- Published on 29.09.2010, 15:45
- Von Marc
Etwa die Hälfte aller Deutschen ist mit einem so genannten Cytomegalovirus infiziert, das sich in der Regel nicht bemerkbar macht. Es tritt erst dann auf, wenn das Immunsystem sehr schwach ist. Das kann vor allem für Leukämiepatienten, die im Laufe ihrer Behandlung eine Stammzelltransplantation erhalten, schwere Folgen haben. An der Universität Würzburg wollen Klinikdirektor Professor Hermann Einsele und Dr. Götz Ulrich Grigoleit in Zusammenarbeit mit Professor Gerd Sutter vom Paul-Ehrlich-Institut eine Impfung entwickeln, die das Virus unschädlich macht. Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. unterstützt das Projekt mit rund 210.000 Euro.
Das Cytomegalovirus (
CMV) gehört zur Familie der Herpesviren. Wer sich frisch mit diesem Erreger infiziert, hat in der Regel keine oder nur schwache
Symptome, wie etwa leichtes Fieber. Das Virus aber bleibt von da an lebenslang im Körper. Es nistet sich unter anderem in den Speicheldrüsen, in weißen Blutzellen und in den Blutgefäßwänden ein. In industrialisierten Ländern sind rund 50 Prozent der Menschen mit
CMV infiziert, in den Entwicklungsländern sogar bis zu 90 Prozent.
Gefährlich wird das Virus in der Regel erst, wenn das Immunsystem durch Krankheiten oder Medikamente stark geschwächt ist. Dann erwacht es und kann schwere Schäden anrichten, etwa eine Entzündung der Netzhaut, die letztlich zur Erblindung führen kann. An der Medizinischen Klinik II werden unter anderem Leukämiepatienten behandelt, deren letzte Hoffnung auf einer Stammzelltransplantation ruht. Häufige und lebensbedrohliche Komplikationen werden bei dieser Therapie durch das
CMV ausgelöst. Zusammen mit den fremden
Stammzellen wird den Patienten auch ein fremdes Immunsystem übertragen. Damit das fremde Immunsystem den Organismus der Patienten nicht attackiert, muss es zunächst unterdrückt werden. Diese vorübergehende Immunschwäche aktiviert das
CMV.
Den Impfstoff planen die Würzburger Experten auf der Grundlage eines harmlosen Virus, des so genannten Modified Vaccinia Ankara Virus (MVA), das bereits zur Entwicklung neuer Impfstoffe gegen wichtige andere Infektionskrankheiten des Menschen verwendet wird. An dieses Vehikel wollen sie zwei
Proteine des Cytomegalovirus koppeln, die das Immunsystem des Menschen zu besonders starken Abwehrreaktionen anspornen. Bringt man solche Impfviren in einer Zellkultur mit Immunzellen in Kontakt, entwickelt sich ein sehr abwehrstarkes Immunsystem. Die im Labor produzierten "scharfen" Immunzellen sollen den Leukämiepatienten injiziert werden und einen Schutz gegen das
CMV verleihen.
Alternativ könnten auch Stammzellspender einen Impfzyklus durchlaufen. Zusammen mit den neuen
Stammzellen würden dem Patienten gleichzeitig spezifische Immunzellen im Transplantat übertragen, die das Virus kontrollieren können. "Diese Strategie funktioniert", ist sich Dr. Grigoleit sicher. Falls der Impfstoff wirkt, könnten standardmäßig alle Kinder geimpft werden. Auf lange Sicht ließe sich so die starke Verbreitung des
CMV in der Bevölkerung eindämmen.
Der spanische Tenor gründete 1995 die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. - aus Dankbarkeit dafür, dass er selbst seine Leukämie-Erkrankung nach einer Stammzelltransplantation überwunden hat. Die Stiftung förderte bislang 593 Projekte. Dazu gehören die Förderung von Wissenschaft und Forschung, die Finanzierung von Strukturmaßnahmen, wie zum Beispiel der Bau von Transplantationseinheiten, Tageskliniken oder Rehabilitationszentren, und die Unterstützung von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen.
Quelle: Innovations-Report vom 14.03.2008Weiterführende Informationen:
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)
Port
Zuführendes System, meist eine unter die Haut eingepflanzte Kunststoffkammer mit Venenkatheter, um eine kontinuierliche Medikamentengabe zu ermöglichen.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CMV
Ein wichtiger Erreger insbesondere von schweren Lungenentzündungen nach Transplantation ist das Cytomegalievirus (CMV). Der Virus ist für gesunde Menschen unproblematisch, für Transplantationspatienten ist er jedoch aufgrund eines geschwächten Immunsystems lebensgefährlich. Der Nachweis von CMV vor einer Transplantation führt daher zu einer schlechteren Prognose.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Tyrosinkinase-Domäne
Die Tyrosinkinase-Domäne liegt auf der intrazellulären Seite und wird, im Gegensatz zu anderen Proteinkinasen, in dieser Familie durch eine eingeschobene Sequenz zweigeteilt.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Proteine
Große Moleküle, die sich aus über 100 Amonosäuren bzw. Peptiden zusammensetzen
Symptom
Krankheitszeichen (griechisch Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung)