- Published on 28.07.2010, 14:49
- Von Marc
Patienten mit
chronischer myeloischer Leukämie (CML) profitieren von der Behandlung mit
Imatinib zweifach: Sie sprechen rasch auf die Therapie an, und der Therapie-Erfolg bleibt dauerhaft erhalten. Das Risiko für ein Fortschreiten der Krankheit sinkt. Den Erfolg der Therapie mit
Imatinib belegen jetzt Langzeitergebnisse der
IRIS-Studie (International Randomized
Interferon versus STI571) über 54 Monate, die Privatdozent Oliver Ottmann von der Frankfurter Universitätsklinik in Frankfurt am Main vorgestellt hat. STI571 ist die frühere Bezeichnung für
Imatinib.
IRIS ist eine internationale,
randomisierte Studie, die 2000 begonnen wurde. Verglichen wird die Wirksamkeit einer Behandlung mit dem damaligen Goldstandard -
Interferon plus ARA-C (Cytarabin) - mit der einer Ersttherapie mit
Imatinib. Der Enzymhemmer verhindert die übermäßige Vermehrung weißer Blutkörperchen, die bei 95 Prozent der Betroffenen durch ein verändertes
Chromosom (
Philadelphia-Chromosom) verursacht wird.
Insgesamt 1106 neu diagnostizierte Patienten mit
Philadelphia-Chromosom-positiver CML nahmen an der Studie teil (wir berichteten). Die Patienten konnten in den jeweils anderen Studienarm wechseln, wenn sie ihre Therapie nicht vertrugen oder nicht darauf ansprachen.
Ergebnisse aus der Langzeitanwendung über 54 Monate: Bei 98 Prozent der mit
Imatinib behandelten Patienten war
hämatologisch keine Leukämie mehr nachweisbar. Eine komplette zytogenetische
Remission - das
Philadelphia-Chromosom ist nicht mehr nachweisbar - erreichten 86 Prozent.
Der Effekt trat schnell ein: "Diese Zahlen wurden bereits nach einem Jahr fast erreicht. Die meisten Patienten haben
hämatologisch schon nach drei Monaten angesprochen", sagte Ottmann bei der von Novartis unterstützten Veranstaltung, das
Imatinib in Deutschland als
Glivec anbietet.
Die Wirkung ist offenbar auch dauerhaft. So verschlechterte sich im ersten Jahr der Zustand bei 3,4 Prozent der Patienten. Im zweiten Jahr stieg die Rate zwar zunächst auf 7,5 Prozent. Dann sank sie aber wieder auf 4,8 Prozent im dritten und auf 1,5 Prozent im vierten Jahr. Zudem sprechen die Patienten offenbar um so besser auf
Imatinib an, je früher die Therapie beginnt.
Imatinib sei heute Goldstandard in der CML-Therapie, so Ottmann: "Beim Gesamtüberleben sind wir bei über 90 Prozent." Unerläßlich ist aber, daß die Behandlung als Dauertherapie und ohne
Dosisreduktion weitergeführt wird. Bei Auslaßversuchen kommt die Krankheit meistens schnell wieder.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 23.03.2005
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Dosisreduktion
Verringerung der Dosis des Medikaments
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.