Neue Leukämie-Therapie reduziert AML-Rezidive

Eine neue Therapieoption, die bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) in der ersten Remission die Rezidivhäufigkeit reduziert und das krankheitsfreie Überleben verlängert, diskutierten Experten beim soeben zu Ende gegangenen Europäischen Hämatologenkongress (EHA 2010) in Barcelona. Ceplene (Histamin-Dihydrochlorid) und Interleukin-2 ist die erste zugelassene Kombination für die Erhaltungstherapie bei AML. Die ersten Länder, in denen der Immunmodulator Ceplene bereits verfügbar ist, sind Deutschland, Österreich und Großbritannien, weitere europäische Länder werden folgen.

 
Ceplene ist zugelassen in Kombination mit IL-2 als Erhaltungstherapie bei erwachsenen AML –Patienten während der ersten Remission. Empfohlen wird eine Dosis von zweimal täglich 0,5 mg subkutan über zehn Zyklen.

„Es gibt einen großen Bedarf an neuen Therapieoptionen für AML-Patienten. Während Chemotherapie zunächst sehr wirksam ist und häufig zur Remission führt, erleiden aber an die 70 Prozent der Betroffenen innerhalb eines Jahres ein Rezidiv, mit schlechter Prognose für das Langzeit-Überleben. Es gibt klare Evidenz, dass AML-Patienten mit einem intakten Immunsystem gegen Rezidive geschützt sind. Wir waren daher auf der Suche nach therapeutisch einsetzbaren Substanzen, mit denen sich das Immunsystem von AML-Patienten so unterstützen lässt, dass die Remission anhält“, sagte in Barcelona der Hämatologe Prof. Dr. Kristoffer Hellstrand (Universität Gothenburg, Schweden), der den Wirkmechanismus von Ceplene beschrieben hat. 

„In einer Reihe von Studien hat sich gezeigt, dass IL-2 das Rezidivproblem bei AML-Patienten nicht lösen konnte. Kombinieren wir aber IL-2 mit Ceplene, sehen die Ergebnisse ganz anders aus. Ceplene unterstützt offenbar die immunogene Wirkung von IL-2 und die Kombination aktiviert wesentliche Komponenten der zellulären Immunität. Das Rezidivrisiko ist bei Patienten unter Ceplene/IL-2 reduziert, und die Wahrscheinlichkeit, dass die Remission stabil bleibt, ist um mehr als 50 Prozent erhöht”, so Prof. Hellstrand. „Ceplene ist das erste zugelassene Medikament, das sich eines wesentlichen klinischen Problems von AML annimmt, nämlich dem Rezidivrisiko während der Remission.“

In einer internationalen randomisierten Phase-III-Studie wurde die Ceplene/IL-2-Behandlung mit keiner Behandlung verglichen, dies bei 261 Patienten in erster Remission (CR1) und 59 Patienten in erneuter Remission nach einem Rezidiv. Bei den CR1-Patienten stieg die Dauer des leukämiefreien Überlebens im Durchschnitt von 291 Tagen ohne Behandlung auf 450 Tage nach Behandlung mit Ceplene und IL-2. Die Anzahl der CR1-Patienten, die drei Jahre lang leukämiefrei blieben, betrug 40 Prozent nach Behandlung mit beiden Substanzen gegenüber nur 26 Prozent bei den unbehandelten Patienten. Bei Patienten ab der zweiten Remissionsphase war die Kombination allerdings nicht wirksam.

Die Ergebnisse der in der Zeitschrift Blood veröffentlichten Phase III-Studie berechtigen, Ceplene /IL2 bei Patienten mit AML in 1. CR anzuwenden und geben Anlass, die Kombination in einer weiteren klinischen Studie zu untersuchen, so Prof. Dr. Thomas Büchner, Universität Münster.

Die AML ist eine von vier Formen der Leukämie, im EU-Raum werden jährlich rund 14.000 neue Fälle diagnostiziert, insgesamt gibt es rund 40.000 Patienten. In Deutschland treten etwa 3.600 Neuerkrankungen pro Jahr auf, in Österreich sind es knapp 400. Die AML macht etwa 80 Prozent aller akuten Leukämien beim Erwachsenen aus. 

Als Therapie für eine relative geringe Patientenzahl wurde Ceplene von der EMEA der Status einer “Orphan Drug” zuerkannt. 

Bei der gemeinsamen Jahrestagung 2010 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie von 1. bis 5. Oktober in Berlin sollen neue Daten zu Ceplene präsentiert werden.

Quelle: Meda Pharma Pressemitteilung vom 14.06.2010