- Published on 22.04.2014, 13:53
- Von Jan Geissler
Am 17. April 2014 genehmigte die US-Zulassungsbehörde FDA Ofatumumab (Handelsname Arzerra zur intravenösen Infusion, Hersteller GlaxoSmithKline) in Kombination mit Chlorambucil für die Behandlung von bisher unbehandelten Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL), für die eine Fludarabin-Therapie als unangemessen gilt.
Der Zulassung ging eine Phase-III Studie mit Ofatumumab (Arzerra) in Verbindung mit Chlorambucil gegenüber Chlorambucil als Monotherapie bei Patienten mit zuvor unbehandelter chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) voraus. In dieser Studie nahm Eine Gesamtzahl von 447 Patienten an der Studie teil. Bei Patienten, denen (randomisiert) Ofatumumab und Chlorambucil verabreicht wurde, konnte eine Verbesserung hinsichtlich der Zeit festgestellt werden, die ein Patient ohne Verschlechterung seiner Krankheit überlebte. Im Vergleich mit der Gabe von Chlorambucil allein entsprach dies einer Verbesserung von 9,3 Monaten (22.4 Monate vs. 13,1 Monate).
Seit vier Jahren können in Europa Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) mit Arzerra (Ofatumumab) behandelt werden – sofern sie auf die Behandlung mit Fludarabin und MabCampath (Alemtuzumab) nicht ansprachen. Ofatumumab ist wie Alemtuzumab ein monoklonaler Antikörper, der spezifisch an ein Glykoprotein auf der Zelloberfläche von B- und T-Lymphozyten bindet und diese so zerstört. Die Sanofi-Tochter Genzyme hatte Alemtuzumab (Handelsname MabCampath) vor zwei Jahren vom Markt genommen, um bei der Neueinführung desselben Wirkstoffs als Mittel gegen Multiple Sklerose (MS) einen höheren Preis erzielen zu können. Seitdem kann Arzerra formal nicht mehr entsprechend seiner Zulassung (nach Versagen von Fludarabin und Alemtuzumab) eingesetzt werden. Nachdem das Sanofi/Genzyme-Präparat Alemtuzumab aber eit 2012 aus kommerziellen Gründen nicht mehr auf dem Markt ist, hatte GlaxoSmithKline (GSK) eine Indikationserweiterung for Arzerra/Ofatumumab zum Einsatz auch als Erstlinientherapie beantragt. Diesem Antrag wurde von der FDA nun entsprochen.
Ofatumumab bindet GSK zufolge gezielt an eine spezielle Stelle des Oberflächenantigens CD20 der B-Zellen. Dadurch werden das körpereigene Komplementsystem aktiviert und bösartige B-Zellen zerstört. Die Bindung von Ofatumumab unterscheidet sich laut GSK von der Bindungsstelle des zweiten derzeit verfügbaren CD20-Antikörpers MabThera (Rituximab, Roche). Der neue Wirkstoff verbleibe zudem länger am Bindungsort, was zu einer stärkeren Aktivierung des Immunsystems führe.
Die häufigsten Nebenwirkungen (≥ 5%) bei Arzerra in Kombination mit Chlorambucil (≥ 2% mehr als in der Kontrollgruppe) waren Infusionsreaktionen, Neutropenie, Asthenie, Kopfschmerzen, Leukopenie, Herpes simplex, Infektionen der unteren Atemwege, Gelenkschmerzen und Schmerzen im Oberbauch. Insgesamt zeigten 67% der Patienten, die Ofatumumab erhielten, ein oder mehrere Symptome von Infusionsreaktion. Zehn Prozent der Patienten erfuhren eine Grad 3 oder höhere Infusionsreaktion.
Quellen:
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Kontrollgruppe
In einer klinischen Studie erhalten die Teilnehmer in der „Kontrollgruppe" entweder ein Placebo (ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff) oder die Standardtherapie, die mit der neuen Therapie verglichen wird.
Monotherapie
Behandlung mit nur einem Medikament
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Neutropenie
Verminderung der Anzahl neutrophiler Granulozyten im Blut - bestimmter weißer Blutzellen, die besonders für die Abwehr gegen Bakterien und Pilze wichtig sind
Indikation
Begründung der Verordnung eines bestimmten diagnostischen oder therapeutischen Verfahrens in einem bestimmten Krankheitsfall
Leukopenie
Zustand mit zu wenig Leukozyten im Blut
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Antigen
Molekül, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, Molekül, das von einem Antikörper erkannt wird, z.B. auf der Oberfläche von Zellen
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Grad 3
starke Nebenwirkung, Unterbrechung der Therapie oftmals notwendig
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
CAM
Komplementär- und Alternativmedizin (englisch abgekürzt: CAM, Complementary and Alternative Medicine)
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FDA
Amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde (Food and Drug Administration)
Monoklonaler Antikörper
Antikörperpräparation, die nur eine einzige Struktur erkennt. Monoklonale Antikörper werden im Labor mit Hilfe von unsterblich gemachten Immunzellen gebildet, die einer einzelnen Vorläuferzelle entstammen. Gleichartige Nachkommen eines einzelnen Vorläufers nennt man Klon.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.