- Published on 28.07.2010, 14:52
- Von Jan Geissler
Imatinib (Handelsname
Glivec) ist die Standardtherapie für CML-Patienten geworden. Aus diesem Grund müssen bei diesen Patienten auch die Zusammenhänge einer dauerhaften
Imatinib-Therapie, speziell auch die
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, untersucht werden. Studien haben einige
Wechselwirkungen aufgezeigt, die mit
Imatinib in Verbindung gebracht werden. Daher ist eine sorgfältige Abwägung der Anwendung zusätzlicher Medikamente bei Patienten unter einer dauerhaften
Imatinib-Therapie sehr wichtig.
Imatinib hemmt die
BCR-ABL-
Tyrosinkinase und unterbricht damit das Tumorwachstum, indem es die Vermehrung von
BCR-ABL-Zellen unterdrückt und zum Zelltod dieser
BCR-ABL-positiven Zellen führt. Das Medikament wird üblicherweise
oral mit 400mg/Tag verabreicht. Die Dosis kann auf 600-800mg/Tag erhöht werden, wenn der Patient nicht anspricht oder wenn er sich in
Blastenkrise befindet.
Grundsätzlich wird
Imatinib gut vertragen, sogar von älteren Patienten. Die üblichsten Nebenwirkungen sind Ödeme, Muskelkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Imatinib wird in der
Leber von der Zytochom-Enzymfamilie P450 (CYP450) mit CYP3A4 als primärem Umwandler abgebaut.
Es gibt einige andere Isozyme, unter anderem CYP1A2, CYP2D6, CYP2C9 und CYP2C19, die zu einem geringeren Maße beim Abbau von
Imatinib eine Rolle spielen. Daher haben Inhibitoren, Inducers und Substrate von CYP3A4 ein Potential von
Wechselwirkungen mit
Imatinib.
Auf Hem/Onc Today vom Februar 2006 sind potentielle
Wechselwirkungen und deren empfohlene klinische Behandlung aufgeführt [nicht übersetzt].
Aufgrund vorheriger
Chemotherapie oder
immunsuppressiver Therapie nach einer Stammzelltransplantation könnten CML-Patienten immungeschwächt sein. Daher könnte eine Therapie mit pilzbekämpfenden Mitteln erforderlich sein, von denen manche die
Imatinib-Konzentration im Blutplasma erhöhen können.
Auch der Blutgerinnungshemmer Warfarin kann mit
Imatinib interagieren, so dass die Gerinnungswerte aufmerksam beobachtet werden sollten.
Auch die
Wechselwirkung mit Paracetamol sollte beachtet werden.
Imatinib könnte die Plasmakonzentration von gleichzeitig eingenommenem Acetaminophen (Paracetamol) erhöhen.
Darüber hinaus haben klinische Studien gezeigt, dass erhöhte Bilirubinwerte und
Leber-
Transaminasen bei 3%-6% der Studienteilnehmer auftraten. Eine gleichzeitige Anwendung von Paracetamol und
Imatinib könnte das Risiko einer
Lebertoxizität erhöhen. Es wurde kürzlich ein Einzelfallbericht einer Frau publiziert, die
Imatinib über ein Jahr nahm und während über eine Dauer von zwei Tagen eine hohe Menge Alkohol und etwa 4 Gramm Paracetamol einnahm. Erhöhte
Transaminasen und eine Leberpunktion deckten eine schwere Hepatitis auf. Die
Imatinib-Anwendung wurde unterbrochen, worauf hin die Laborwerte der Patientin sich nach rund 90 Tagen wieder normalisierten.
Die Anwendung von Paracetamol sollte daher bei Patienten unter
Imatinib-Therapie eingeschränkt werden. Die klinischen Richtlinien des US-Amerikanischen NCCN (National Comprehensive Cancer Network) empfehlen Ärzten, die Anwendung von Paracetamol bei
Imatinib-Patienten auf nicht mehr als 1.300 mg/Tag zu beschränken.
[Übersetzung in Auszügen durch Jan, keine Gewähr für Richtigkeit oder Vollständigkeit.]Quelle:Hem/Onc Today Februar 2006:
Clinical Features: Potential drug interactions with imatinib therapy identified, Cathryn A. Jennissen (englisch, kostenlose Registrierung erforderlich)
Weiterführende Informationen:
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Lebertoxizität
Die Eigenschaft chemischer Stoffe, für die Leberepithelzellen giftig zu sein. Diese Stoffe werden als hepatotoxische Substanzen (Lebertoxische Substanzen, Hepatotoxine, Lebertoxine oder Lebergifte) bezeichnet
Wechselwirkung
Arzneimittelwechselwirkungen (auch Interaktionen genannt) können bei gleichzeitiger Einnahme verschiedener Arzneimittel auftreten. Die erwünschte Wirkung eines Medikaments kann dadurch verstärkt, abgeschwächt oder aufgehoben werden, oder zusätzliche Nebenwirkungen können auftreten.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
Transaminase
Als Aminotransferasen, oder nach alter Nomenklatur Transaminasen, bezeichnet man die zur Gruppe II der EC-Klassifikation gehörigen Enzyme, die den Austausch von Aminogruppen zwischen Aminosäuren und α-Ketosäuren katalysieren. Erhöhungen dieser beiden Enzyme deuten in der Regel auf Veränderungen bzw. Krankheiten im Bereich der Leber hin.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Punktion
Entnahme von Flüssigkeit oder Zellen zur zytologischen oder histologischen Untersuchung durch Einstechen einer Hohlnadel (Kanüle) in (Blut-)Gefäße, Körperhohlräume, Organe oder Tumoren zur Entnahme von Flüssigkeiten bzw. Gewebe (Biopsie, Feinnadelbiopsie) od. zur Einbringung (Injektion bzw. Infusion) von Medikamenten. Bei Leukämie wird eine Punktion meist im Beckenkammknochen zur Entnahme von Knochenmark vorgenommen.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Blasten
Unreife Zellen, z. B. Blutzellvorläufer im Blut oder Knochenmark
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Leber
Die Leber (griech. Hepar) ist das zentrale Organ des gesamten Stoffwechsels. Zu den wichtigsten Funktionen gehören die Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe wie z. B. Gerinnungsfaktoren, die Verwertung von Nahrungsbestandteilen, die Galleproduktion und damit einhergehend der Abbau und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Nährstoffe, die aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden, gelangen zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt. Sie ist maßgeblich für die Umsetzung von Medikamenten verantwortlich.
oral
Den Mund betreffend, am Mund gelegen, durch den Mund
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
Wechselwirkung
Arzneimittelwechselwirkungen (auch Interaktionen genannt) können bei gleichzeitiger Einnahme verschiedener Arzneimittel auftreten. Die erwünschte Wirkung eines Medikaments kann dadurch verstärkt, abgeschwächt oder aufgehoben werden, oder zusätzliche Nebenwirkungen können auftreten.
Transaminase
Als Aminotransferasen, oder nach alter Nomenklatur Transaminasen, bezeichnet man die zur Gruppe II der EC-Klassifikation gehörigen Enzyme, die den Austausch von Aminogruppen zwischen Aminosäuren und α-Ketosäuren katalysieren. Erhöhungen dieser beiden Enzyme deuten in der Regel auf Veränderungen bzw. Krankheiten im Bereich der Leber hin.
Punktion
Entnahme von Flüssigkeit oder Zellen zur zytologischen oder histologischen Untersuchung durch Einstechen einer Hohlnadel (Kanüle) in (Blut-)Gefäße, Körperhohlräume, Organe oder Tumoren zur Entnahme von Flüssigkeiten bzw. Gewebe (Biopsie, Feinnadelbiopsie) od. zur Einbringung (Injektion bzw. Infusion) von Medikamenten. Bei Leukämie wird eine Punktion meist im Beckenkammknochen zur Entnahme von Knochenmark vorgenommen.
Ödeme
Wassersucht, Ansammlung von Wasser und zugehörigen Salzen im Gewebe.