- Published on 08.10.2010, 16:05
- Von Jan Geissler
Wenn der Körper wehrlos ist: 20 Jahre nach dem 1. Nationalen Kongress der Pflege für Patienten mit
Knochenmark- oder Stammzelltransplantation in Ulm, ist das Universitätsklinikum vom 24. bis 26. September 2008 erneut Gastgeber für diesen Kongress. Patienten, die eine Knochenmarks- oder Stammzelltransplantation erhalten, sind über Wochen im Krankenhaus und bedürfen einer besonderen Pflege, denn ihr Immunsystem ist über lange Zeit stark geschwächt. Wie Patienten im Verlauf ihrer Behandlung gezielt geschützt, wie ihre körperliche Fitness gestärkt und die sozialpsychologische Betreuung gewährleistet werden kann, darüber informiert der Nationale Pflegekongress.
Daten der Veranstaltung
24. bis 26. September 2008
Universitätsklinikum Ulm,
Hörsaal Medizinische Klinik
Albert-Einstein-Allee 23
89081 Ulm, Oberer Eselsberg
Für Patienten, die z.B. an einer Leukämie oder einer anderen unheilbaren Erkrankung des blutbildenden Systems leiden, stellt die
allogene Stammzelltransplantation oft die einzige Chance auf eine Heilung dar. Bei diesem Behandlungsverfahren wird das kranke
Knochenmark durch eine intensive
Chemotherapie zerstört und dem Patienten anschließend
Stammzellen eines gesunden Spenders übertragen. Um zu verhindern, dass der eigene Körper die gespendeten
Stammzellen abstößt, wird gleichzeitig das Immunsystem des Patienten ausgeschaltet. Als Folge ist die eigene Abwehr über lange Zeit sehr eingeschränkt und die Gefahr von lebensbedrohlichen Infektionen erhöht.
Deshalb müssen die Pflegekräfte in den Transplantationszentren auf die besondere Situation ihrer Patienten vorbereitet sein: Durch die Schwächung des Immunsystems können beispielsweise ansonsten harmlose Keime aus dem Leitungswasser beim Duschen oder Waschen zu Infektionen führen. Auf dem Kongress werden spezielle Filtersysteme und deren Anwendung vorgestellt. Des Weiteren leben die Patienten, darunter auch viele Kinder, über Wochen in keimfreien Schutzzelten oder unter speziellen Hygienemaßnahmen in Einzelzimmern isoliert. Der mangelnde Kontakt mit der Außenwelt erfordert für Kinder wie für Erwachsene eine besondere Betreuung. Für die Kongressteilnehmer/innen bietet sich die Möglichkeit, die Transplantationseinheit der Ulmer Kinderklinik und der Medizinischen Klinik zu besichtigen.
Weitere Themen sind beispielsweise Mobilisationsprogramme, die durch tägliche gezielte Krankengymnastik die körperliche Fitness erhalten, Behandlungsmöglichkeiten durch die in Ulm entwickelte Radioimmuntherapie oder die Frage, ob die Stammzellgewinnung aus Nabelschnurblut künftig eine sinnvolle Ergänzung für die Behandlung Erwachsener darstellt. Außerdem geht es um die Frage, welche Rolle Angehörige, Pflegende und Psychoonkologen bei der Patientenbetreuung haben, welche Besonderheiten die Pflege älterer Patienten mit sich bringt und wie man die Patienten nach dem Klinikaufenthalt angemessen unterstützen kann. Auch Falldarstellungen mit Betroffenen sind Teil der Veranstaltung.
Der Nationale Kongress wird jährlich von Pflegenden eines Behandlungszentrums sowie der deutschlandweiten Arbeitsgruppe aus Pflegekräften des Fachgebiets organisiert. Ziel ist, den Austausch und die Vermittlung zwischen bewährten Pflegemethoden und aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand sowie das Streben nach einheitlichen Pflegestandards in diesem Bereich zu fördern. Es werden etwa 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz erwartet.
Quelle: idw-Pressemitteilung vom 12.09.2008 allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Transplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation, die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.