- Published on 08.10.2010, 16:17
- Von Marc
Früher lag die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Diagnose einer
akuten Leukämie nur bei Wochen bis wenigen Monaten. Die heutigen Therapiemöglichkeiten mit
Chemotherapie und Bestrahlung haben die Heilungschancen stark verbessert. Dennoch ist die
Prognose insbesondere für Hochrisiko-Patienten, die schlecht auf die Behandlung ansprechen oder früh einen Rückfall erleiden, weiterhin ungünstig. Wissenschaftler einer klinischen Kooperationsgruppe des GSF - Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit Neuherberg (Helmholtz-Gemeinschaft) und der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigten für Hochrisiko-Patienten mit AML, dass die
Transplantation von
Stammzellen aus dem
Knochenmark eines gesunden Spenders und eine anschließende prophylaktische Immuntherapie die Überlebenschancen solcher Patienten deutlich verbessern - die Mehrzahl der Patienten, die die Immuntherapie erhielten, erreichte eine Langzeitremission und gilt als geheilt.
Da
Chemotherapie und Bestrahlung im Vorfeld der Stammzelltransplantation die Patienten stark belasten, entwickelten die Wissenschaftler zusätzlich ein Behandlungsprotokoll, das mit einer weniger belastenden Vorbehandlung auskommt und die Chemo- und Strahlentherapie insbesondere für ältere oder geschwächte Patienten besser verträglich macht.
Das Ziel der
Transplantation von
Knochenmark zur Behandlung von Leukämien ist es, das Blut bildende System des Patienten auszuschalten und durch gesunde Zellen des Spenders zu ersetzen. An der Entwicklung der Methode war Professor Dr. Hans-Jochem Kolb, der Leiter der Klinischen Kooperationsgruppe "
Hämatopoetische Zelltransplantation", beteiligt; bereits 1975 konnte er erstmals in Deutschland die Transplantationsmethode beim Menschen anwenden.
Die Abstoßung des Transplantats durch den Empfänger konnte bei den Leukämiepatienten meist verhindert werden; die Reaktion der transplantierten Zellen gegen den Empfänger zu verhindern, war erheblich schwieriger. Erst die Entfernung von bestimmten Abwehrzellen des Immunsystems - den T-Zellen - ermöglichte die
Transplantation ohne schwere Reaktionen des Transplantates gegen den Patienten. Von gelegentlichen Abstoßungen abgesehen verliefen die
Transplantationen dann erfolgreich. Allerdings erlitten viele Patienten wieder einen Rückfall in der Leukämie. Hier zeigte sich, dass die T-Zellen im Transplantat notwendig waren, um die Leukämie auszuschalten. Das Dilemma der unerwünschten Reaktion von T-Zellen des Transplantates gegen die gesunden Organe des Patienten einerseits und der erwünschten Reaktion dieser Zellen gegen die Leukämie andererseits wurde von der Arbeitsgruppe Kolbs gelöst, indem man zunächst
Knochenmark ohne T-Zellen transplantierte und später, sobald das
Knochenmark angewachsen und keine Immunreaktion aufgetreten war, T-Zellen des Spenders transfundierte. Im Tierversuch beim Hund zeigte sich, dass zwei Monate nach
Knochenmarktransplantation T-Zellen des Spenders transfundiert werden können, ohne dass eine schwere Reaktion gegen gesunde Organe ausgelöst wird.
Damit war es wahrscheinlich, dass auch beim menschlichen Patienten nach einiger Zeit Spender-T-Zellen gegeben werden können, die dann beim Empfänger den Kampf gegen die Leukämie unterstützen und noch vorhandene Rest-Leukämiezellen ausschalten, ohne gesunde Organe anzugreifen. Tatsächlich konnten Rückfälle von Leukämie nach der
Transplantation nur mit der Gabe von T-Zellen behandelt werden - ein Beweis dafür, dass eine Immuntherapie auch ohne neue Bestrahlung und
Chemotherapie Heilung bringen kann.
Aufgrund dieser Erkenntnisse konnte die Vorbehandlung mit
Chemotherapie und Bestrahlung so weit zurückgenommen werden, dass heute auch ältere und schwächere Patienten mit Stammzelltransplantation behandelt werden können. Die Vorbehandlung dient dabei weniger der Ausschaltung der Leukämie als die Vorbereitung des Patienten zum Anwachsen des Transplantats - dafür reichen auch geringere Dosen aus.
Diese schonendere Behandlung wurde in einer Studie mit schweren Fällen von
akuter myeloischer Leukämie (AML) mit schlechter
Prognose angewendet: Nach der
Transplantation erfolgte zunächst eine
immunsuppressive Behandlung, um eine schwere Immunreaktion des Transplantats gegen lebenswichtige Organe zu verhindern, die sogenannte Graft-versus-Host-Disease (
GvHD).
Nach etwa 90 Tagen wurde die
immunsuppressive GvHD-
Prophylaxe abgesetzt. Bei Patienten, die bis 120 Tage nach der
Transplantation keine
GvHD und keine Infektionen entwickelten, wurde mit der prophylaktischen Transfusion von Spender-T-Zellen begonnen. Nach der Transfusion der Spenderzellen kam es bei den Patienten nur vereinzelt zu
GvHD oder zu einer Rückkehr der Leukämie, während die Mehrzahl der Patienten eine Langzeitremission erreichte und als geheilt gelten darf. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass wegen der gesundheitlichen Voraussetzungen nicht alle ursprünglich in die Studie einbezogenen Patienten T-Zellen erhalten konnten. Manche Patienten hatten
GvHD, andere bereits frühzeitig einen Rückfall und manche litten an Infektionen. Die Patienten, die die Kriterien für die Zell-Transfusion erfüllten, könnten somit eine positive Auswahl darstellen.
Dennoch sind die Ergebnisse der vorbeugenden Immuntherapie so gut, dass sie auch in vielen anderen Transplantationszentren eingesetzt wird. Bei Hochrisiko-Patienten mit
akuter Leukämie bietet diese Methode heute die besten Heilungschancen.
Quelle: idw-Online vom 07.06.2007 Knochenmarktransplantation
Bei der Knochenmarktransplantation werden einem Empfänger CD34-positive hämatopoetische Stammzellen, entweder eines Spenders (allogen) oder seine eigenen, zuvor entnommenen (autolog), transplantiert.
immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
GVHD
Andere Bezeichnungen: Graft-versus-Host-Disease; Bedeutung: Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Graft-versus-Host-Reaktion
Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion ist die immunologische Reaktion von transplantierte Immunzellen (z.B. Knochenmark) gegen den Empfängerorganismus. Diese kann in der Folge einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation auftreten. Am häufigsten äußern sich Symptomean der Haut, Leber, dem Darm oder Auge.
immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.