Krebsforschung: Mit zwei Greifarmen gegen Leukämie

Mit dem BiTE®-Antikörper Blinatumomab befindet sich eine neue Therapieoption bei akuter lymphatischer Leukämie (ALL) im fortgeschrittenen Stadium der klinischen Entwicklung. BiTE steht für bispezifischer T-Zell-Engager. Einer Pressemitteilung des Herstellers Amgen ist zu entnehmen, dass der Wirkstoff in einer Phase-III-Studie bei bestimmten ALL-Patienten gute Ergebnisse
erzielen konnte. In einer anderen Studie habe Blinatumomab auch bei erwachsenen Patienten mit rezidivierter beziehungsweise refraktärer ALL erste sehr positive Ergebnisse gebracht. Ein Zulassungsantrag bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA liegt noch nicht vor. Auf Nachfrage der PZ teilt Amgen mit, dass das Unternehmen mit einer Zulassung von Blinatumomab im Jahr 2016 rechnet.

 

ALL wird zu 75 Prozent durch B- und zu 25 Prozent durch T-Vorläuferzellen verursacht und ist eine sehr aggressive hämatologische Neoplasie. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate von Erwachsenen mit ALL liegt derzeit bei 35 bis 40 Prozent. «Wir brauchen dringend neue Substanzen mit Aktivität bei Chemotherapieresistenter ALL», erklärte Dr. Nicola Gökbuget aus Frankfurt bei einem von Amgen veranstalteten Symposium im Rahmen des Kongresses der European Hematology Association in Stockholm. Die zielgerichtete Immuntherapie mit Blinatumomab ist eine solche Option. Der Wirkstoff setzt sich zusammen aus einem Antikörper gegen das Oberflächenmolekül CD19, das von 95 bis 100 Prozent aller Blasten sowohl der B-Vorläuferund B-Zell-ALL produziert wird, und einem Antikörper gegen das CD3-Antigen normaler zytotoxischer T-Zellen. Das Antikörperkonstrukt bringt die T-Zelle zur Zielzelle und koppelt beide aneinander. Dadurch wird die T-Zell-Toxizität stimuliert, sodass die Zielzellen selektiv zerstört werden. Indem Blinatumomab die TZellen also nahe an den Tumor heranführt, können diese wieder aktiviert gegen den Krebs vorzugehen. Die  verlorengegangene natürliche Fähigkeit der T-KillerZellen, gegen den Krebs vorzugehen, wird also wieder hergestellt.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung vom 25.07.2013