- Published on 28.07.2010, 15:23
- Von Michi
Fünf Jahre Therapieerfahrung mit
Imatinib belegen, daß bei Patienten mit einer neu diagnostizierten
Philadelphia-Chromosom-positiven chronischen
myeloischen Leukämie (
Ph+CML) lang anhaltende Remissionen erreicht werden, und zwar mit einer Dosierung von täglich 400 mg. Fast alle Patienten mit CML sprechen gut auf die Standardbehandlung an. Eine Dosiserhöhung kann gegen
Resistenzen hilfreich sein.
Der größten Studie (IRIS) mit mehr als 1100 Patienten zufolge haben, wie die "Ärzte Zeitung" berichtete, 98 Prozent der neu diagnostizierten CML-Patienten mit
Imatinib (Handelsname
Glivec) nach 42 Monaten eine komplette hämatologische
Remission, das
Blutbild normalisiert sich. 91 Prozent erreichen eine größere zytogenetische
Remission (MCR, definiert als maximal 35 Prozent Ph+-Zellen im Blut).
Bei 84 Prozent wird sogar eine komplette zytogenetische
Remission (
CCR, kein Nachweis von Ph+-Zellen) erzielt. Aktuelle Daten belegen zudem, daß Patienten, die 800 mg
Imatinib pro Tag einnehmen, ein noch besseres molekulares Ansprechen haben. Dies bedeutet eine deutliche Verringerung der Boten-
RNA des
BCR-ABL-Fusions-
Gens auf dem
Philadelphia-Chromosom.
"Das molekulare Ansprechen ist der wichtigste verlaufsabhängige Prognosefaktor in der CML", sagt Professor Andreas Hochhaus von der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Uni Heidelberg auf einer Tagung der Novartis-Stiftung in Nürnberg. Quantifiziert wird
BCR-ABL mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion.
98 Prozent der Patienten, die in der
IRIS-Studie innerhalb von zwölf Monaten eine
CCR und eine
BCR-ABL-Reduktion um mindestens drei Größenordnungen (drei log-Stufen) erreichten, überleben mehr als 42 Monate progressionsfrei. Dagegen lag der Wert in der Studie bei 90 Prozent, wenn zwar eine
CCR, aber eine
BCR-ABL-Reduktion von weniger als drei log-Stufen erzielt wurde. Wurde keine
CCR erreicht, blieben 75 Prozent der Patienten in dieser Zeit progressionsfrei.
In Studien zur Therapieoptimierung, etwa in der CML-IV-Studie unter Leitung von Hochhaus, werden alternative Strategien zum Erreichen dieser Therapieziele überprüft.
In der CML-IV-Studie wird der Therapieerfolg mit der Standarddosis 400 mg
Imatinib mit dem der Kombination
Imatinib /
Interferon-alpha sowie der 800-mg-Dosis pro Tag von
Imatinib bei neu diagnostizierten CML-Patienten verglichen. Eine Möglichkeit, den Therapieerfolg zu verbessern, wenn die Therapieziele nicht erreicht werden, ist die Dosissteigerung von der Standarddosis 400 mg auf 800 mg.
Fast alle CML-Patienten sprechen gut auf eine Standard-Behandlung mit dem
Tyrosinkinase-Hemmer
Imatinib an. Etwa vier Prozent der Behandelten in der frühen
chronischen Phase der Erkrankung haben Formen der
Resistenz. Für solche Patienten steht seit Juli 2005 ebenfalls die Dosiserhöhung auf 800 mg innerhalb der Zulassung zur Verfügung.
Eine weitere Option in der Behandlung ist der neue Wirkstoff AMN107, wie Studien, etwa in Mannheim, belegen. Er ähnelt strukturell
Imatinib, hemmt jedoch noch gezielter die CML-typische Genmutation und verfügt über ein ähnlich gutes Profil unerwünschter Wirkungen. Erste Studienergebnisse sind erfolgversprechend: Mit dem neuen Medikament können
Resistenzen durchbrochen werden - die Patienten sprechen wieder auf eine Behandlung an.
Informationen zur Studie gibt es bei der CML-Studienzentrale Mannheim, Tel.: 0621 / 3 83 41 68 oder per E-Mail:
Quelle:
Ärzte Zeitung vom 02.11.2005 Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Mutation
Veränderung der Abfolge von Bausteinen im Erbgut (DNS). Mutationen können zu Änderung oder Verlust der Funktion von Genen führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen (lat. mutatio Veränderung, Wechsel)
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
CCR
engl. complete cytogenetic remission: komplette zytogenetische Remission
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Philadelphia-Chromosom
Charakteristisches Merkmal der chronisch myeloischen Leukämie. Die Chromosomenmutation entsteht durch Transfer des Hauptteils des langen Arms von Chromosom 9 nach Chromosom 22 (= Translokation).
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Resistenz
Unempfindlichkeit gegenüber einer Behandlung, z.B. von Krebszellen gegen eine Therapie
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.