgeschrittenen, akut gewordenen CML), kann man das mit meinen CML-Sachen schwer vergleichen, und dosisreduzierte SZT kommt bei ALL vermutlich gar nicht in Frage...

Eure Ärzte haben sicherlich die pro's und con's des Einsatzes von Glivec angesichts der bei Deinem Mann vorliegenden Nebenwirkungen gut bedacht -- und der Ansatz, die Restleukämie möglichst von allen Seiten anzugehen, macht ja sicher Sinn. Vielleicht kann Dein Mann später auch auf Dasatinib oder Nilotinib umsteigen, um die Nebenwirkungen zu umgehen - oder bei effektiver SZT mit kräftiger GvL und vielleicht auch DLIs irgendwann ganz auf Medikation verzichten.

Ich drücke auf jeden Fall ganz, ganz fest die Daumen. Lass uns wissen, wie es läuft, wenn Du magst.

Viele Grüße
Jan

[addsig]

unknown

Beitrag von unknown » 07.06.2008, 10:58

Vielen Dank für eure Antworten, sehr informativ.

Mein Mann bekommt aber eine ganz normale SZT und eine normale Konditionierung nach GMALL 07/2003
hat bereits sechs ZNS-Bestrahlungen, 3 Tage zweimal täglich TBI und heute Hochdosischemo (Etoposid) hinter sich.

Auf meine Nachfrage sprach der Arzt auch ausdrücklich von einer lebenslangen Einnahme. Ein Jahr klingt da schon besser. Im Aufklärungsgespräch erwähnte er auch, dass er eventuell Spenderlymphozyten nachfordern wolle. Das würde für deine Variante sprechen, Jan. Wobei unser Spender bisher sehr problematisch war. Er sitzt in USA und wurde ganz kurz vor SZT plötzlich zurückgezogen. SZT wurde dann verschoben und ist jetzt auf Dienstag terminiert, wir hoffen, dass alles klappt.

Viele Grüße
Bettina

jan
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Beitrag von jan » 07.06.2008, 10:38

Hallo Bettina

man hört davon immer mal wieder. In der CML wird diese Methode beispielsweise von Ärzten wie Dr. Olavarria vom Hammersmith dazu eingesetzt, eine dosisreduzierte Konditionierung durchzuführen und mit dem zusätzlichen Glivec die Restleukämie - gemeinsam mit dem GvL-Effekt des Transplantats und von später hinzugegebenen Spenderlymphozyten - effektiv zu beseitigen. Die Ergebnisse sind bisher vielversprechend - ich habe bisher von einer CML-Studie am Hammersmith gelesen, in der Glivec ab Tag 35 nach der SZT für ein Jahr lang gegeben wurde und dann, nachdem die Spenderzellen richtig angewachsen waren, Spenderlymphozyten (DLIs) gegeben wurden. Die Theorie dahinter ist: Glivec verzögert einen möglichen Rückfall in der direkten Zeit nach der Transplantation und gibt den neuen Spenderzellen Zeit, sich richtig niederzulassen - und wenn es kräftig genug ist, gibt man der Restleukämie mit Spenderlymphozyten den Rest.

Dies ist alles CML und dosisreduzierte Konditionierung, und noch dazu noch recht experimentell, insofern kann man das nur sehr begrenzt auf die Ph+ALL übertragen, die ja deutlich aggressiver ist. Aber insgesamt ist das ein vielversprechendes Konzept, die Erfolgsrate der SZT zu erhöhen und gleichzeitig vielleicht nicht gleich zum Zeitpunkt der SZT alle Register der Hochdosischemo und Bestrahlung ziehen zu müssen.

Viele Grüße
Jan

Pötzsch
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Beitrag von Pötzsch » 07.06.2008, 09:42


unknown

Beitrag von unknown » 07.06.2008, 00:02

Liebe Mitglieder,

Mein Mann steht kurz vor einer Stammzelltransplantation, aktuell Tag -5, aber der behandelnde Arzt erklärte uns, dass er meinem Mann nach der Transplantation eine weitere Glivec-Einnahme empfehlen würde, da bei einer PH+ALL das Rezidiv-Risiko sehr hoch wäre.

Das hat uns nun doch etwas geschockt, da mein Mann Glivec sehr schlecht verträgt und nur mit sehr starken Antiemetika die Einnahme überhaupt fortsetzen konnte. Außerdem lagerte er Wasser auf der Lunge ein, so dass Glivec zwischendurch abgesetzt werden musste. Außerdem liest man ja immer wieder von Herzproblemen unter Glivec.

Diese Möglichkeit einer Dauereinnahme nach SZT ist wohl etwas ganz Neues. Hat irgendjemand hier schon mal davon gehört?


Viele Grüße
Bettina

_________

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