Wortwahl: Herzliches Beileid oder Aufrichtige Anteilnahme ?

Wie gehe ich mit Leukämie im Alltag um? Wie unterstütze ich als Freund oder Angehöriger? Welche Erfahrungen gibt es bezüglich Rente, Behindertenausweis, Psychotherapie, Kur?

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Wolli

Re: Wortwahl: Herzliches Beileid oder Aufrichtige Anteilnahm

Beitrag von Wolli » 15.08.2015, 18:35

Ich finde es sehr komisch,. dass man immer die Aufrichtigkeit betont. Gibt es so viel "falsches" Beilieid, dass jetzt jeder das aufrichtige Beileid so hervorheben muss?

unknown

Beitrag von unknown » 14.06.2008, 14:37

Hallo, ich finds gut, das wir dieses schwierige Thema mal etwas mehr beleuchtet haben
Auch die verschiedenen Meinungen und Ansichten sind interessant.

Lg Melli

Bille
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Beitrag von Bille » 14.06.2008, 11:39

Hallo, Ihr alle,
mir ist diese diskussion ziemlich unverständlich und tut mir fast weh.
ich finde, etwas ganz Natürliches wird zerredet.
Freud und Leid kommen vom herzen und gehen zum herzen hin.
die Formel "herzl.Beileid" ist also in Ordnung.
Die Schwierigkeit, dies rüberzubringen, liegt glaube ich, nicht auf der sprachlichen,
sondern auf der emotionalen Ebene.
in der schwierigkeit unserer Gsellschaft im Umgang mit dem Tod.
Die wahre Trauerhilfe setzt in der Tat, wie im letzten Beitrag gesagt wurde, nach der
formellen Zeremonie ein.
Viele Grüße Bille

[addsig]

unknown

Beitrag von unknown » 14.06.2008, 01:17

Hallo,

ich würde die Sache ganz genau andersherum sehen und auffädeln!

Gerade WEIL in solcher Situation die richtigen Worte und Handlungen schwer zu treffen, aber leicht zu verfehlen sind oder sogar einem überhaupt nichts Individuelles einfällt, haben alle Kulturen Riten und Formeln ausgebildet. Als solche Formeln können m.E. völlig gleichwertig sowohl die "herz.Ant." wie auch die "aufr. Ant." wie auch "herz.Beil." u.ä. fungieren.
Wem geht es denn wirklich um treffsichere Formulierung, wenn am Sarg zig Leute fixfixfix vorbeiparadieren oder sich zu Hause der schwarzgerandete Postberg häuft???
Es geht vorrangig um die Geste als solche.
Auf die Goldwaage legt man die Formulierungen erst bzw. nur dann, wenn man gerade NICHT mehr in Trauer ist.

Die Gefahr, daß individuell gewählte Formulierungen und Gesten danebengehen ist viel größer als die von traditionellen Riten und Phrasen, die jeder in solcher Situation gewärtig ist. Insbesondere bei ferner stehenden Personen.
Daher würde ich im Zweifelsfalle grundsätzlich eine der gängigen Formulierungen wählen - wie sie mir gerade einfällt oder aus der Feder fließt.
Bei den letzten Trauerfällen in der Familie habe ich das auch genau so erlebt bzw. bin so verfahren.

Nirgendwo sind vorgestanzte Riten und Phrasen so nützlich wie im Trauerfall.

Aus einem gewissen Abstand mag und wird man dann individueller verfahren. Dann aber auch nicht mit einem einzigen Satz, sondern einem ausführlichen Gespräch.

Pascal.

NL
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Beitrag von NL » 13.06.2008, 22:38

Je weniger ich jemanden kenne, desto weniger kann ich einschätzen, ob die angesprochene Person es angemessen oder übertrieben findet. Die in jeder Situation perfekte Wortwahl gibts vermutlich nicht.
Ich habe es in einem anderen Diskussionsfaden etwas knapp ausgedrückt, aber ich meine, was ich schreibe.
Ob es nun nötig ist, Haare wie "herzlich" oder "aufrichtig" zu spalten? Ich denke, dass jeder weiss, was gemeint ist, und da ich kein Politiker bin, wirke ich vielleicht etwas hölzern.
Schönes Wochenende
Niko

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Waldi
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Beitrag von Waldi » 13.06.2008, 21:00

Hallo,
mit "herzlichem Beileid" zu kondolieren ist auch nach meinem sprachlichem Empfinden nicht die erste Wahl. Solange es aber wirklich von Herzen kommt, und nicht nur eine leere Phrase ist, wird bestimmt auch das "herzliche Beileid" akzeptiert werden. Das "aufrichtige Beileid" oder die erwähnte "aufrichtige Anteilnahme" klingt nach meiner Überzeugung aber wesentlich besser. "Es tut mir ja soo leid..." ist eine gute Alternative, wenn es sich um gute Bekannte, Freunde oder Verwandte handelt. Schriftlich bekunde ich übrigens immer meine "tief empfundene Anteilnahme".

Vielleicht hat ja noch jemand bessere Vorschläge zu machen, worüber alle hier bestimmt sehr dankbar wären.

Gruß Waldi

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jan
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Beitrag von jan » 13.06.2008, 16:42

Hallo zusammen,

da ich vermute, dass mein Beitrag in einem anderen Diskussionsverlauf der "Stein des Anstoßes" für diese Diskussion war -- Danke ich Euch sehr dafür, das Thema anzusprechen. Ich muss sagen, dass es mir immer sehr schwer fällt, in dieser Situation die richtigen, verbindlichen und aufrichtigen Worte zu finden. Vielleicht gibt es die richtigen auch nicht, insbesondere, wenn man seinen Gesprächspartner nicht persönlich kennt.

Ich hatte bisher angenommen, dass auch Beileid und Mitgefühl "von Herzen" kommt, daher fand ich den Ausdruck von meinem eigenen Bauchgefühl auch in diesem Fall angemessen. In der Reflektion dieser Diskussion hier verstehe ich aber, dass mancher "herzlich" als rein positiven Ausdruck versteht und daher als seltsam empfinden könnte.

Insofern habe ich wieder etwas gelernt... Danke dafür.

Viele Grüße
Jan

P.S: Die <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.wer-weiss-was.de/theme7/article3039918.html" TARGET="_blank">Diskussion</A><!-- BBCode End --> gibt es auch an anderer Stelle immer wieder, d.h. es gibt wohl keine homogene Sicht - guter Grund, das "herzlich" in dieser Situation zu vermeiden, weil es falsch aufgefaßt werden könnte.
[addsig]

unknown

Beitrag von unknown » 13.06.2008, 16:13

Hallo,
schön, dass es anderen genauso geht.....auch ich tu mich schwer mit dem Wörtchen"herzlich"".Als ich das zum ersten Mal gehört habe, dachte ich, ich höre nicht richtig. Dieses herzlich hat einen zu positiven Beigeschmack wie "herzlichen Glückwunsch"". Ich habs jedenfalls noch nie über die Lipen bekommen und mich dann lieber anders ausgedrückt.

LG
Floppi

alexandra1103
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Beitrag von alexandra1103 » 13.06.2008, 14:38

hallo karin,

also... ich spreche da wohl aus erfahrung... als mein freund im dezember 2007 gestorben ist, haben mir natürlich viele menschen ihr beileid ausdrücken wollen... ich sage dir ganz ehrlich: das ist mehr als genug oft total daneben gegangen..

natürlich weiß man nicht, was man sagen soll... aber wie schon anna-christine schreibt, finde ich eine umarmung oder eine hand auf der schulter sehr hilfreich. das hat mir mehr geholfen, als jeder spruch ("das leben geht weiter"... "kopf hoch"... "mach das beste draus"... "es ist immer für was gut"...) das sind einfach blöde sprüche... und außerdem ist das beste was du sagen kannst "ich weiß einfach nicht, was ich dir sagen soll... es tut mir einfach leid". das ist ehrlich! und damit konnte ich immer am besten umgehen... und es zeigt, dass es den anderen auch nicht leicht fiel/fällt.

liebe grüße alexandra
[addsig]

unknown

Beitrag von unknown » 13.06.2008, 13:21

Hallo Karin,
ich kann mich den Worten von Heide nur anschließen. Es gibt eigendlich nicht die richtigen Worte um seine Anteilnahme auszudrücken. Bei einem Betroffenen , den man persönlich gut kennt, genügt oft ein Händedruck oder eine Umarmung, die alles sagen kann! Auch zu einem viel späteren Zeitpunkt noch, weiß der Hinterbliebene, damit etwas anzufangen.
Ich habe vor einiger Zeit im Internet nach Trauerbeweisen gesucht. Da findet man einiges.
Aber ein stiller Gruß kann bestimmt Anwendung finden.

Anna-Christine

Heide
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Beitrag von Heide » 13.06.2008, 12:11

Hallo Karin,

Du sprichst einen sehr wichtigen und komplizierten Aspekt von Wortwahl an. Als Forenbetreiberin stehe ich oft vor dieser Frage. Aufrichtige Anteilnahme steht gegenüber "unaufrichtiger" Anteilnahme???? Oder wie soll man diesen Zusatz interpretieren?
Mit dem Adjektiv herzlich verbinde ich etwas positives so wie zum Beispiel "Herzlichen Glückwunsch".

Unsere Sprache und Kultur scheint es uns nicht sehr einfach zu machen im Trauerfall Mitgefühl unmissverständlich und ehrlich auszudrücken.

Zudem habe ich festgestellt, dass oftmals den Leuten, die ihr Beileid oder ihre Anteilnahme ausdrücken wollen, einfach die Worte fehlen bzw. es sehr mühsam ist, passende Worte zu finden.

Ich finde jedoch diese Mühe lohnt, weil Worte oftmals die einzigen Gesten sind, die Menschen begleitend helfen können.

Liebe Grüsse
Heide
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unknown

Beitrag von unknown » 13.06.2008, 11:57

Hallo,

Mich beschäftigt oft die Frage, wie man am besten und glaubwürdigsten seine Mitgefühl

ausdrückt, wenn jemand verstorben ist. Macht sich da evtl. noch ein Forumsteilnehmer

Gedanken? Denn mit dem herzlich habe ich so meine Probleme,

Ein stiller Gruss verwende ich ab und zu, Was meint Ihr??

Danke , Karin

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