Update zur CML-Therapie und Therapieoptimierung

Das jüngste Update der IRIS-Studie belegt bei Therapie von Glivec (Wirkstoff Imatinib) von neu diagnostizierten CML-Patienten nach 42 Monaten 84% komplette zytogenetische Remissionen. Selbst Hochrisikopatienten erreichen zu 69% eine komplette zytogenetische Remission. Liegt ein suboptimales Ansprechen vor, können mit Glivec-Dosiserhöhung und neuen Wirkstoffen wie RAD001 und Lonifarnib Maßnahmen zur Therapieoptimierung ergriffen werden. Im Falle einer Resistenz sollte die Therapie mit AMN107 oder Dasatinib in Erwägung gezogen werden. Die Indikation zur frühen allogenen Stammzelltransplantation wird wegen der transplantationsbedingten Mortalität immer strenger gestellt; eine Transplantation kann durchaus auch bei Nichterreichen einer zytogenetischen Remission erst nach 12-18 Monaten oder im Falle eines beginnenden Rezidivs erfolgen, so ein aktueller Artikel von Prof. Hochhaus.

Der Artikel von Prof. Hochhaus von der III. Medizinischen Klinik Mannheim in "Onkologie Heute" 4/2005 stellt den aktuellen Stand der CML-Therapie sowie die verschiedenen Optionen der Therapieoptimierung zusammen, der hier in Auszügen vorgestellt wird (Volltext zum Herunterladen am Ende dieses Artikels).

Neu diagnostizierten Patienten wird die Teilnahme an der CML-Studie IV mit dem Vergleich verschiedener Imatinib-Dosierungen und einer Imatinib/Interferon-alpha-Kombinationstherapie empfohlen. 

Eine Imatinib-Therapie sollte auch nach Erreichen einer kompletten zytogenetischen Remission in unveränderter Dosis fortgesetzt werden, da in Studien ein weiterer Rückgang der Tumorlast beobachtet wurde und eine Unterdosierung die Resistenzentwicklung begünstigt. Ein Absetzen von Imatinib führt auch nach sehr gutem Ansprechen mit nicht nachweisbarer Resterkrankung in der Regel zum raschen Rückfällen und sollte deshalb vermieden werden. 

Von besonderer Bedeutung für das Langzeit-Ansprechen auf Imatinib ist das Erreichen einer minimalen zytogenetischen Remission nach 6 Monaten (mindestens eine Ph-negative Metaphase nachweisbar) und einer kompletten zytogenetischen Remission nach 12 Monaten. Nach Erreichen der kompletten zytogenetischen Remission werden zusätzlich zur Knochenmarkdiagnostik PCR-Untersuchungen aus peripherem Blut zum Nachweis und zur Quantifizierung der Resterkrankung empfohlen. 

Ein suboptimales Ansprechen gemäß den Ergebnissen der IRIS-Studie beinhaltet: 
  1. keine zytogenetische Remission nach 6 Monaten,
  2. keine komplette zytogenetische Remission nach 12 Monaten,
  3. keine gute molekulare Remission (Quotient BCR-ABL/ABL größer 0,12%) nach 12 Monaten Imatinib-Therapie.
Möglichkeiten der Therapieoptimierung bei unzureichendem Ansprechen sind die 
Dosiserhöhung von Imatinib auf bis zu 800mg/Tag oder eine Kombinationstherapie mit Imatinib und anderen Signaltransduktionsinhibitoren. Von Interesse sind hier Inhibitoren von Proteinen, die im BCR-ABL-abhängigen Signaltransduktionsweg eine zentrale Rolle spielen, wie mTOR-Antagonisten (z.B. Rapamycin oder RAD001) und Farnesyltransferase-Inhibitoren (Lonafarnib oder Tipifarnib). 

Interessenten für Therapieoptimierung können sich an folgende Studienzentren wenden:

800mg Imatinib:
  • III. Med. Klinik, Mannheim
  • Hämatologisch-onkologische Praxis Drs Brudler/Heinrich, Augsburg
  • Hämatologische Abt., Städt. Klinikum Chemnitz
  • Hämatologisch-onkologische Praxis Prof. Kleeberg. Haburg
  • Med. Klinik, Städt. Krankenhaus München-Schwabing

400mg Imatinib + Lonafarnib:
  • III. Med. Klinik, Mannheim
  • Abt. Hämatologie/Onkologie, Klinikum der TU Dresden
  • I. Med. Klinik, Klinikum der Universität Köln
  • Abt. Hämatologie/Onkologie, Klinikum der Universität Regensburg
  • Med. Klinik II, Klinikum der Universität Würzburg

400mg Imatinib + RAD001 (Everolismus):
  • III. Med. Klinik, Mannheim
  • Med. Klinik III, Klinikum der Universität Mainz
  • Abt. Hämatologie/Onkologie, Klinikum der Universität Marburg
  • Abt. Hämatologie/Onkologie, Klinikum der Universität Münster
  • Med. Klinik III, Klinikum der Universität Ulm
Auskünfte zu den aktuellen Therapiemöglichkeiten und Studien sind über die CML-Studienzentrale in Mannheim erhältlich (Tel. 0621-383-4168, e-mail: ). Eine Übersicht über laufende Studien findet sich unter www.kompetenznetz-leukaemie.de

Quelle:
Update CML und andere chronische myeloproliferative Erkrankungen, Onkologie Heute 4/2005, Andreas Hochhaus, Ute Berger, Andreas Reiter, Rüdiger Hehlmann
III. Medizinische Universitätsklinik, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim 
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