Möglicher Prognosemarker für CLL beschrieben

Columbus  – Ob eine chronisch lymphatische Leukämie (CLL) schnell oder langsam progredient verläuft, könnte ein Gen namens ZAP-70 genauer voraussagen. Wissenschaftler der Ohio State University haben nach eigenem Befinden einen molekularen Marker identifiziert, mit dem sie nicht nur zuverlässig, sondern auch in relativ kurzer Zeit die Prognose abschätzen können. Das würde auch die Therapieplanung deutlich erleichtern. Ihre Studie erscheint im Journal of Clinical Oncology.

Die CLL ist mit einer Inzidenz von vier auf 100.000 die am weitesten verbreitete Leukämieform und tritt häufiger im höheren Lebensalter auf. Im Gegensatz zu anderen Leukämien ist die prognostizierte Überlebenszeit der Betroffenen sehr variabel und hängt neben der Stadieneinteilung nach Binet auch vom zytogenetischen Befund sowie verschiedenen Laborparametern ab. Dennoch ist es für den behandelnden Arzt laut Aussagen der Autoren derzeit schwer, eine leichtere Verlaufsform der Erkrankung mit einer besseren Prognose von einer prognostisch ungünstigen abzugrenzen.

Das könnte sich aber bald ändern, versichern die Wissenschaftler unter der Leitung von John Byrd. Eine gesteigerte Expression der Tyrosinkinase namens ZAP-70 ist als prognosehinweisender Marker bereits vorhanden und kann im Labor bestimmt werden.

Allerdings ist die Bestimmung von ZAP-70 laut den Forschern bislang in der klinischen Praxis unpraktisch und nicht präzise genug. Daher lag das Augenmerk ihrer Arbeit darauf, die Genexpression dieser Tyrosinkinase genauer zu untersuchen.

Für ihre Analyse verwendeten sie 247 Proben von CLL-Patienten aus vier verschiedenen, voneinander unabhängigen klinischen Studien. Dort führten sie eine hochauflösende, quantitative DNA-Methylierungsanalyse der gesamten Regulationsgene der ZAP-70-Tyrosinkinase durch. Bei dieser Untersuchung identifizierten sie eine einzelne Region, die bei der Methylierung der ZAP-70-Gene eine entscheidende Rolle spielt und signifikant mit der Prognose dieser Patienten korrelierte.

Je häufiger die Tyrosinkinase methyliert wurde, desto schlechter sprach die Therapie an und desto kürzer überlebten die Patienten. Zudem erwies sich die Untersuchung des Methylierungsstatus als effektiv und zusätzlich relativ kostengünstig, so die Wissenschaftler. Statt des bislang ungenauen, aufwendigeren und meist sehr teuren direkten Nachweises der ZAP-70 könnte ihre Diagnostikmethode in Zukunft in den Kliniken etabliert werden, sind sich die Autoren sicher.

Deutsches Ärzteblatt vom 13.06.2012