- Published on 27.05.2014, 09:15
- Von Jan Geissler
Der Typ-II-Anti-CD20-Antikörper GA101 (Gazyvaro®, Obinutuzumab) hat am 22. Mai 2014 vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der europäischen Arzneimittelagentur EMA die Empfehlung zur EU-weiten Zulassung erhalten. Die Zulassung gelte für die Erstlinientherapie in Kombination mit Chlorambucil bei erwachsenen CLL-Patienten mit Begleiterkrankungen, für die deswegen keine Fludarabin-Therapie unter üblicher Dosis in Frage kommt.
Grundlage des positiven Votums des EMA-Ausschusses seien die Ergebnisse der von Roche in Zusammenarbeit mit der Deutschen CLL-Studiengruppe (DCLLSG) durchgeführten dreiarmigen Phase III-Studie CLL11. Darin habe sich mit GA101 erstmals ein Typ-II-Antikörper wirksamer gezeigt als Rituximab, der aktuelle Therapiestandard bei B-Zell-Lymphomen. Das Arzneimittel hatte am 10. Oktober 2012 den Status eines Medikaments für seltene Erkrankungen (Orphan-Drug-Status) bekommen.
Obinutuzumab ist ein als Infusion verabreichter, rekombinanter monoklonaler Antikörper (L01XC15), der auf CD20-Antigene auf der Oberfläche von bösartigen und normalen B-Lymphozyten abzielt.
Die Genehmigung von Obinutuzumab basiert u.a. auf einer Studie mit 356 Teilnehmern, in der Obinutuzumab in Kombination mit Chlorambucil mit Chlorambucil allein bei Teilnehmern mit zuvor unbehandelter CLL verglichen wurde. Teilnehmer, die Obinutuzumab in Verbindung mit Chlorambucil erhielten, zeigten eine deutliche Verbesserung beim progressionsfreien Überleben: im Durchschnitt 23 Monate im Vergleich mit 11,1 Monaten bei Chlorambucil allein.
Die Hauptstudie ist eine Phase-III-Studie mit 781 zuvor unbehandelten Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie und koexistierenden Erkrankungen. Die Studie zeigte, dass mit Obinutuzumab in Kombination mit Chlorambucil behandelte Patienten signifikant länger lebten, ohne Krankheitsverschlechterung im Vergleich zu Patienten, die mit Chlorambucil behandelt wurden (26,7 Monate gegenüber 11,1 Monate) oder Rituximab plus Chlorambucil (26,7 Monate gegenüber 15,2 Monate). Darüber hinaus wurde das Risiko der Krankheitsprogression oder Tod um 86% reduziert, wenn Obinutuzumab mit Chlorambucil verabreicht wurde.
Die häufigsten Nebenwirkungen von Obinutuzumab, die bei den Studienteilnehmern beobachtet wurden, während sie Obinutuzumab in Verbindung mit Chlorambucil einnahmen, waren:
- Infusionsreaktionen
- verminderte weiße Blutkörperchen (Neutropenie) mit möglicher Infektanfälligkeit
- ein niedriges Niveau der Blutplättchen im Blut (Thrombozytopenie)
- verminderte Zahl der roten Blutkörperchen (Anämie)
- Muskelschmerzen und KnochenschmerzenFieber.
Quelle: EMA-Mitteilung 22.05.2014 und Arznei-News vom 23.5.2014
Die Hauptstudie, auf der die Empfehlung von Gazyvaro basiert, ist eine Phase-III-Studie mit 781 zuvor unbehandelten Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie und koexistierenden Erkrankungen. Die Studie zeigte, dass mit Gazyvaro in Kombination mit Chlorambucil behandelte Patienten signifikant länger lebten, ohne Krankheitsverschlechterung im Vergleich zu Patienten, die mit Chlorambucil behandelt wurden (26,7 Monate gegenüber 11,1 Monate) oder Rituximab plus Chlorambucil (26,7 Monate gegenüber 15,2 Monate). Darüber hinaus wurde das Risiko der Krankheitsprogression oder Tod um 86% reduziert, wenn Gazyvaro mit Chlorambucil verabreicht wurde.
Monoklonaler Antikörper
Antikörperpräparation, die nur eine einzige Struktur erkennt. Monoklonale Antikörper werden im Labor mit Hilfe von unsterblich gemachten Immunzellen gebildet, die einer einzelnen Vorläuferzelle entstammen. Gleichartige Nachkommen eines einzelnen Vorläufers nennt man Klon.
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Begleiterkrankung
Beschwerden oder Erkrankung(en), die zusätzlich und gleichzeitig zur Haupterkrankung auftreten, oder die Auswirkung solcher zusätzlichen Beschwerden oder Erkrankungen.
Thrombozytopenie
Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten), kann eine Blutungsneigung mit kleinfleckigen Blutungen in Haut und Schleimhäuten oder in Organen hervorrufen
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Neutropenie
Verminderung der Anzahl neutrophiler Granulozyten im Blut - bestimmter weißer Blutzellen, die besonders für die Abwehr gegen Bakterien und Pilze wichtig sind
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Phase III
In der letzten Phase wird das Medikament bei Gruppen von vielen hundert Menschen (oft über einen längeren Zeitraum) erprobt. Die Wirksamkeit wird genauer und statistisch zuverlässiger erfasst, seltene unerwünschte Nebenwirkungen werden exakt untersucht. Um eine ausreichende Zahl von Teilnehmenden zu erhalten, werden diese Studien meist international oder als so genannte Multizenterstudien, d.h. an verschiedenen Orten, durchgeführt. In der Regel erhält ein Medikament erst dann eine offizielle Zulassung, wenn diese Phase erfolgreich abgeschlossen ist. Wenn jedoch ein öffentliches Interesse besteht, kann die Zulassung in einem beschleunigten Verfahren (Fast-track- Verfahren) auch frühzeitig erfolgen, wie dies beispielsweise bei dem Medikament Glivec geschehen ist.
Zytopenie
Zellzahlverminderung im Blut. Je nach dem, welcher Zelltyp verringert ist, spricht man auch von z.B. Leuko-, Granulo-, Lympho-, Mono-, Erythro- oder Thrombozytopenie.
Phase II
Hat das Medikament die Prüfung in Phase I bestanden, wird es bei einer kleinen Patientengruppe bezüglich der Wirksamkeit untersucht. Ziele der Studie können dabei beinhalten: Sinkt die Restleukämie? Bei welchem Prozentsatz der Testpersonen sinkt die Resterkrankung ab? Wird das Fortschreiten der Krankheit verzögert? Üblicherweise beteiligen sich einige hundert Menschen an einer solchen Studie, um möglichst genaue Zahlen zu erhalten. Um zu klären, ob es sich bei der Wirkung um zufällige Effekte oder um tatsächliche Medikamentenwirkungen handelt, werden die Teilnehmenden in eine Untersuchungsgruppe und eine Kontrollgruppe eingeteilt.
Anämie
Blutarmut, Mangel an roten Blutkörperchen oder Verminderung ihres Gehaltes an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
Antigen
Molekül, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, Molekül, das von einem Antikörper erkannt wird, z.B. auf der Oberfläche von Zellen
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Monoklonaler Antikörper
Antikörperpräparation, die nur eine einzige Struktur erkennt. Monoklonale Antikörper werden im Labor mit Hilfe von unsterblich gemachten Immunzellen gebildet, die einer einzelnen Vorläuferzelle entstammen. Gleichartige Nachkommen eines einzelnen Vorläufers nennt man Klon.
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.