- Published on 08.10.2010, 14:51
- Von Jan Geissler
Einen "dramatischen Wandel" sieht der Onkologe Prof. Michael Hallek in der Krebsmedizin. Er fordert Mediziner in Kölner Krankenhäusern und Praxen auf, diese Herausforderung anzunehmen und im Interesse der Patienten stärker zusammenzuarbeiten. Angesichts der rasanten Weiterentwicklungen beispielsweise in der Molekularbiologie sei ein einzelner Mediziner kaum noch in der Lage, aktuelle Behandlungskonzepte für viele unterschiedliche Tumorerkrankungen präsent zu haben.
Ein Kompetenznetz sei dringend notwendig, das sei in Köln aber schwieriger zu knüpfen als in anderen Städten, bedauert der Direktor der Klinik I für internistische Medizin am Uniklinikum beim Blick auf die Beteiligung niedergelassener Kollegen am "Centrum für Integrierte Onkologie". Das CIO sieht eine umfassende Betreuung von Krebspatienten vor; niedergelassene Ärzte und Klinikmediziner sollen dabei ihre Kompetenzen gegenseitig ergänzen. Während die Kassenärztliche Vereinigung das CIO nachdrücklich unterstütze, gebe es bei Facharztgruppen wenig Zuspruch. Manche Mediziner überwiesen Krebspatienten einfach nicht ins CIO. "Die Patienten, die sich selbst informieren, kommen auch ohne Überweisung zum CIO - das Modell findet so großen Zuspruch, dass wir täglich etwa zehn Patienten abgeben müssen und auf eine Erweiterung um eine Station im Herbst hoffen", sagt der Klinikdirektor. "Aber die Patienten werden durch die Zurückhaltung bei der Zusammenarbeit verunsichert."
Statt sich um die Verteilung der Patienten zu sorgen, sollten Mediziner ihre Energie auf die bestmögliche Versorgung konzentrieren. Da gebe es in Köln durchaus Potenzial, verweist Hallek auf die deutlich bessere Situation als beispielsweise in München. Mit den Kollegen des neuen Tumorzentrums der städtischen Kliniken in Merheim will er rasch Kontakt aufnehmen, um Kräfte zu bündeln. Köln stehe bei der Erforschung und Therapie bestimmter Krebsarten schon an der Weltspitze. Das wolle er auch für andere solide Tumore erreichen, sagt Hallek. Große Hoffnungen setzt der Arzt und Forscher auf die Kölner Bewerbung für ein "Onkologisches Spitzenzentrum" bei der Deutschen Krebshilfe. Wenn Köln den Zuschlag bekomme, könnten bedeutsame Forschungsprojekte und Strukturmaßnahmen für eine deutlich verbesserte Versorgung für Tumorpatienten verwirklicht werden.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger vom 05.02.2007
Weiterführende Informationen:
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Tyrosinkinase-Domäne
Die Tyrosinkinase-Domäne liegt auf der intrazellulären Seite und wird, im Gegensatz zu anderen Proteinkinasen, in dieser Familie durch eine eingeschobene Sequenz zweigeteilt.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.