Wechselwirkungen von Imatinib und Ginseng können Leber belasten

Über die Wechselwirkungen von Hausmitteln mit gezielten Krebstherapien wird immer wieder in Einzelfällen berichtet. In einer amerikanischen Fachtzeitschrift ist nun der Bericht über einen 26-jährigen CML-Patient erschienen, der nach sieben Jahren komplikationsloser Imatinib-Therapie plötzliche Leberschäden aufwies. Die einzige Verhaltensänderung des Patienten in den drei Monaten vor der Leberschädigung war die zusätzliche tägliche Einnahme von Ginseng über Energydrinks.

Eine Leberbiopsie zeigte akute, durch medikamente ausgelöste Leberentzündung, aufgrunddessen eine Imatinib-bedingte Lebervergiftung festgestellt wurde. In der Folge wurde sowohl Imatinib als auch Ginseng abgesetzt, und der Patient wurde kurze Zeit mit Kortison behandelt. Die Imatinib-Therapie wurde später wieder aufgenommen. Danach wurde keine erneute Erhöhung der Leberwerte festgestellt.

Von Imatinib ausgelöste Lebertoxizität tritt üblicherweise in den ersten 1-2 Jahren nach Therapiebeginn auf, mit einer mittleren Zeit von nur 100 Tagen. Ginseng ist ein Naturstoff, der nicht als leberschädigend bekannt ist. Es ist jedoch dafür bekannt, das Enzym CYP3A4 zu hemmen, das am Abbau von Imatinib beteiligt ist. Aufgrund dessen sei es wahrscheinlich, dass Imatinib die Leberschädigung erzeugt habe, und dies wahrscheinlich auf eine Wechselwirkung mit Ginseng zurückzuführen sei.

Die Forscher folgern, dass dieser Fall zeige, dass die kontinuierliche Überwachung der Leberwerte selbst nach einigen Jahren der Imatinib-Therapie wichtig sei. Zusätzlich sollte Patienten dazu geraten werden, Ginseng und andere nicht verschreibungspflichtige pflanzliche Präparate zu meiden, die mit Imatinib Wechselwirkungen erzeugen könnten.

Quelle: Ann Pharmacother. 2010 Mar 23. Imatinib and Panax ginseng: A Potential Interaction Resulting in Liver Toxicity (May), Bilgi N, Bell K, Ananthakrishnan AN, Atallah E. Übersetzung durch Jan, ohne Gewähr.

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