Impfstoff gegen SZT-Komplikationen beim Cytomegalovirus

Etwa die Hälfte aller Deutschen ist mit einem so genannten Cytomegalovirus infiziert, das sich in der Regel nicht bemerkbar macht. Es tritt erst dann auf, wenn das Immunsystem sehr schwach ist. Das kann vor allem für Leukämiepatienten, die im Laufe ihrer Behandlung eine Stammzelltransplantation erhalten, schwere Folgen haben. An der Universität Würzburg wollen Klinikdirektor Professor Hermann Einsele und Dr. Götz Ulrich Grigoleit in Zusammenarbeit mit Professor Gerd Sutter vom Paul-Ehrlich-Institut eine Impfung entwickeln, die das Virus unschädlich macht. Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. unterstützt das Projekt mit rund 210.000 Euro.

Das Cytomegalovirus (CMV) gehört zur Familie der Herpesviren. Wer sich frisch mit diesem Erreger infiziert, hat in der Regel keine oder nur schwache Symptome, wie etwa leichtes Fieber. Das Virus aber bleibt von da an lebenslang im Körper. Es nistet sich unter anderem in den Speicheldrüsen, in weißen Blutzellen und in den Blutgefäßwänden ein. In industrialisierten Ländern sind rund 50 Prozent der Menschen mit CMV infiziert, in den Entwicklungsländern sogar bis zu 90 Prozent.

Gefährlich wird das Virus in der Regel erst, wenn das Immunsystem durch Krankheiten oder Medikamente stark geschwächt ist. Dann erwacht es und kann schwere Schäden anrichten, etwa eine Entzündung der Netzhaut, die letztlich zur Erblindung führen kann. An der Medizinischen Klinik II werden unter anderem Leukämiepatienten behandelt, deren letzte Hoffnung auf einer Stammzelltransplantation ruht. Häufige und lebensbedrohliche Komplikationen werden bei dieser Therapie durch das CMV ausgelöst. Zusammen mit den fremden Stammzellen wird den Patienten auch ein fremdes Immunsystem übertragen. Damit das fremde Immunsystem den Organismus der Patienten nicht attackiert, muss es zunächst unterdrückt werden. Diese vorübergehende Immunschwäche aktiviert das CMV.

Den Impfstoff planen die Würzburger Experten auf der Grundlage eines harmlosen Virus, des so genannten Modified Vaccinia Ankara Virus (MVA), das bereits zur Entwicklung neuer Impfstoffe gegen wichtige andere Infektionskrankheiten des Menschen verwendet wird. An dieses Vehikel wollen sie zwei Proteine des Cytomegalovirus koppeln, die das Immunsystem des Menschen zu besonders starken Abwehrreaktionen anspornen. Bringt man solche Impfviren in einer Zellkultur mit Immunzellen in Kontakt, entwickelt sich ein sehr abwehrstarkes Immunsystem. Die im Labor produzierten "scharfen" Immunzellen sollen den Leukämiepatienten injiziert werden und einen Schutz gegen das CMV verleihen.

Alternativ könnten auch Stammzellspender einen Impfzyklus durchlaufen. Zusammen mit den neuen Stammzellen würden dem Patienten gleichzeitig spezifische Immunzellen im Transplantat übertragen, die das Virus kontrollieren können. "Diese Strategie funktioniert", ist sich Dr. Grigoleit sicher. Falls der Impfstoff wirkt, könnten standardmäßig alle Kinder geimpft werden. Auf lange Sicht ließe sich so die starke Verbreitung des CMV in der Bevölkerung eindämmen.

Der spanische Tenor gründete 1995 die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. - aus Dankbarkeit dafür, dass er selbst seine Leukämie-Erkrankung nach einer Stammzelltransplantation überwunden hat. Die Stiftung förderte bislang 593 Projekte. Dazu gehören die Förderung von Wissenschaft und Forschung, die Finanzierung von Strukturmaßnahmen, wie zum Beispiel der Bau von Transplantationseinheiten, Tageskliniken oder Rehabilitationszentren, und die Unterstützung von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen.

Quelle: Innovations-Report vom 14.03.2008

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