- Published on 28.07.2010, 15:34
- Von Jan Geissler
Imatinib (Handelsname
Glivec) hat sich zu einer bedeutenden Therapie in der Behandlung von CML entwickelt. Das Medikament hat ein gutes Sicherheitsprofil, aber Tierstudien haben gezeigt, dass es potentiell
teratogen wirkt. Die Einnahme des Medikaments wird während der Schwangerschaft oder bei beabsichtigter Empfängnis nicht empfohlen. Es gibt bisher sehr wenige Berichte über Ergebnisse von Schwangerschaften, die während der
Imatinib-Therapie gezeugt wurden. Ein aktueller Artikel von indischen Autoren berichtet von zwei Schwangerschaften, die während
Imatinib-Therapie gezeugt wurden und bei der die Patientinnen bis zur Entbindung mit der
Imatinib-Einnahme fortfuhren.
Schwangerschaft und Krebs führt zu einer sehr komplexen Situation. Oft kann Behandlung nicht verschoben werden. Wenn
Chemotherapie dringend erforderlich ist, erfordert dies normalerweise den Abbruch der Schwangerschaft. Es wurde früher bereits von vielen erfolgreichen Schwangerschaften bei CML-Patienten berichtet. Jedoch gibt es einen Mangel an Daten bezüglich CML-Patienten, die unter
Imatinib-Therapie schwanger wurden und bei denen es zu einer Geburt kam. Von 24 Schwangerschaften bei CML-Patientinnen ist unter
Imatinib-Therapie berichtet worden. Nur vier von ihnen entbanden; die meisten anderen Patientinnen entschieden sich für therapiebedingte Schwangerschaftsabbrüche. Von diesen vier Patientinnen gebaren drei normale Säuglinge, während ein Säugling eine Hypospadie aufzeigte. Bei drei Patientinnen wurde die
Imatinib-Einnahme gestoppt, nachdem die Schwangerschaft festgestellt wurde. Eine Patientin, bei der es daraufhin zu einem Rückfall mit
Blastenkrise kam, musste die
Imatinib-Therapie fortsetzen und gebar darunter einen gesunden Säugling.
In Tierversuchen wurde festgestellt, dass
Imatinib antiangiogen wirkt. Außerdem wurde festgestellt, dass
Imatinib bei Versuchen mit Ratten bei Dosen über 100 mg pro kg Körpergewicht, aber nicht bei Dosen bis zu 60 mg/kg,
teratogen war. Die beobachteten
teratogenen Wirkungen in Tierstudien waren Enzephalozele, Anenzephalie und reduzierte und fehlende parietale Knochen. Bei weiblichen Ratten konnte auch eine frühe fötale Aufnahme des Wirkstoffs beobachtet werden.
Imatinib wirkt nicht
genotoxisch, aber es wurde nahegelegt, dass es zu einer Verminderung der Spermienanzahl führt. Dies wurde bestätigt, da bei 18 von männlichen
Imatinib-Patienten gezeugten Schwangerschaften von vier normalen Geburten berichtet worden ist. Einige Berichte bestätigen auch, dass
Imatinib die Spermienanzahl beim Mann vermindert.
Schwangerschaft beeinflusst den Verlauf von CML nicht. Jedoch ist die Wirkung der Schwangerschaft auf die Wirksamkeit von
Imatinib nicht bekannt. Weitere Daten werden benötigt, um diese Fragen näher zu untersuchen.
Die Autoren empfehlen weiterhin, dass Frauen im geburtsfähigen Alter, die mit
Imatinib-Therapie begonnen haben, eine wirksame Empfängnisverhütung anwenden sollten. Jedoch lassen die zwei im Forschungsbericht geschilderten Fälle sowie andere Fälle aus der Literatur vermuten, dass sich, wenn eine Patientin versehentlich unter
Imatinib-Therapie schwanger wird, die Schwangerschaft ohne besondere Ereignisse entwickeln könnte. Jedoch müssen diese anscheinend normalen Kinder in Hinblick auf langfristige Nebenwirkungen beobachtet werden.
Hinweis des Übersetzers:
Vorsicht! Dieser Artikel, in Auszügen übersetzt, gibt lediglich die medizinische Beobachtung von Einzelfällen wieder, bei denen die Imatinib-Therapie aus ganz bestimmten Gründen trotz Schwangerschaft weitergeführt wurde. Die bisherigen Daten sind nicht repräsentativ. Der Artikel darf keinesfalls als "Entwarnung" oder Empfehlung einer Schwangerschaft unter Imatinib-Therapie missverstanden werden. Die heute bekannten Fallzahlen sind zu gering und eine strukturierte Beobachtung existiert noch nicht: Eine Aussage über die Gefahr einer Schwangerschaft unter Imatinib-Therapie kann daher heute keinesfalls getroffen werden! In jedem Fall sollte ein auf Imatinib-Therapie spezialisierter Arzt konsultiert werden, wenn es unter Therapie zu einer ungewollten Schwangerschaft kommen sollte!Quelle:
Weitere Informationen:
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
Angiogenese
Blutgefäßneubildung, wachsende Tumoren regen die Angiogenese an, um ihren Nährstoff- und Sauerstoffbedarf sicherzustellen
genotoxisch
Die erbgutverändernde, krebserzeugende und missbildende Eigenschaft eines Stoffes oder einer physikalischen Einwirkung
teratogen
Die Entstehung von Fehlbildungen bei Embryonen von Menschen und Tieren fördernd. Die Einwirkung bestimmter chemischer Substanzen vor allem zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft kann Fehlanlagen und Störungen unterschiedlichster Organsysteme verursachen. Viele Zytostatika gelten als teratogen.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Blasten
Unreife Zellen, z. B. Blutzellvorläufer im Blut oder Knochenmark
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
teratogen
Die Entstehung von Fehlbildungen bei Embryonen von Menschen und Tieren fördernd. Die Einwirkung bestimmter chemischer Substanzen vor allem zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft kann Fehlanlagen und Störungen unterschiedlichster Organsysteme verursachen. Viele Zytostatika gelten als teratogen.
teratogen
Die Entstehung von Fehlbildungen bei Embryonen von Menschen und Tieren fördernd. Die Einwirkung bestimmter chemischer Substanzen vor allem zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft kann Fehlanlagen und Störungen unterschiedlichster Organsysteme verursachen. Viele Zytostatika gelten als teratogen.
teratogen
Die Entstehung von Fehlbildungen bei Embryonen von Menschen und Tieren fördernd. Die Einwirkung bestimmter chemischer Substanzen vor allem zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft kann Fehlanlagen und Störungen unterschiedlichster Organsysteme verursachen. Viele Zytostatika gelten als teratogen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.