- Published on 07.10.2010, 14:29
- Von Marc
Seit einem Jahrhundert spekulieren Krebsforscher darüber, ob eine Übertragung von Krebserkrankungen über die Plazenta möglich ist. Denkbar ist dies, da die Plazenta nicht absolut undurchlässig für Zellen ist. Eine einzige Tumorzelle würde ausreichen, um ein metastasierendes Karzinom transplazentar auf das Kind zu übertragen. In Japan hat nun einem Bericht zufolge eine Mutter eine Leukämie auf ihr Ungeborenes übertragen. Dies belegen sorgfältige genetische Untersuchungen in den Proceedings of the National Academy of Sciences.
Die unterschiedlichen HLA-Eigenschaften von Mutter und Kind sollten aber in diesem Fall das Immunsystem des Kindes auf die körperfremden Zellen aufmerksam machen, was normalerweise zur Zerstörung der "Eindringlinge" führt.
Den etwa 30 Berichten in der Weltliteratur wurde deshalb mit Skepsis begegnet, und in keinem Fall konnte der maternale Ursprung des kindlichen Tumors, meistens eine Leukämie oder ein Melanom, zweifelsfrei belegt werden.
Dies ist jetzt erstmals der Gruppe um Mel Greaves vom Institute of Cancer Research in Sutton bei London gelungen. Sie konnten die Leukämiezellen von Mutter und Kind genetisch untersuchen. Beide Malignome wiesen die gleiche
Mutation in der
Sequenz des Tumorgens
BCR-ABL1 auf.
Da die
somatischen Zellen des Kindes frei von diesem Genfehler waren und die Wahrscheinlichkeit, dass zufällig die gleiche
Mutation zur gleichen Zeit bei Mutter und Kind auftraten, verschwindend gering ist, belegt dies die Herkunft des Tumors.
Die Forscher fanden außerdem heraus, warum die Leukämiezellen der Mutter vom Immunsystem des Kindes nicht abgestoßen wurden. Ihnen fehlten aufgrund von weiteren
Mutationen wichtige HLA-Eigenschaften, welche für das Immunsystem das Erkennungssignal für eine fremde Zelle ist.
Die Leukämiezellen, waren gewissermaßen unsichtbar für das Abwehrsystem des Kindes. Da diese
Mutationen selten sind, dürfte die Übertragung einer Leukämie in der Natur ein sehr seltenes Ereignis sein, vermuten die britischen Krebsforscher.
Dass so wenige Übertragungen auftreten, zeige zudem, dass das menschliche Immunsystem eine sehr effektives Instrument in der Abwehr von Tumorerkrankungen ist.
Quelle: Dt. Ärzteblatt vom 13.10.2009Proceedings of the National Academy of Sciences (2009; doi:10.1073/pnas.0904658106)
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
sequenzieren
Bestimmen der Reihenfolge von Nucleotiden.
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.