- Published on 18.10.2010, 10:15
- Von Jan Geissler
Eine neue Therapieoption, die bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) in der ersten Remission die Rezidivhäufigkeit reduziert und das krankheitsfreie Überleben verlängert, diskutierten Experten beim soeben zu Ende gegangenen Europäischen Hämatologenkongress (EHA 2010) in Barcelona. Ceplene (Histamin-Dihydrochlorid) und Interleukin-2 ist die erste zugelassene Kombination für die Erhaltungstherapie bei AML. Die ersten Länder, in denen der Immunmodulator Ceplene bereits verfügbar ist, sind Deutschland, Österreich und Großbritannien, weitere europäische Länder werden folgen.
Ceplene ist zugelassen in Kombination mit IL-2 als Erhaltungstherapie bei erwachsenen AML –Patienten während der ersten Remission. Empfohlen wird eine Dosis von zweimal täglich 0,5 mg subkutan über zehn Zyklen.
„Es gibt einen großen Bedarf an neuen Therapieoptionen für AML-Patienten. Während Chemotherapie zunächst sehr wirksam ist und häufig zur Remission führt, erleiden aber an die 70 Prozent der Betroffenen innerhalb eines Jahres ein Rezidiv, mit schlechter Prognose für das Langzeit-Überleben. Es gibt klare Evidenz, dass AML-Patienten mit einem intakten Immunsystem gegen Rezidive geschützt sind. Wir waren daher auf der Suche nach therapeutisch einsetzbaren Substanzen, mit denen sich das Immunsystem von AML-Patienten so unterstützen lässt, dass die Remission anhält“, sagte in Barcelona der Hämatologe Prof. Dr. Kristoffer Hellstrand (Universität Gothenburg, Schweden), der den Wirkmechanismus von Ceplene beschrieben hat.
„In einer Reihe von Studien hat sich gezeigt, dass IL-2 das Rezidivproblem bei AML-Patienten nicht lösen konnte. Kombinieren wir aber IL-2 mit Ceplene, sehen die Ergebnisse ganz anders aus. Ceplene unterstützt offenbar die immunogene Wirkung von IL-2 und die Kombination aktiviert wesentliche Komponenten der zellulären Immunität. Das Rezidivrisiko ist bei Patienten unter Ceplene/IL-2 reduziert, und die Wahrscheinlichkeit, dass die Remission stabil bleibt, ist um mehr als 50 Prozent erhöht”, so Prof. Hellstrand. „Ceplene ist das erste zugelassene Medikament, das sich eines wesentlichen klinischen Problems von AML annimmt, nämlich dem Rezidivrisiko während der Remission.“
In einer internationalen randomisierten Phase-III-Studie wurde die Ceplene/IL-2-Behandlung mit keiner Behandlung verglichen, dies bei 261 Patienten in erster Remission (CR1) und 59 Patienten in erneuter Remission nach einem Rezidiv. Bei den CR1-Patienten stieg die Dauer des leukämiefreien Überlebens im Durchschnitt von 291 Tagen ohne Behandlung auf 450 Tage nach Behandlung mit Ceplene und IL-2. Die Anzahl der CR1-Patienten, die drei Jahre lang leukämiefrei blieben, betrug 40 Prozent nach Behandlung mit beiden Substanzen gegenüber nur 26 Prozent bei den unbehandelten Patienten. Bei Patienten ab der zweiten Remissionsphase war die Kombination allerdings nicht wirksam.
Die Ergebnisse der in der Zeitschrift Blood veröffentlichten Phase III-Studie berechtigen, Ceplene /IL2 bei Patienten mit AML in 1. CR anzuwenden und geben Anlass, die Kombination in einer weiteren klinischen Studie zu untersuchen, so Prof. Dr. Thomas Büchner, Universität Münster.
Die AML ist eine von vier Formen der Leukämie, im EU-Raum werden jährlich rund 14.000 neue Fälle diagnostiziert, insgesamt gibt es rund 40.000 Patienten. In Deutschland treten etwa 3.600 Neuerkrankungen pro Jahr auf, in Österreich sind es knapp 400. Die AML macht etwa 80 Prozent aller akuten Leukämien beim Erwachsenen aus.
Als Therapie für eine relative geringe Patientenzahl wurde Ceplene von der EMEA der Status einer “Orphan Drug” zuerkannt.
Bei der gemeinsamen Jahrestagung 2010 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie von 1. bis 5. Oktober in Berlin sollen neue Daten zu Ceplene präsentiert werden.
Quelle: Meda Pharma Pressemitteilung vom 14.06.2010
Erhaltungstherapie
Über eine längere Zeitperiode fortgeführte Chemotherapie, die den Erfolg der Induktions- und Konsolidierungstherapie stabilisieren soll
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Hämatologe
Arzt, der sich auf Erkrankungen des Blutes, darunter auch Leukämien, spezialisiert hat (Der Wortstamm „Häm-" kommt aus dem Griechischen und "bedeutet „Blut")
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Phase III
In der letzten Phase wird das Medikament bei Gruppen von vielen hundert Menschen (oft über einen längeren Zeitraum) erprobt. Die Wirksamkeit wird genauer und statistisch zuverlässiger erfasst, seltene unerwünschte Nebenwirkungen werden exakt untersucht. Um eine ausreichende Zahl von Teilnehmenden zu erhalten, werden diese Studien meist international oder als so genannte Multizenterstudien, d.h. an verschiedenen Orten, durchgeführt. In der Regel erhält ein Medikament erst dann eine offizielle Zulassung, wenn diese Phase erfolgreich abgeschlossen ist. Wenn jedoch ein öffentliches Interesse besteht, kann die Zulassung in einem beschleunigten Verfahren (Fast-track- Verfahren) auch frühzeitig erfolgen, wie dies beispielsweise bei dem Medikament Glivec geschehen ist.
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
Phase II
Hat das Medikament die Prüfung in Phase I bestanden, wird es bei einer kleinen Patientengruppe bezüglich der Wirksamkeit untersucht. Ziele der Studie können dabei beinhalten: Sinkt die Restleukämie? Bei welchem Prozentsatz der Testpersonen sinkt die Resterkrankung ab? Wird das Fortschreiten der Krankheit verzögert? Üblicherweise beteiligen sich einige hundert Menschen an einer solchen Studie, um möglichst genaue Zahlen zu erhalten. Um zu klären, ob es sich bei der Wirkung um zufällige Effekte oder um tatsächliche Medikamentenwirkungen handelt, werden die Teilnehmenden in eine Untersuchungsgruppe und eine Kontrollgruppe eingeteilt.
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
Hämatologe
Arzt, der sich auf Erkrankungen des Blutes, darunter auch Leukämien, spezialisiert hat (Der Wortstamm „Häm-" kommt aus dem Griechischen und "bedeutet „Blut")
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.