Ofatumumab bei der Behandlung von refraktären CLL-Patienten wirksam und verträglich

Am ASH-Meeting in New Orleans wurden aktuelle Resultate zum Einsatz des CD-20-Antikörpers Ofatumumab in Kombination mit Fludarabin und Cyclophosphamid bei bisher unbehandelten Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) präsentiert.1 LEADING OPINIONS Hämatologie & Onkologie führte ein persönliches Gespräch mit dem Studienleiter Prof. William Wierda vom MD Anderson Cancer Center in Houston, Texas.

Prof. Wierda, was sind die Hauptunterschiede zwischen Ofatumumab und dem anderen CD20-Antikörper Rituximab?

W. Wierda: Einer der Hauptunterschiede besteht darin, dass Ofatumumab an ein anderes Epitop von CD20 bindet. Dieser Teil ist näher bei der Membran und hat Einfluss auf die Fähigkeit, eine Komplement-abhängige Zytotoxizität zu vermitteln. In der Tat zeigen In-vitro-Studien, dass Ofatumumab wirkungsvoller in der Vermittlung einer Komplement-abhängigen Zytotoxizität ist, einem der potenziellen Mechanismen zur Abtötung von Leukämiezellen. Im Weiteren ist Ofatumumab ein vollständig humaner Antikörper, während Rituximab aus murinen und humanen Bestandteilen besteht. Es gibt also mehrere Unterschiede. Sie alle können eine unterschiedliche Relevanz haben, abhängig davon, welche Art einer CD20-positiven malignen Erkrankung wir behandeln, also z.B. CLL oder aber Non-Hodgkin-Lymphome.

Letztes Jahr haben Sie am ASH Daten zum Einsatz von Ofatumumab bei hoch refraktären CLL-Patienten präsentiert. Wie sahen die Resultate dieser Studie aus?

W. Wierda: Die pivotale Studie zu Ofatumumab untersuchte die Aktivität der Substanz als Monotherapie bei Patienten mit CLL, die entweder sowohl Fludarabin- als auch Alemtuzumab-resistent waren oder die Fludarabin-resistent waren und Lymphknoten von über 5cm Grösse aufwiesen. Die Bedeutung dieser zweiten Gruppe liegt darin, dass Alemtuzumab bei Patienten mit grossen Lymphknoten nur eine beschränkte Wirkung aufweist. Damit haben Fludarabin-refraktäre Patienten mit einer Lymphadenopathie grösser als 5cm keine spezifische zugelassene Therapieoption mehr. In der Ofatumumab-Studie erhielten beide Patientengruppen 8 wöchentliche Ofatumumab-Infusionen gefolgt von 4 monatlichen. Die Studie ergab signifikante Ansprechraten. So sprachen 58% der Patienten aus der doppelt-refraktären und 47% der Fludarabin-refraktären Patienten mit grossen Lymphknoten auf Ofatumumab an. Das mediane progressionsfreie Überleben für beide Gruppen betrug etwa 6 Monate, das Gesamtüberleben 14 bis 15 Monate. Das war im Vergleich zu historischen Daten vom MD Anderson Cancer Center sehr vorteilhaft, gingen wir doch von einer Ansprechrate von etwa 20% aus – sogar nach einer intensiven Chemotherapie – sowie von einem progressionsfreien Überleben von nur 3 und einem Gesamtüberleben von 9 Monaten.

Wie sah es mit der Sicherheit aus?

W. Wierda: Diese Patienten hatten ja bereits eine Reihe von Vorbehandlungen erhalten. Alle Optionen, die wir bei CLL einsetzen, sind immunsuppressiv, weshalb diese Patienten ein Infektionsrisiko aufweisen. Nach unseren Erfahrungen mit einer Ofatumumab-Monotherapie deckt sich die Sicherheit dieser Therapie sehr gut mit dem, was wir bei dieser Patientenpopulation erwarten.

An diesem ASH-Meeting stellten Sie die Resultate zu Ofatumumab bei bisher unbehandelten CLL-Patienten vor. Was sind hier die wichtigsten Punkte?

W. Wierda: In dieser randomisierten Studie der Phase II wurden zwei verschiedene Dosierungen von Ofatumumab, 500mg und 1.000mg, in Kombination mit Fludarabin und Cyclophosphamid eingesetzt. Bei bisher unbehandelten Patienten stellt die erste Therapie die beste Gelegenheit dar, eine komplette Remission zu erreichen. Deshalb ist es unser Ziel, so viele Patienten wie möglich in eine CR zu bringen. Unsere Studie ergab klar eine signifikante Rate an kompletten Remissionen. Sie stimmte in etwa mit dem überein, was wir in anderen Studien mit einer Chemoimmuntherapie, z.B. mit Rituximab, sahen. Ausserdem zeigten sich keine neuen Sicherheitssignale. Es handelt sich also klar um eine aktive Behandlung, die auch gut vertragen wird.

Was werden nun die nächsten Schritte sein?

W. Wierda: Am MD Anderson entwickeln wir aktuell mehrere Studien. Eine davon befasst sich mit dem Einsatz einer Ofatumumab-Monotherapie als frühe Behandlungsoption bei Hochrisiko-CLL-Patienten. Eine andere Studie wird sich mit der Strategie einer Ofatumumab-Monotherapie als Konsolidierungs- und Erhaltungstherapie beschäftigen. Und wir haben vor Kurzem eine klinische Studie gestartet, in der bei vorbehandelten Patienten Ofatumumab mit Lenalidomid kombiniert wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Kombination rasch in eine Erstlinienoption überführen können, sobald wir ihre Sicherheit gezeigt haben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Referenz: 1 Wierda W et al: Ofatumumab Combined with Fludarabine and Cyclophosphamide (O-FC) Shows High Activity in Patients with Previously Untreated Chronic Lymphocytic Leukemia (CLL): Results From a Randomized, Multicenter, International, Two-Dose, Parallel Group, Phase II Trial. Blood 2009; 114: Abstract 207

Das Interview führte: Dr. Therese Schwender

Unser Interviewpartner: Prof. Dr. med. William Wierda, MD Anderson Cancer Centre, Houston/Texas

Quelle: http://haematologie-onkologie.universimed.com/artikel/ofatumumab-bei-cll-patienten-wirksam-und-vertr%C3%A4glich