- Published on 29.09.2010, 15:57
- Von Jan Geissler
Krebszellen töten und gesunde Zellen schonen - das ist heute eine der großen Herausforderungen an die Krebsmedizin. Ein Wissenschaftlerteam vom Institut für Transfusionsmedizin (Leiter: Prof. Dr. med. H. Schrezenmeier) des Universitätsklinikums Ulm verfolgt nun eine neue Spur, um die Therapiemöglichkeit für die
Akute Lymphatische Leukämie (ALL) zu verbessern. Anders als bei der herkömmlichen
Chemotherapie soll programmierter Zelltod nicht durch Einwirkung von außen, sondern gezielt innerhalb der bösartigen Zellen ausgelöst werden. Ermöglicht wird das Forschungsvorhaben durch die Deutsche José Carreras Leukämie- Stiftung e. V., die das Projekt zunächst für eineinhalb Jahre mit 145.500 Euro fördert.
Ein wesentlicher Bestandteil der herkömmlichen Therapie ist die
Chemotherapie, die jedoch mit schweren Nebenwirkungen verbunden ist. Denn das Zellgift tötet nicht nur die Leukämiezellen, sondern schädigt auch die gesunden Zellen und schwächt den Patienten zusätzlich. Deshalb arbeiten die Ulmer Forscher um Dr. Doris Niewolik und Dr. Klaus Schwarz am Institut für Transfusionsmedizin an einer neuen Therapieform, die sich gezielt gegen die Leukämiezellen richtet.
Voraussetzung für die Zerstörung der bösartigen Zellen ist die gezielte Schädigung der
DNA, die die genetische Information für die biologische Entwicklung der Zellen enthält. Um
DNA-Schäden innerhalb der Leukämiezellen auszulösen, greift man in einen wichtigen Schritt bei der Reifung von
Lymphozyten (Abwehrzellen) ein. Während dieses Reifungsprozesses treten natürliche Brüche im Doppelstrang der
DNA auf. Diese Brüche heilt die Leukämiezelle normalerweise selbst, mit Hilfe des
Proteins Artemis. Damit Artemis wirken kann, muss es von einem weiteren Protein, dem
DNA-PKcs, gebunden und aktiviert werden.
Ziel des geförderten Forschungsprojektes ist es, das Zusammenwirken der beiden
Proteine zu charakterisieren und dann zu blockieren. Wenn dies gelingt, kann die Leukämiezelle ihre
DNA-Brüche nicht mehr selbst heilen, ihre
DNA wird geschädigt. Diese irreparablen
DNA-Schäden führen dann letztlich zum programmierten Zelltod und damit zur Vernichtung der Leukämiezellen.
Die
Akute Lymphatische Leukämie ist eine der häufigsten lebensbedrohlichen Erkrankungen im Kindesalter: Krankhaft veränderte Abwehrzellen vermehren sich und verdrängen die funktionstüchtigen
Lymphozyten. Dadurch wird das Immunsystem des Körpers geschwächt. Dank großer Fortschritte in den letzten Jahren können heute etwa 80 % der betroffenen Kinder geheilt werden. Bei den erwachsenen ALL-Patienten wird nur jeder Dritte langfristig geheilt. Der neue ALL-Therapieansatz soll langfristig für die Patienten eine effektivere Behandlung mit weniger Nebenwirkungen ermöglichen, als bisher mit der
Chemotherapie erreichbar ist.
Weitere Informationen:
Quelle: idw-Mitteilung des Universitätsklinikums Ulm, Petra Schultze, vom 18.10.2006 Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
DNA
Desoxyribonukleinsäure,bildet bei den meisten Lebewesen das genetische Material (Erbgut), ist im Zellkern, in den Chromosomen lokalisiert, Träger der genetischen Information eines Lebewesens
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.