- Published on 28.07.2010, 16:09
- Von Jan Geissler
Gleevec (
Imatinib), heute bereits in Verwendung in der Behandlung von fortgeschrittener
Chronisch-
Myeloischer Leukämie (CML), ist möglicherweise besser als konventionelle Methoden dazu geeignet, ein Fortschreiten der Krankheit von der frühen
chronischen Phase in die meist tödlich verlaufende
Blastenkrise zu verhindern, so eine aktuelle Studie des OHSU in Orlando.
Basierend auf dieser Studie solle Gleevec jetzt als die erste Standardtherapie der Wahl für
chronische myeloische Leukämie gelten, so Dr. Brian Druker, Leiter der Studie an der Oregon Health and Science University in Portland, USA.
Über alle gemessenen Parameter hinweg sei Gleevec der Standard-
Interferon-Therapie signifikant überlegen, sagte er am 20.5.2002 bei einer Sitzung der amerikanischen Gesellschaft der klinischen Onkologie (ASCO). Andere Experten stimmten zu. Auffallend bei dieser Untersuchung sei, daß extrem wenige Patienten in die
Blastenkrise der Leukämie gerieten, so ASCO-Präsident Dr. Larry Norton des Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York.
Die Studie verglich die Wirksamkeit von Gleevec, auch bekannt als STI-571, mit der medikamentösen Standardtherapie --
Interferon mit Cytarabine -- bei 1.106 Patienten, bei denen CML neu diagnostiziert wurde.
Im Mittel nach 14 Monaten zeigten 68% der Patienten, die mit Gleevec behandelt wurden, keine Zeichen des Krebses, verglichen mit 7% in der
Interferon-Gruppe, berichtete Druker. Gleevec sei zehn Mal wirkungsvoller, sagte er.
Nur bei 1,5% der Patienten in der Gleevec-Gruppe schritt die Krankheit in die tödliche
Blastenkrise fort, verglichen mit 7% der anderen Patienten.
In der neuen Studie hatte weniger als 1% von Gleevec Patienten starke Nebenwirkungen, verglichen mit 23% der anderen Gruppe. Druker nannte Ödeme als schlechteste mit Gleevec verbundene
Nebenwirkung.
Anders als andere vorhandene Krebsbehandlungen ist Gleevec dadurch einzigartig, daß es selektiv auf Krebszellen wirkt und gesundes Gewebe verschont und folglich wenige Nebenwirkungen verursacht. Das Medikament, hergestellt von Novartis, ist bekannt als
Tyrosinkinase-Hemmer, weil es ein anormales
Tyrosinkinase-Enzym hemmt, das das Krebswachstum fördert.
Quelle: Cancernews/Reuters am 20.5.2002 Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Blasten
Unreife Zellen, z. B. Blutzellvorläufer im Blut oder Knochenmark
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Port
Zuführendes System, meist eine unter die Haut eingepflanzte Kunststoffkammer mit Venenkatheter, um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu ermöglichen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.