- Published on 08.10.2010, 16:05
- Von Heide
Blutstammzellen für eine
Knochenmarktransplantation können in 12 Minuten statt in durchschnittlich 27 Minuten aus dem Beckenknochen entnommen werden: Dr. Dr. Heinrich Lannert und seine Kollegen von der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg berichten in der Online-Ausgabe von "Bone Marrow
Transplantation" über eine Studie, in der sie den Einsatz einer optimierten Punktionsnadel getestet haben.
Die effektive Nadel besitzt zusätzlich fünf Löcher an der Seite, durch die mehr
Knochenmark abgesaugt wird. Die raschere Entnahme hat mehrere Vorteile: Schwerkranke Patienten erhalten ein hochwertiges Transplantat, bei dem das Abstoßungsrisiko reduziert ist. Dem Knochenmarkspender bleibt wegen des schonenderen Eingriffs der stationäre Aufenthalt erspart; davon hat die Klinik einen ökonomischen Vorteil.
In Europa werden jährlich ca. 10.000 Stammzellspenden transplantiert. Rund 2.500 werden durch eine Entnahme von
Knochenmark aus dem Knochen gewonnen; der Rest stammt aus dem Blut des Spenders, dessen
Knochenmark mit Hilfe von Medikamenten zur vermehrten Bildung von
Stammzellen angeregt worden ist. Bei der Entnahme von
Knochenmark wird eine Hohlnadel in den Beckenknochen des Spenders eingeführt und etwa ein Liter Knochenmarkblut abgesaugt. Die Prozedur dauert etwa eine Stunde und wird in Vollnarkose vorgenommen. Angesichts des Risikos von Komplikationen und Narkosezwischenfällen, wenn auch vergleichsweise gering, ist eine Verkürzung des Eingriffs auf ein Minimum von großer Bedeutung.
Die Heidelberger Spezialisten Dr. Dr. Heinrich Lannert, Dr. Thomas Able und ihre Kollegen haben in ihrer Vergleichsstudie mit 49 Knochenmarkspendern die Entnahmezeit um mehr als die Hälfte reduziert. Während in der Vergleichsgruppe die Gewinnung von einem Liter der Blutstammzellen durch eine gängige Hohlnadel mit nur einer Öffnung in der Spitze über 27 Minuten dauerte, erhielten die Ärzte die gleiche Menge in lediglich 12 Minuten, wenn sie die optimierte Punktionsnadel verwendeten. Pro Minute ließen sich fast 82 Milliliter Zellen gewinnen, dagegen lag die Menge bei der Hohlnadel mit einem Loch nur bei knapp 40 Milliliter.
Die Qualität der Zellen war bei beiden Verfahren vergleichbar; bei der neuen Methode waren sogar weniger
Lymphozyten nachweisbar. Dies hat Vorteile: Je höher die Zahl dieser Blutzellen ist, desto eher ist mit einer Abstoßungsreaktion beim Patienten zu rechnen.
"Mit dieser Studie haben wir einen neuen Standard gesetzt", erklärt Dr. Dr. Lannert. Dauerhafte Nebenwirkungen nach der Knochenmarkentnahme waren nicht erkennbar; die Spender hatten zudem keine Schmerzen. Künftig könne ein Spender also morgens um 7.30 Uhr in die Klinik kommen und nachmittags um 15.30 Uhr wieder nach Hause gehen. 81 Prozent der Knochenmarkspender, die mit der optimierten Nadel punktiert wurden, konnten die Klinik am selben Tag wieder verlassen im Vergleich zu 44 Prozent der herkömmlich punktierten Spender. Das neue Verfahren soll bald routinemäßig ambulant am Heidelberger Klinikum eingesetzt werden.
Für viele Leukämiepatienten bleibt nach fehlgeschlagener Chemo- oder Strahlentherapie nur die Hoffnung auf das lebensrettende Stammzelltransplantat eines verwandten oder fremden Spenders (
allogene Transplantation). Lange Zeit war es Standard, Blutstammzellen aus dem
Knochenmark zu gewinnen. Diese Praxis erhielt Konkurrenz, als es möglich wurde, die wertvollen Blutstammzellen mit Hilfe von Medikamenten im Blut anzureichern und durch Blutwäsche, die sogenannte
Leukapherese, zu sammeln. Bei etwa einem Viertel der
allogenen Blutstammzelltransplantationen wird das Transplantat aus dem Beckenkamm gewonnen, weil es die zugrundeliegende Blutkrankheit erfordert - die Knochenmarkspende wird deshalb auch weiterhin ihren Stellenwert behalten.
Publikation:
"Optimizing BM harvesting from normal adult donors."
Lannert H, Able T, Becker S, Sommer M, Braun M, Stadtherr P, Ho AD;
Bone Marrow
Transplantation, 2008 Jul 14.
Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, JOURNAL ONKOLOGIE 2000 - 2008 vom 25.07.2008
Knochenmarktransplantation
Bei der Knochenmarktransplantation werden einem Empfänger CD34-positive hämatopoetische Stammzellen, entweder eines Spenders (allogen) oder seine eigenen, zuvor entnommenen (autolog), transplantiert.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Leukapherese
Auftrennung des Blutes durch Absonderung von weissen Blutkörperchen (Leukozyten), z.B. mit einer als Zellseparator bezeichneten Apparatur. Die verbleibenden Blutbestandteile (Plasma, Erythrozyten) werden zurückgeführt. Wird auch angewendet zur Senkung hoher Leukozytenzahlen bei CLL and CML.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Punktion
Entnahme von Flüssigkeit oder Zellen zur zytologischen oder histologischen Untersuchung durch Einstechen einer Hohlnadel (Kanüle) in (Blut-)Gefäße, Körperhohlräume, Organe oder Tumoren zur Entnahme von Flüssigkeiten bzw. Gewebe (Biopsie, Feinnadelbiopsie) od. zur Einbringung (Injektion bzw. Infusion) von Medikamenten. Bei Leukämie wird eine Punktion meist im Beckenkammknochen zur Entnahme von Knochenmark vorgenommen.
Apherese
Verfahren, um Zellen aus dem Blut zu separieren (auszusondern). Es wird benutzt, um Stammzellen zu sammeln, aber auch, um Thrombozytenkonzentrat herzustellen. Das Blut wird dabei durch eine Maschine gepumpt, in der sich eine Zentrifuge befindet. Die Stammzellen setzen sich dabei in einer Schicht ab, die abgesaugt wird. Das restliche Blut wird wieder aufgemischt und dem Patienten zurückgegeben. Bei sehr guten Venen kann die Apherese über die Armvenen erfolgen. In der Regel wird aber ein sog. Shaldon- oder Dialyse-Katheter verwendet. Das ist ein etwas dickerer Katheter mit zwei Lumina (Kanälen), der in einer Hals- oder Schlüsselbeinvene liegt. Die Prozedur selbst ist schmerzlos und wenig belastend. Sie dauert ca. vier Stunden pro Sammlungssitzung und wird jeden Tag wiederholt, bis genügend Zellen gesammelt sind, jedoch höchstens vier Mal.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Donor
Spender, z.B. Organ- oder Zellspender bei Transplantationen
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Punktion
Entnahme von Flüssigkeit oder Zellen zur zytologischen oder histologischen Untersuchung durch Einstechen einer Hohlnadel (Kanüle) in (Blut-)Gefäße, Körperhohlräume, Organe oder Tumoren zur Entnahme von Flüssigkeiten bzw. Gewebe (Biopsie, Feinnadelbiopsie) od. zur Einbringung (Injektion bzw. Infusion) von Medikamenten. Bei Leukämie wird eine Punktion meist im Beckenkammknochen zur Entnahme von Knochenmark vorgenommen.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.