- Published on 21.07.2010, 17:41
- Von Micha67
Am
ASH-Meeting in New Orleans wurden aktuelle Resultate zum Einsatz des CD-20-Antikörpers Ofatumumab in Kombination mit Fludarabin und Cyclophosphamid bei bisher unbehandelten Patienten mit
chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) präsentiert.1 LEADING OPINIONS Hämatologie & Onkologie führte ein persönliches Gespräch mit dem Studienleiter Prof. William Wierda vom MD Anderson Cancer Center in Houston, Texas.
Prof. Wierda, was sind die Hauptunterschiede zwischen Ofatumumab und dem anderen CD20-Antikörper Rituximab?W. Wierda: Einer der Hauptunterschiede besteht darin, dass Ofatumumab an ein anderes Epitop von CD20 bindet. Dieser Teil ist näher bei der Membran und hat Einfluss auf die Fähigkeit, eine Komplement-abhängige Zytotoxizität zu vermitteln. In der Tat zeigen In-vitro-Studien, dass Ofatumumab wirkungsvoller in der Vermittlung einer Komplement-abhängigen Zytotoxizität ist, einem der potenziellen Mechanismen zur Abtötung von Leukämiezellen. Im Weiteren ist Ofatumumab ein vollständig humaner
Antikörper, während Rituximab aus murinen und humanen Bestandteilen besteht. Es gibt also mehrere Unterschiede. Sie alle können eine unterschiedliche Relevanz haben, abhängig davon, welche Art einer CD20-positiven
malignen Erkrankung wir behandeln, also z.B. CLL oder aber
Non-Hodgkin-Lymphome.
Letztes Jahr haben Sie am ASH Daten zum Einsatz von Ofatumumab bei hoch refraktären CLL-Patienten präsentiert. Wie sahen die Resultate dieser Studie aus? W. Wierda: Die pivotale Studie zu Ofatumumab untersuchte die Aktivität der Substanz als
Monotherapie bei Patienten mit CLL, die entweder sowohl Fludarabin- als auch Alemtuzumab-
resistent waren oder die Fludarabin-
resistent waren und
Lymphknoten von über 5cm Grösse aufwiesen. Die Bedeutung dieser zweiten Gruppe liegt darin, dass Alemtuzumab bei Patienten mit grossen
Lymphknoten nur eine beschränkte Wirkung aufweist. Damit haben Fludarabin-
refraktäre Patienten mit einer Lymphadenopathie grösser als 5cm keine spezifische zugelassene Therapieoption mehr. In der Ofatumumab-Studie erhielten beide Patientengruppen 8 wöchentliche Ofatumumab-Infusionen gefolgt von 4 monatlichen. Die Studie ergab signifikante
Ansprechraten. So sprachen 58% der Patienten aus der doppelt-
refraktären und 47% der Fludarabin-
refraktären Patienten mit grossen
Lymphknoten auf Ofatumumab an. Das mediane progressionsfreie Überleben für beide Gruppen betrug etwa 6 Monate, das Gesamtüberleben 14 bis 15 Monate. Das war im Vergleich zu historischen Daten vom MD Anderson Cancer Center sehr vorteilhaft, gingen wir doch von einer
Ansprechrate von etwa 20% aus – sogar nach einer intensiven
Chemotherapie – sowie von einem progressionsfreien Überleben von nur 3 und einem Gesamtüberleben von 9 Monaten.
Wie sah es mit der Sicherheit aus?W. Wierda: Diese Patienten hatten ja bereits eine Reihe von Vorbehandlungen erhalten. Alle Optionen, die wir bei CLL einsetzen, sind
immunsuppressiv, weshalb diese Patienten ein Infektionsrisiko aufweisen. Nach unseren Erfahrungen mit einer Ofatumumab-
Monotherapie deckt sich die Sicherheit dieser Therapie sehr gut mit dem, was wir bei dieser Patientenpopulation erwarten.
An diesem ASH-Meeting stellten Sie die Resultate zu Ofatumumab bei bisher unbehandelten CLL-Patienten vor. Was sind hier die wichtigsten Punkte? W. Wierda: In dieser
randomisierten Studie der
Phase II wurden zwei verschiedene Dosierungen von Ofatumumab, 500mg und 1.000mg, in Kombination mit Fludarabin und Cyclophosphamid eingesetzt. Bei bisher unbehandelten Patienten stellt die erste Therapie die beste Gelegenheit dar, eine komplette
Remission zu erreichen. Deshalb ist es unser Ziel, so viele Patienten wie möglich in eine CR zu bringen. Unsere Studie ergab klar eine signifikante Rate an kompletten Remissionen. Sie stimmte in etwa mit dem überein, was wir in anderen Studien mit einer Chemoimmuntherapie, z.B. mit Rituximab, sahen. Ausserdem zeigten sich keine neuen Sicherheitssignale. Es handelt sich also klar um eine aktive Behandlung, die auch gut vertragen wird.
Was werden nun die nächsten Schritte sein?W. Wierda: Am MD Anderson entwickeln wir aktuell mehrere Studien. Eine davon befasst sich mit dem Einsatz einer Ofatumumab-
Monotherapie als frühe Behandlungsoption bei Hochrisiko-CLL-Patienten. Eine andere Studie wird sich mit der Strategie einer Ofatumumab-
Monotherapie als Konsolidierungs- und
Erhaltungstherapie beschäftigen. Und wir haben vor Kurzem eine klinische Studie gestartet, in der bei vorbehandelten Patienten Ofatumumab mit Lenalidomid kombiniert wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Kombination rasch in eine Erstlinienoption überführen können, sobald wir ihre Sicherheit gezeigt haben.
Vielen Dank für das Gespräch!Referenz: 1 Wierda W et al: Ofatumumab Combined with Fludarabine and Cyclophosphamide (O-FC) Shows High Activity in Patients with Previously Untreated Chronic Lymphocytic Leukemia (CLL): Results From a Randomized, Multicenter, International, Two-Dose, Parallel Group,
Phase II Trial. Blood 2009; 114: Abstract 207
Das Interview führte: Dr. Therese Schwender
Unser Interviewpartner: Prof. Dr. med. William Wierda, MD Anderson Cancer Centre, Houston/Texas
Quelle: http://haematologie-onkologie.universimed.com/artikel/ofatumumab-bei-cll-patienten-wirksam-und-vertr%C3%A4glichNon-Hodgkin-Lymphom
Unter Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) wird eine Gruppe von malignen Tumoren des lymphatischen Systems mit ganz unterschiedlichem Malignitätsgrad zusammengefasst. Histologisch sind die NHL durch eine follikuläre oder diffuse Proliferation maligner lymphatischer Zellen, vorwiegend B-Zellen, charakterisiert. Unterscheidet sich im Zellbild vom Hodgkin- Lymphom.
Erhaltungstherapie
Über eine längere Zeitperiode fortgeführte Chemotherapie, die den Erfolg der Induktions- und Konsolidierungstherapie stabilisieren soll
immunsuppressiv
Eine Immunantwort unterdrückend
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
Monotherapie
Behandlung mit nur einem Medikament
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Lymphknoten
Kleine, etwa bohnenförmige Organe, die im ganzen Körper entlang der Lymphbahnen angeordnet sind. Sie beherbergen weiße Blutkörperchen (besonders Lymphozyten) mit wichtigen Abwehrfunktionen und dienen als Filter für Bakterien und auch für Krebszellen.
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Phase II
Hat das Medikament die Prüfung in Phase I bestanden, wird es bei einer kleinen Patientengruppe bezüglich der Wirksamkeit untersucht. Ziele der Studie können dabei beinhalten: Sinkt die Restleukämie? Bei welchem Prozentsatz der Testpersonen sinkt die Resterkrankung ab? Wird das Fortschreiten der Krankheit verzögert? Üblicherweise beteiligen sich einige hundert Menschen an einer solchen Studie, um möglichst genaue Zahlen zu erhalten. Um zu klären, ob es sich bei der Wirkung um zufällige Effekte oder um tatsächliche Medikamentenwirkungen handelt, werden die Teilnehmenden in eine Untersuchungsgruppe und eine Kontrollgruppe eingeteilt.
maligne
Bösartig (z. B. von Gewebsveränderungen)
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Non-Hodgkin-Lymphom
Unter Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) wird eine Gruppe von malignen Tumoren des lymphatischen Systems mit ganz unterschiedlichem Malignitätsgrad zusammengefasst. Histologisch sind die NHL durch eine follikuläre oder diffuse Proliferation maligner lymphatischer Zellen, vorwiegend B-Zellen, charakterisiert. Unterscheidet sich im Zellbild vom Hodgkin- Lymphom.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
refraktär
Unempfindlich, nicht beeinflussbar, therapieresistent
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
maligne
Bösartig (z. B. von Gewebsveränderungen)
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)